Die Österreicher haben - trotz einer starken Belastung durch die hohe Teuerung – weiterhin eine gute Zahlungsmoral. Nur jede sechste Rechnung wird zu spät bezahlt. Die öffentliche Hand überweist zum Teil sogar aktuell schneller als im Vorjahr. Weniger gut ist, dass jene, wo es ein Inkassobüro braucht, immer jünger werden.
„Die Stimmungslage in der Wirtschaft kommt nicht in die Gänge“, erklärt Ricardo-José Vybiral, Chef des KSV1870. Nur knapp jedes zweite (48 Prozent) bei uns tätige Unternehmen stuft die Geschäftslage als „gut“ oder „sehr gut“ ein. Mehr als ein Viertel (27 Prozent) sprechen von rückläufigen Umsätzen, so eine KSV1870-Umfrage. Ein Sorgenkind bleibt der Handel, wo nur rund jedes dritte Geschäft „gut“ oder „sehr gut“ läuft.
Umso erfreulicher ist es daher, dass die Zahlungsmoral weiterhin hoch ist. Private zahlen wie im Vorjahr im Durchschnitt nach 13 Tagen ihre Rechnung, Gemeinden nach 24 Tagen und die Firmen nach 25 Tagen. Der Bund zahlt nach 35 Tagen (+1 Tag zum Vorjahr). Dafür verbesserten sich Ländern um zwei auf 31 Tage und Gemeinden um einen auf 24 Tage.
Fast neun von zehn Privaten zahlen pünktlich
Privatpersonen begleichen in 87 Prozent aller Fälle ihre Rechnung fristgerecht. Allerdings halten sie sich bei den Konsumausgaben deutlich zurück. Jeder zweite Unternehmer (51 Prozent) bemerkt an, dass private Haushalte im Vergleich zum Vorjahr weniger kaufen. Besonders betroffen sind die Bauwirtschaft und der Handel. „Der private Konsum ist essenziell, um wieder eine florierende Wirtschaft zu erleben“, erklärt Vybiral.
Der private Konsum ist essenziell, um wieder eine florierende Wirtschaft zu erleben
Ricardo-José Vybiral, Chef des KSV1870
Bild: Georg Wilke, Krone KREATIV
Eintreibung der Gelder jedoch schwieriger
Auch wenn die Moral gut ist, steigt der Aufwand für die Betriebe. 46 Prozent geben an, dass es schwieriger geworden ist, Private zum Zahlen zu bewegen. Oft werde bis „zum letzten Drücker“ zugewartet und Zahlungsziele ausgereizt, heißt es.
Inkassoschuldner werden immer jünger
Wenig erfreulich ist hingegen die Entwicklung der Altersstruktur. „Die Schuldner werden immer jünger“, betont Walter Koch, Geschäftsführer der KSV1870 Forderungsmanagement GmbH. Knapp ein Viertel (24 Prozent) aller Inkassoschuldner sind zwischen 21 und 30 Jahre. Vor zwei Jahren waren es erst 23 Prozent. Noch eklatanter ist der Anstieg bei den bis-20-Jährigen. Entfielen auf diese Gruppe 2022 nur 0,8 Prozent aller Schuldner, sind es aktuell schon stolze drei Prozent – das ist mehr als eine Verdreifachung in zwei Jahren.
Forderungen an künftige Regierung
„Die Unternehmen haben uns etwas mitgegeben, einen Forderungskatalog mit ihren Wünschen an die neue Regierung“, erklärt Vybiral. Darunter finden sich neben Klassikern auch neue Themen, betont der Kreditschützer. Hier ein Überblick:
Man darf gespannt sein, welche dieser Forderungen von einer künftigen Regierung umgesetzt werden.
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