Tipp & Tricks

Der eigene Naturgarten als ideales Igel-Zuhause

Oberösterreich
17.10.2024 17:00

Unsere Garten-Expertin Patrizia Haslinger gibt Tipps, wie man die stachligen Besucher unterstützen kann und ihnen ein sicheres Zuhause für den Winter bieten kann. Aber Vorsicht: Nicht jedes Wildtier braucht automatisch unsere Hilfe, sondern eher seine Ruhe. 

Wer im Herbstgarten zur Dämmerungszeit ein Rascheln in der Hecke, ein Schnaufen und sogar „Schmatzen“ wahrnimmt, hat vermutlich einen stacheligen Gartenbewohner: Igel futtern sich nun Reserven für ihren Winterschlaf an – und Sie können ihnen dabei helfen!

Winterquartier schaffen
Jetzt ist die Zeit gekommen, diesen stacheligen Gästen ein sicheres Winterquartier zu schaffen. Damit Igel Insekten in ausreichender Form finden und somit vital bleiben, ist das wichtig. Nur ein naturnaher Garten, oder zumindest ein eigener Bereich, bietet ausreichend Lebensraum für diese Nahrungsquelle – und daher für den Igel selbst. Ich habe hier ein paar Tipps für Sie, wie Sie die putzigen Wildtiere unterstützen können.

In einem igelfreundlichen Garten sollte es einen Totholzbereich geben. (Bild: Wenzel Markus/Markus Wenze)
In einem igelfreundlichen Garten sollte es einen Totholzbereich geben.
  •  Mit einer Wildfrüchte-Hecke setzen Sie eine tolle Basis. Gerne schlafen Igel tagsüber darunter, ebenso wie in Totholzhaufen und „wilden Ecken“.
  •  Bei Zäunen bis zum Boden sollten, wenn möglich, Durchgänge für nächtliche Streifzüge geschaffen werden. Dafür reichen bereits circa 10x10 Zentimeter aus.
  •  Lassen Sie im Herbst große Laubhaufen an geeigneter Stelle liegen, decken Sie diese mit Ästen ab, damit der Wind sie nicht verbläst. Besonders im Frühjahr ist Vorsicht geboten, wenn die neue Gartenarbeit ansteht – der Igel könnte vielleicht noch schlafen.
  •   Verzichten Sie bitte auf Chemie (insbesondere Insektizide und Dünger).
  • Heimische Pflanzen und Stauden sind zu bevorzugen, „Unkräuter“ sollten zugelassen werden. Sie sind auch ein Brutplatz für Insekten, die wiederum Nahrung für Igel sein können.
  •  Richten Sie im Sommer eine Wasserstelle ein, sofern kein Biotop vorhanden ist. Teiche, Pools und generell tiefes Wasser sollte idealerweise mit einer Ausstiegshilfe versehen sein.
  •  Kellerabgänge, Schächte oder Stufen bitte abdecken – Sie könnten für die stachligen Genossen sonst zur Falle werden.

Übrigens: Nicht jeder Igel ist hilfsbedürftig. Gut gemeinte Taten von Tierfreunden bewirken manchmal leider das Gegenteil. Gesunde, aktive Igel (ab einem Gewicht von 700 Gramm) finden sich in der Natur bestens zurecht und sollten draußen bleiben. Selbst wenn Sie jetzt kleine Igel (350 Gramm) finden, sind diese – sofern sie einen vitalen Eindruck machen – völlig gesund und in Ordnung.

Eine igelsichere Wasserquelle hat auch einen barrierefreien Zugang sowie eine Ausstiegs- möglichkeit. (Bild: zVg)
Eine igelsichere Wasserquelle hat auch einen barrierefreien Zugang sowie eine Ausstiegs- möglichkeit.

In Gruppen unterwegs
Vermutlich handelt es sich um Igelkinder des heurigen Sommers. Sie kommen bei uns im August und auch noch September zur Welt. Schon nach etwa sechs Wochen gehen sie ohne Igelmama auf Futtersuche. Da sich die Kleinen in kurzer Zeit eine Fettreserve anfuttern müssen, sind sie manchmal tagsüber und in der Gruppe unterwegs. Ein gesunder, wohlgenährter Igel ist birnenförmig: vorne schmal, hinten dick. Mehr zum Speiseplan lesen Sie in der Geschichte unten.

So erkennen Sie Igel, die hilfsbedürftig sind
Igelsäuglinge (kaum Stacheln), kranke Igel (apathisch, eingefallene Augen, mit Parasiten befallen), verletzte Tiere, unterernährte Tiere (eingefallene Flanken, deutliche Einbuchtung hinter dem Kopf) oder Igel, die nach Wintereinbruch oder mehreren sehr kalten Nächten (ab November) unterwegs sind, brauchen Hilfe.

Hier bitte sofort handeln, in eine Schachtel mit Zeitungspapier geben und warmhalten (z. B. einen Einweghandschuh mit warmem Wasser füllen, in ein Tuch wickeln und dazulegen). Nehmen Sie Kontakt zu einem Tierarzt oder einer Wildtierstation auf (siehe Infokasten).

Was diese Wildtiere tatsächlich fressen
Da jetzt die Zeit gekommen ist, diesen stacheligen Artgenossen ein gutes Winterquartier zu schaffen, möchte ich in dem heutigen Beitrag auch ein wenig mit „Irrtümern“ aufräumen. Entgegen vieler Publikationen mögen Igel keine Nacktschnecken, am ehesten noch „Häuslschnecken“. Sie vertilgen diese nur mangels Alternativen – und – sie sollten es eigentlich nicht tun. Schnecken sind parasitär, und diese Parasiten übertragen sich auf die Igel, was zu einem tödlichen Teufelskreis werden kann. Gesunde Igel kommen auch damit zurecht und fressen instinktiv Kräuter wie Oregano, die natürliche Abwehrstoffe enthalten. Die putzigen Wildtiere ernähren sich hauptsächlich von Laufkäfern, Würmern, Insekten und Kleinlebewesen. In Äpfel beißen sie nur, um einen Wurm herauszuziehen.

Keine Milch füttern
Unterstützen können Sie hier besser mit Zufüttern, aber bitte richtig: niemals Milch, Speisereste, Obst, Gemüse verwenden! Denn Igel sind Insektenfresser. Idealerweise bieten Sie den Tieren daher Mehlwürmer und Soldatenfliegenlarven an (unter anderem in der Tierhandlung oder im Online-Shop erhältlich). Aber auch Baby-Katzentrockenfutter mit kleinen Körnern und hohem Fleischanteil ist in Ordnung. Stellen Sie Igeln zusätzlich eine Schale mit Wasser dazu (eventuell mit einer Kiste und kleinem Eingang überstülpen, um „Mitfresser“ wie etwa Katzen zu vermeiden). Und eines noch: Auch wenn der Igel keine „Tischmanieren“ hat, sollten seine Futterstellen unbedingt sauber gehalten werden.

Patrizia Haslinger ist Gartendesignerin und -coach aus Leidenschaft. Darüber hinaus ist sie auch geprüfte Hochzeitsplanerin. Noch mehr Infos zur Herzensgärtnerin finden Sie auf Instagram  https://www.instagram.com/the.heartgardener/ und auf www.theHeartgardener.at

Und hier noch ein Blogbeitrag zum Thema Igel.

Patrizia Haslinger

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