Noch am Dienstagabend kam bei einem Zukunftstalk mit Franz Welser-Möst im Brucknerhaus positive Aufbruchsstimmung auf. Am Mittwoch folgte der nächste Schock: René Esterbauer, kaufmännischer LIVA-Geschäftsführer wurde vom Dienst freigestellt, wir berichteten bereits. Wie stellt man sich nun die Zukunft des Konzerthauses vor?
Ein gefeuerter Brucknerhaus-Intendant, ein Bürgermeister, der nach einer Chat-Affäre zurücktreten musste: Es sind vor allem Skandale, die seit Wochen das Linzer Konzerthaus an der Donau verfolgen. Jetzt der nächste Schock: Mit der Dienstfreistellung von René Esterbauer, kaufmännischer LIVA-Chef, durch den geschäftsführenden SPÖ-Vizebürgermeister und amtierenden Eigentümervertreter Dietmar Prammer ist das Brucknerhaus de facto führungslos.
Prammer präferiert nun eine Interimslösung für die künstlerische Führung, die nicht ausgeschrieben werden muss. Damit könnte der „Zukunftstalk mit Franz Welser-Möst“, der noch am Vortag stattgefunden hatte, umsonst gewesen sein. Jedoch Meinhard Lukas, LIVA-Aufsichtsrat, betont, dass dem nicht so sei.
Es geht darum, das Brucknerhaus nach diesem Imageschaden in eine gute Zukunft zu führen.
Star-Dirigent Franz Welser-Möst
Und das nimmt sich hoffentlich die Politik auch zu Herzen, denn im Gespräch mit dem Star-Dirigenten Franz Welser-Möst wurden erste Visionen für die künftige Intendanz und das Haus greifbar.
Keine Kompromisse mehr bei Intendanz
Zur Findung einer Intendanz präzisierte Welser-Möst: „Wichtig ist, dass die Institution – das Brucknerhaus – weiß, was sie will – dazu muss man sich dann das Gesicht suchen.“ Und er appellierte, dass der neue Intendant/die neue Intendantin „kein Apparatschik“ sein dürfe.
Der Aufsichtsrat müsse zudem verlangen, „dass die Vorgaben exakt erfüllt werden“: „Man muss eine Person finden, die versteht, dass sie für die Institution da ist – und nicht umgekehrt.“ Heftiger Beifall aus dem Publikum, der mittlere Saal war gut gefüllt!
Ob das nun auch schon die interimistische künstlerische Führung mitbringen wird, kann man erst sehen, wenn sie ernannt worden ist.
Die Person muss die Fähigkeit haben, über den Tellerrand hinauszuschauen.
Franz Welser-Möst
Das Publikum konnte Wünsche äußern
Im Talk wurden auch Anregungen des Publikums gehört, das sich Stehplätze, die einst abgeschafft wurden, zurückwünscht oder eine behindertengerechte Klangwolke. Apropos: Die Klassische Klangwolke soll 2025 wieder nach draußen übertragen werden.
Ich bin ein großer Fan von Übertragungen nach draußen, weil es wie ein Angelhaken ist, um die Neugierde auf Musik zu wecken.
Franz Welser-Möst über die Klassische Klangwolke
Heißes Eisen „Theatervertrag“
Die Heimatlosigkeit des Bruckner Orchesters seit der Kündigung des Theatervertrags zwischen Stadt und Land durch Luger im Jahr 2018 war nur unterschwellig ein Thema, es bleibt offensichtlich ein heißes Eisen, denn das Brucknerhaus gehört der (roten) Stadt, das Orchester dem (schwarzen) Land.
Wie ein Schulterschluss von Stadt und Land aussehen könnte, blieb am Podium unangetastet. Aber das Publikum signalisierte mit Wortmeldungen sehr deutlich, dass eine „Symbiose von Bruckner Orchester und Brucknerhaus“ für Konzertbesucherinnen und -besucher nur logisch und wünschenswert sei.
Visionen für Kooperation
Seitens der Bürgermeisterkandidaten war einzig Vizebürgermeister Martin Hajart (VP) im Publikum und meldete sich zum Verhältnis von Stadt und Land zu Wort. Es sei in seinen Augen notwendig, „nicht nur einen Theatervertrag, sondern einen generellen Kulturvertrag zwischen Stadt und Land anzudenken“.
Wie weit die Anregungen auch bei einer „Interimslösung“ für die künstlerische Leitung auf fruchtbaren Boden fallen, muss man allerdings nun einmal mehr in Frage stellen.
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