„Ja, ich zahle alles und ich bitte auch bei Gott um Verzeihung“ – selten einsichtig, gesprächig und großzügig gab sich ein rumänischer Kriminaltourist (36), der als Mitglied einer Rammbockbande vier Handy-Geschäfte geplündert hatte. Da brachte ihm zwar Pluspunkte beim Strafmaß, aber die Opfer bleiben auf ihren Schäden sitzen.
„Die Haft hat bei Ihnen offenbar wenig Wirkung gezeigt“ – die Richterin schüttelt nur den Kopf über den 36-jährigen Rumänen, der voll geständig, teils unter Tränen, vor ihr saß. Freimütig gab er zu, dass er erst drei Monate aus der Haft in Frankreich entlassen war, als er mit vier Komplizen zuerst in Linz mit einem gestohlenen Auto die Eingangstür zu einem Mobilfunkbetrieb aufgedrückt und 134 Handys und andere Sachen um 85.000 Euro gestohlen hatte.
Idee kam, weil es „hier Geschäfte gibt“
Auf die Idee sei man zufällig gekommen, als man die Tochter eines Komplizen in Österreich besuchte und merkte, dass es „hier Geschäfte gibt“. Mitgemacht habe der fünffache Vater ohne Berufsausbildung, weil er Geld für seine Familie brauchte und vor allem für die Eltern, die in England leben und einen Unfall gehabt hätten.
Rückkehr mit Vorsatz „zu stehlen“
Zwei Wochen nach der ersten Tat sei man im November 2023 nach Österreich zurückgekehrt, aber mit dem Vorsatz „stehlen zu gehen“, wie er gestand. In einer Nacht suchten sie in Kirchdorf und Enns in Summe drei Läden heim, wieder mit einem gestohlenen Auto aus Rammbock. „Die gesamte Beutesumme übersteigt 180.000 Euro“, berichtet die Staatsanwältin. Die Beute wurde in Rumänien verkauft, als Anteil bekam der Kriminaltourist 8200 Euro.
Rückfall steigerte Strafmaß
Da der Rumäne in seiner Heimat, in Spanien und in Frankreich wegen „gleicher Dinge, die wir hier taten“, schon verurteilt war und deshalb auch seine DNA bekannt war und er so ausgeforscht wurde, stieg das Strafmaß wegen Rückfalls von fünf Jahre Haft auf siebeneinhalb Jahre Gefängnis.
„Bitte um weniger Strafe“
Die Richterin und die Schöffen waren dann mit zwei Jahren und neun Monaten Haft gnädig, weil der Rumäne alle seine Komplizen nannte und „mithalf, den Fall umfangreich aufzuklären“. „Bitte um weniger Strafe“, meinte der fünffache Vater unter Tränen, nahm das Urteil aber dann doch an und erkannte auch die rund 2000 Euro Schaden einer Akademikerin an, deren Auto als Rammbock benutzt worden war, ebenso die etwa 70.000 Euro, die eine Versicherung von ihm will. Doch faktisch bleiben beiden auf den Schäden sitzen, da der Rumäne mittellos ist und es kaum Chancen gibt, dass er legal zu Geld kommt.
„Im Gefängnis können Sie der Familie auch nicht helfen“
„Sie müssen zusehen, dass Sie den Kreislauf durchbrechen, sonst verbringen Sie den Rest Ihres Lebens im Gefängnis und können Ihrer Familie auch nicht helfen“, gab die Richterin dem Verurteilten – der Spruch ist noch nicht rechtskräftig, weil die Staatsanwältin noch keine Erklärung abgab – mit auf dem Weg.
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