In Österreich landen jedes Jahr rund 221.800 Tonnen Kleider und Textilien im Müll oder in der Altkleidersammlung. Auch die Räumlichkeiten der „Tafeln“ im Burgenland quellen vor gespendetem Gewand über. Deshalb launcht die Sozialeinrichtung nun ein eigenes Recycling-Label.
Um Kleidung sinnvoll zu entsorgen und anderen Gutes zu tun, karren spendenfreudige Burgenländer Tag für Tag unzählige Säcke und Kisten mit Gewand, das sie selbst nicht mehr tragen, in die Pannonische Tafel. Ein beachtlicher Teil besteht aus hochwertiger Markenware. An zahlreichen Produkten sind noch Preisschilder angebracht, manche werden sogar originalverpackt abgegeben. Deshalb finden die Waren auch schnell neue Besitzer. Doch das Überangebot sorgt für Kapazitätsprobleme.
„Egal ob in Eisenstadt, Oberpullendorf oder Oberwart: Wir platzen an allen Standorten aus allen Nähten und wissen nicht mehr, wohin mit den vielen Hosen, Hemden, Blusen, Röcken, Jacken, Mänteln, Pullovern und Schuhen, die man bei uns zum Schnäppchenpreis von drei bis vier Euro pro Stück erstehen kann“, sagt Andrea Roschek, die Geschäftsführerin der Sozialeinrichtung.
Die Wurzel des Übels
Um die Unmengen an Bekleidung auch außerhalb der Markthallen an die Leute zu bringen, organisiert die Tafel ab sofort Pop-up-Schenkmärkte, wo jeder nach Belieben gratis zugreifen kann. Auch auf Genuss- und Flohmärkten ist man mit Kleiderständern vertreten. Zudem werden Kinder- und Obdachlosenheime in Ungarn und Rumänien beliefert. Doch all diese Aktionen sind zu wenig, sagt Roschek und verweist auf die Wurzel des Übels:
„Kaum eine andere Branche verschwendet die Ressourcen unseres Planeten so hemmungslos wie die Fast-Fashion-Industrie. Trotzdem wird tagtäglich Billigstmode nachproduziert. Dabei kommen hochgiftige Chemikalien zum Einsatz, die die Gesundheit der ausgebeuteten Arbeiter gefährden und auch die Umwelt. Denn all der Ramsch, der nicht verkauft wird, wird auf riesigen Mülldeponien verbrannt. Der Rauch verpestet die Luft und ist jährlich für bis zu zehn Prozent der schädlichen Treibhausgase verantwortlich.“
Faultier als Wiedererkennungsmerkmal
Um in den Köpfen der Menschen das Bewusstsein für den globalen Schaden, der durch überflüssige Wegwerfmode entsteht, zu schärfen, hat die Tafel mit der Verpackungskoordinationsstelle vor einigen Wochen ein nachhaltiges Textilprojekt gestartet. Mit der Förderung, die sie dafür erhielt, wird morgen ein nachhaltiges Modelabel mit dem Namen „PanTa Fashion Rebell“ gelauncht. Dafür werden gespendete T-Shirts, Hoodies und Jacken mit einem speziellen Logo versehen. Artdirektorin Elke Marksteiner aus Eisenberg hat es entworfen. Grafiker Jürgen Giefing aus Baumgarten übernimmt den Druck.
Auf dem Logo zu sehen ist ein Faultier. Aber was hat es damit auf sich? „Faultiere leben sehr ressourcenschonend und sind daher das ideale Maskottchen für unsere Aufklärungskampagne. Wer ein Teil aus unserer Kollektion kauft, schenkt getragenen Kleidungsstücken nicht nur die Chance auf ein zweites Leben, sondern bekennt sich auch zu einem achtsamen Kleiderkonsum und wird zu einem Botschafter unserer Marke – kurzum zu einem PanTa Fashion Rebell.“
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