„Krone“-Film-Interview

Viele Tränen beim Dreh zu „In Liebe, Eure Hilde“

Unterhaltung
18.10.2024 06:00

„In Liebe, Eure Hilde“ mit „Babylon Berlin“-Star Liv Lisa Fries ist ein Film über Frauen im Widerstand und feiert Freitagabend bei der Viennale Österreich-Premiere. Die „Krone“ traf den Regisseur Andreas Dresen vorab zum Interview. 

Über Frauen im Widerstand ist wenig bekannt. „Meist wird in diesem Zusammenhang ja nur über die Männer gesprochen, aber gerade bei der sogenannten ,Roten Kapelle’ gab es unglaublich viele tapfere Frauen, die dort nicht nur Kaffee gekocht haben“, weiß Filmemacher Andreas Dresen. Der ein Drehbuch von Laila Stieler über diese Gruppe und die historische Figur Hilde Coppi las und „sofort berührt“ war: „Weil diese Figur so untypisch ist für das Widerstandskämpfer-Bild, mit dem ich in der DDR groß geworden bin, wo es immer solche Superhelden gewesen sind. Ich hatte plötzlich das Gefühl, das sind normale Menschen wie du und ich, die sich ein normales Leben wünschen und nicht mit erhobener Faust in den Widerstandskampf ziehen.“

„In Liebe, Eure Hilde“ erzählt die wahre Geschichte von Hilde und Hans Coppi. (Bild: Pandora Film/ )
„In Liebe, Eure Hilde“ erzählt die wahre Geschichte von Hilde und Hans Coppi.
Sie waren Teil der „Roten Kapelle“, in der etwa 100 Menschen aller Gesellschaftsschichten agierten. (Bild: Pandora Film)
Sie waren Teil der „Roten Kapelle“, in der etwa 100 Menschen aller Gesellschaftsschichten agierten.

Für die Hauptrolle im Film „In Liebe, Eure Hilde“, der die tragische Geschichte von Coppi erzählt, holte er „Babylon Berlin“-Star Liv Lisa Fries an Bord: „Liv liefert sich ihrer Figur und den Situationen bedingungslos aus und das war sehr bewegend. Ich hatte manchmal das Gefühl, ich muss sie schützen. Weil das natürlich lauter Situationen sind, die schwer erträglich sind und wo nicht nur vor der Kamera beim Drehen Tränen geflossen sind.“

Liv Lisa Fries ist bekannt aus der Serie „Babylon Berlin“. (Bild: picturedesk.com/Jens Koch / Picture Press / picturedesk.com)
Liv Lisa Fries ist bekannt aus der Serie „Babylon Berlin“.

Denn Coppi wurde verhaftet, von ihrem Mann getrennt und bekam in Gestapohaft das gemeinsame Kind, bevor sie wenige Monate später hingerichtet wurde. Diese Hinrichtungssequenzen zehrten am ganzen Filmteam, berichtet der Regisseur im „Krone“-Interview: „Das war schwer auszuhalten. Sich vorzustellen, dass 13 junge Frauen an einem warmen Sommerabend 1943 Schlange stehen für ihre eigene Hinrichtung. Das sprengt meine Vorstellungskraft. Da bin ich auch an einen Punkt gekommen, wo ich den jungen Schauspielerinnen nur schwer helfen konnte. Ich habe jeder von ihnen freigestellt, ihren eigenen Emotionen zu folgen und das zu tun, was sie für richtig halten. Und da war das ganze Spektrum an Emotionalität da. Viele haben wirklich sehr viel geweint.“

Das Kind von Hilde Coppi hat tatsächlich überlebt. Hans Coppi Junior, heute 81, hat den Film begleitet und war selbst Historiker: „Er hat uns nicht nur sein Archiv geöffnet, sondern vor allem auch sein Herz.“ Der Film wurde ihm vor der Veröffentlichung gezeigt: „Er hat sich sehr über den Film gefreut, weil er sich immer gewünscht hat, dass seine Eltern als Menschen gezeigt werden, jenseits von den ideologischen Brillen, durch die im Kalten Krieg auf diese Gruppe geschaut wurde.“

Heute, Freitag, feiert der tief bewegende Film „In Liebe, Eure Hilde“ in Anwesenheit von Liv Lisa Fries seine Österreich-Premiere bei der Viennale (weitere Highlights siehe Kasten unten).

Highlights der Viennale

  • „Emilia Pérez“: Überraschungshit aus Cannes
  •  „The Room Next Door“: Gewinner der Biennale von Venedig mit Tilda Swinton
  •  „The Brutalist“: Epischer Film über den amerikanischen Traum
  •  „The Outrun“: Hollywood-Darling Saoirse Ronan als Alkoholikerin
  •  „Anora“: Das Drama gewann in Cannes die Goldene Palme
  •  „Nightbitch“: Body Horror mit Amy Adams
  •  „The Million Dollar Bet“: Irre Story um zwei Poker-Kumpels in Vegas
  •  „A Real Pain“: Tiefgehene Tragikomödie mit „Succession“-Serienstar Kieran Culkin
  •  „Mond“: Heimischer Hit 

Am 25. Oktober startet er in den Kinos in ganz Österreich: „Ich wünsche mir, dass die Menschen berührt sind von dieser Geschichte, dass sie einen Moment darüber nachdenken: Wo wäre ich denn gewesen unter solchen Umständen? Zum Glück ist das Kino ja ein Ort, wo man mit der Titanic untergehen kann, ohne nasse Füße zu bekommen. Und man kann sich auch in diese finsteren Zeiten hineinversetzen, ohne ihnen selber ausgesetzt zu sein. Um daraus dann vielleicht etwas in das eigene Leben mitzunehmen.“

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