Anklage ausgeweitet

Prozess gegen DJ: Weiteres Opfer meldete sich

Gericht
17.10.2024 21:12

Am Donnerstag ist der mit Spannung erwartete Prozess gegen einen 29-Jährigen aus der Wiener Techno-Szene, dem Straftaten in Zusammenhang mit insgesamt fünf Frauen vorgeworfen werden, gestartet. Die erschütternde Palette: Vergewaltigung, sexuelle Belästigung und sexueller Missbrauch wehrloser Personen. Zum Auftakt bekannte sich der Angeklagte „nicht schuldig“.

Am 21. Juli klickten für einen in der DJ-Szene bekannten jungen Mann in Wien die Handschellen. Am Donnerstag wurde der „Schönling“, als der er wahrgenommen wurde, im Wiener Landesgericht vorgeführt. Aufgrund des großen Medieninteresses findet der Schöffenprozess in einem größeren Saal statt. 

Die Toilette eines Clubs in Wien soll Tatort einer Vergewaltigung gewesen sein. (Bild: Krone KREATIV/zVg, stock.adobe.com)
Die Toilette eines Clubs in Wien soll Tatort einer Vergewaltigung gewesen sein.

Zwei Verhandlungstage sind für den brisanten Fall anberaumt. Die Vorwürfe laut Anklage der Staatsanwaltschaft Wien: Vergewaltigung, sexuelle Belästigung und sexueller Missbrauch wehrloser Personen.

23-Jährige bekräftigt Vorwürfe als Zeugin
Schon im März erstatteten zwei junge Frauen bei der Polizei Anzeige gegen den DJ – das setzte Ermittlungen in Gang. Ein Opfer gab an, dass der Angeklagte sie auf der Toilette eines bekannten Wiener Clubs vergewaltigt habe. Sie sei mit ihm auf die Toilette gegangen, um Drogen zu konsumieren. Dort habe er laut Anklägerin ihren Kopf gegen die Wand gedrückt, sich an die Akademikerin gepresst und dabei auch am Arm verletzt. 

Die 23-Jährige wiederholte die Vorwürfe auch als Zeugin im Prozess: „Ich hatte noch eine Woche später blaue Flecken.“ Die Aussage nahm die Frau sichtbar mit, sie weinte im Anschluss daran vor dem Verhandlungssaal.

Philipp Springer (li.) vertritt ein Opfer, Sascha Flatz (re.) verteidigt den Angeklagten. (Bild: Krone KREATIV/Klemens Groh, Martina Pewein)
Philipp Springer (li.) vertritt ein Opfer, Sascha Flatz (re.) verteidigt den Angeklagten.

Ein Nein soll nicht akzeptiert worden sein
Die Frauen, die auch in der Wiener Techno-Szene unterwegs sind, schildern im Prozess teilweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit ihre Erlebnisse mit dem Angeklagten: Ungewollte Küsse, intime Berührungen, Verkehr im Schlaf, ohne ihr Einverständnis. Der Angeklagte habe ein Nein nicht akzeptiert. „Er hat die Opfer im Zustand, in dem sie den Vorgang des Geschlechtsverkehrs nicht mehr einsehen konnten, missbraucht“, sagt die Staatsanwältin. „Es spielte sich in der Techno-Partyszene ab, es waren Drogen im Spiel, es war Alkohol im Spiel“, erörterte die Anklägerin. In Bezug auf diese Delikte wird gesondert ermittelt. 

Freizügige Techno-Partys
Verteidiger Sascha Flatz: „Mein Mandant ist selbst erschüttert über die Vorwürfe“. Der Angeklagte sei wie die Opfer Gast oder DJ bei sogenannten Sex-Positive-Partys gewesen, auf denen es sehr freizügig zugehe. „Es gibt Dark Rooms und dort kann man miteinander Sex haben“, sagte Flatz, der eingestand: „Mein Mandant hat sich dort moralisch daneben benommen.“ Er habe aber laut dem Anwalt keine strafrechtlich relevante Taten gesetzt. - „Ich würde nie mit einer Frau Sex haben, die eine Überdosis hat“, beteuerte der DJ, der sich „nicht schuldig“ bekannte. 

Die Staatsanwaltschaft hat übrigens die Anklage gegen den Mann ausgeweitet. Aufgrund der medialen Berichterstattung über den Fall hat sich ein sechstes mutmaßliches Opfer gemeldet. Die Frau gibt an, ebenfalls von dem 29-Jährigen in wehrlosem Zustand missbraucht worden zu sein.

Im Fall einer anklagekonformen Verurteilung drohen dem Mann zwei bis zehn Jahre Haft, der Schöffensenat wird bei der Fortsetzung am 25. Oktober darüber beraten.

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