Tarnen und Täuschen

Bild von Trump in Hurrikan-Fluten ist KI-generiert

Außenpolitik
16.10.2024 16:05

Der US-Wahlkampf geht in den Wochen vor dem Wahltag am 5. November in seine heißeste Phase. Mitten in dieser angespannten Lage wurden Teile der USA von folgenschweren Hurrikans heimgesucht. Sowohl Anhänger der Demokraten als auch der Republikaner versuchten das zu ihren Gunsten zu nutzen, letztere vermehrt anhand von Falschinformationen. Jüngst zog etwa ein KI-generiertes Bild, das den republikanischen Präsidentschaftsbewerber Donald Trump zeigt, große Kreise.

Einschätzung: Das Bild wurde mittels generativer KI erstellt. Trump reiste zwar tatsächlich nach Georgia und sprach dort mit Betroffenen und Helfern. Allerdings watete er nicht durch Wasser. Zudem weist das Bild selbst einige Ungereimtheiten auf.

Überprüfung: Zwei Wirbelstürme innerhalb weniger Wochen sorgten im Südosten der USA für schwere Verwüstungen und weit über hundert Tote. Die Hurrikans „Helene“ und „Milton“ zählten zu den folgenschwersten der US-Geschichte. Experten führen deren Windgeschwindigkeiten von mehr als 220 Kilometern pro Stunde und begleitende heftige Regenfälle auf die menschengemachte Klimakrise zurück.

In diesem Kontext tauchte wenige Tage nach „Helene“ online ein Bild auf, das Donald Trump mit einer Schwimmweste neben einem mutmaßlichen Helfer zeigt. Beide waten durch mehr als kniehohes schmutziges Wasser, im Hintergrund sind Autos zu sehen. Wo und wann das Bild entstanden sein soll, ist unklar. Seine Botschaft ist hingegen klar: Selbst in ihren schwersten Stunden ist Donald Trump für die Betroffenen da.

Trump und Harris reisten in Krisengebiete
Sowohl Kamala Harris, Kandidatin der demokratischen Partei, als auch ihr Kontrahent Trump reisten nach Hurrikan „Helene“ in besonders von der Naturkatastrophe betroffene Gebiete. Dabei wurden sie auf Schritt und Tritt von Medien verfolgt. Harris machte sich etwa am 2. Oktober auf den Weg nach Augusta (Georgia) und traf drei Tage darauf Helfer und Helferinnen in Charlotte (North Carolina).

Zwei Tage nach Harris reiste auch Trump nach Augusta und wurde dort mehrfach mit Betroffenen und Ersthelfern abgelichtet. Bereits am 30. September verschaffte sich der Ex-Präsident ein Bild der besonders hart getroffenen Stadt Valdosta im Süden Georgias, wo er auch vor Medienvertretern und Betroffenen sprach.

Valdosta wurde von Hurrikan „Helene“ schwer getroffen, den größten Schaden richteten vor allem Windspitzen von über 160 Kilometern pro Stunde an. Agenturbilder aus der Stadt zeigen allerdings keinerlei Überflutungen. Dennoch soll das Bild mit Trump dort aufgenommen worden sein, wie in Kommentaren unter dem ursprünglichen Upload des Bildes zu lesen ist. Andere von Hurrikans getroffene Orte hatte Trump im aktuellen Wahlkampf bis zum 1. Oktober, als das Bild veröffentlicht wurde, nicht besucht.

(Bild: ASSOCIATED PRESS)

Bild offensichtlich mit KI erstellt
Das Machwerk ist mit nur wenig Aufwand als KI-generiert zu überführen. Einerseits weisen zahlreiche optische Ungereimtheiten darauf hin: Etwa eine generelle Weichzeichnung, aber auch ungleichmäßige Unschärfeeffekte beim Auto im Hintergrund. Zudem scheint Trumps rechte Hand unförmig und der Daumen verbogen. Die Aufschriften auf der Kappe und den Schwimmwesten sind nicht lesbar.

Das Bild wirft auch logische Fragen auf: Trump ist – für ihn und für die Situation völlig untypisch – auf dem KI-generierten Bild in Jeans zu sehen. Zudem ist verwunderlich, warum es nur dieses eine Foto von der Situation geben sollte. Hätte Trump tatsächlich einen solchen Auftritt hingelegt, wäre dieser abseits seiner eigenen Inszenierung von zahlreichen Medien gezeigt worden, mutmaßlich auch mit Bewegtbildern aus verschiedenen Winkeln.

Rolle von KI im US-Präsidentschaftswahlkampf
Von generativer KI kreierte Inhalte waren im bisherigen US-Wahlkampf vermehrt zu finden. So hatte alleine das Trump-Bild im Hochwasser zur Folge, dass Internetnutzer mit Häme reagierten und etwa US-Präsident Joe Biden auf einem KI-generierten Bild mit Mund-Nasen-Schutz Katzen aus den Fluten retten ließen und auf einen anderen Trump mit Haien oder auf einem Handymasten zeigten.

Umgekehrt ist aber auch eine Folge des KI-Hypes, dass die Echtheit realer Fotos zusehends angezweifelt wird. So soll Harris‘ Wahlkampfteam ein angeblich KI-generiertes Bild von einem Auftritt am Flughafen von Detroit als echtes Foto ausgegeben haben. Ein dazu von APA-Faktencheck in Auftrag gegebenes digital-forensisches Gutachten kam allerdings zu dem Schluss, dass es „keine Anzeichen auf eine bildverändernde Nachbearbeitung“ gab.

„Klassische“ Falschbehauptungen dominieren
Um gegen den politischen Kontrahenten Stimmung zu machen, scheint das Trump-Team bisher mit „klassischen“ Falschbehauptungen das Auslangen gefunden zu haben. Sei es die wohl berühmteste Desinformation über angeblich Haustiere essende Haitianer oder Verschwörungserzählung rund um von den Demokraten kontrollierte Hurrikans – sie alle und noch mehr wurden bereits mehrfach widerlegt.

Doch die Falschinformationen blieben nicht ohne Folgen: Jüngst wurde ein mehrfach bewaffneter Mann festgenommen, der Mitarbeiter der US-Katastrophenschutzbehörde FEMA bedroht haben soll. Mehrere Vertreter der Demokraten im Repräsentantenhaus drängten wenige Tage davor die Konzerne hinter den Social Media-Plattformen Facebook, Instagram, X (vormals Twitter), TikTok, Discord, YouTube und Snapchat, stärker gegen Falschinformationen rund um die jüngsten Hurrikans vorzugehen.

Aber auch innerhalb Trumps Partei regt sich Widerstand. Der republikanische Kongressabgeordnete Chuck Edwards aus North Carolina listete jüngst in einer Presseaussendung acht Falschinformationen und Behauptungen rund um Hurrikan Helene auf und stieß damit auf weltweites mediales Echo.

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