Direktorin klagt an

Schulen: „Eltern schieben nur Verantwortung ab“

Wien
17.10.2024 06:00

Eine Mittelschuldirektorin packt über schwierigen Schulalltag aus und will jetzt die Erziehungsberechtigten mehr in die Pflicht nehmen 

„Wäre es nur bei der Beschimpfung geblieben, hätte es für eine Suspendierung nicht gereicht. Die Schule wird immer schlimmer.“ Der Bericht einer Mittelschuldirektorin aus einem Brennpunktbezirk hat für viel Diskussion und Aufregung bei den „Krone“-Lesern gesorgt.

Laut Bildungsdirektion Wien ist die Zahl der vom Unterricht suspendierten Schüler im letzten Schuljahr in Wien um sieben Prozent auf insgesamt 756 gesunken. Die Direktorin zweifelt das an: „Wenn es heißt, dass diese Zahlen wegen Gewaltworkshops zurückgegangen sind, dann ist das Blödsinn. Vielleicht sind sie weniger geworden, weil nur mehr im schlimmsten Fall suspendiert wird.“ Lehrervertreter Thomas Krebs forderte erst kürzlich für jeden Schulstandort einen Grätzel-Polizisten. Doch an in ihrer Schule gebe es bereits eine sehr enge und gute Zusammenarbeit mit der Polizei, betont die Direktorin. Doch was könnten Lösungen sein?

Prinzipiell gehört zuerst einmal bei den Eltern angesetzt, fordert die Schulleiterin: „Ein Kind wird nicht so geboren. Die Eltern gehören mehr in die Pflicht genommen, viele schieben nur die Verantwortung ab.“

Maßnahme: Kindergeld für Therapie verwenden
Ihr Vorschlag: Wird das minderjährige Kind straffällig, dann könnte man die Erziehungsberechtigten dazu verpflichten, das Kindergeld in eine Therapie zu investieren. Viele Eltern hätten während der Corona-Pandemie aufgehört zu erziehen. „Die lassen jetzt komplett aus. Die Probleme werden dadurch mehr“, so die Rektorin. Diese sollen dann ihre Lehrer in der Ganztagsschule lösen.

Ein drängendes Thema bleibt auch der Personalmangel. An dem ganztägigen Betreuungstandort der Mittelschuldirektorin sind in 15 Klassen mehr als 50 Lehrer tätig. 40 davon studieren allerdings noch. „Mein Lehrerteam habe ich mir selbst zusammengesucht. Teilweise stehen da Mädels in den Klassen die erst im 3. Semester sind. Die haben vor 1,5 Jahren maturiert und sollen jetzt eine Klasse führen“, so die Schulleiterin.

In etwa 60 Prozent aller Schulen fehlt oder wird demnächst Lehrpersonal fehlen. Mehr als ein Viertel der betroffenen Standorte gibt sogar an, dass mehr als drei Lehrpersonen fehlen oder demnächst fehlen werden. Laut Personalvertreter Thomas Krebs sind es wienweit aktuell mindestens 50 klassenführende Lehrer und 100 Teamlehrer die benötigt werden. Frustriert oder resigniert zeigt sie sich dennoch nicht. „Ich wünsche mir nur mehr Unterstützung von den Verantwortlichen in der Stadt“, so ihr abschließender Appell.

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