Für viele Menschen ist Albanien noch immer ein weißer Fleck auf der Landkarte, doch der Balkanstaat ist eine dynamische Wirtschaft und setzt die ersten offiziellen Schritte, um EU-Mitglied zu werden. Eine Wirtschaftsdelegation aus Kärnten machte sich ein Bild vor Ort.
Berge, viel Sonne und nachhaltige Energie aus Wasserkraft – auf den ersten (oberflächlichen) Blick gibt es doch einige Ähnlichkeiten zwischen Albanien und Kärnten. Andererseits leben im Ballungsgebiet der Hauptstadt Tirana mehr Menschen als im südlichsten Bundesland und es hat auch Mitte Oktober gut 25 Grad. Das zeigt sich auch in der Wirtschaft – der Tourismus wächst hier enorm, gerade Badegäste zieht es an die Küsten Albaniens.
Kommunismus und Isolation
Der Balkanstaat mit seinen rund 2,5 Millionen Einwohnern blickt auf eine bewegte Vergangenheit seit seiner Unabhängigkeit 1912 zurück, wurde Ende der Dreißigerjahre von Mussolini-Italien besetzt, dann „übernahmen“ die Nazis, die schließlich 1944 von den kommunistischen Partisanen besiegt wurden. Dann herrschte der Kommunismus – erst in enger Bande mit Jugoslawien, dann Russland und letztlich China. Doch mit dem Tod Maos endete auch diese Beziehung und Albanien isolierte sich völlig. Im ganzen Land wurden Bunker gebaut, damit der „wahre“ Kommunismus nach einem weiteren Weltkrieg wieder aufgebaut werden kann.
Mit den Wahlen 1992 endete das kommunistische Kapitel endgültig und heutzutage ist der Blick nach Europa gerichtet. „Der Prozess für einen EU-Beitritt hat gerade begonnen. Im ersten Schritt geht es um die Demokratie und die Rechtsstaatlichkeit“, erklärt Christoph Sturm, der als Handelsdelegierter in Athen auch für Albanien zuständig ist. „Österreich hat hier einen guten Ruf, ist auf Platz Sechs bei den Investitionen und betreibt hier auch eine eigene HTL für IT und Computertechnik mit gut 300 Schülern.“
Unternehmer auf der Suche nach neuen Kontakten
Warum ist dann die österreichische Wirtschaft hier nicht viel stärker vertreten, so wie in den Nachbarstaaten? Ein Grund ist die sprachliche Barriere, denn Albanisch ist eine vollkommen unabhängige Sprachgruppe ohne Parallelen zu slawischen, romanischen oder germanischen Sprachen. „Sonst sind wir im Balkan gut vertreten, aber hier ist noch ein weißer Fleck. Österreich hat sonst unglaublich von der EU-Osterweiterung profitiert“, betont auch Benjamin Wakounig, Präsident des slowenischen Wirtschaftsverbands.
Für die meisten Kärntner Unternehmer aus verschiedensten Sektoren ging es bei der Wirtschaftsmission daher vorrangig darum, neue Kontakte zu knüpfen und vertrauenswürdige Partner vor Ort zu finden. „Wir hatten schon länger Kontakt mit einem Unternehmer, aber jetzt konnten wir uns das erste Mal treffen“, erzählt Alexander Glaunach, dessen Firma „Schalldämpfer“ für die Industrie produziert. „So hat sich die Reise definitiv ausgezahlt.“
Auch für die Wirtschaftskammer selbst brachte die Mission neue Einblicke. „Es ist schon spannend, was sich hier tut. Ich bin selbst geschäftlich am Balkan gut vertreten, nur in Albanien noch überhaupt nicht“, erklärt WK-Präsident Jürgen Mandl. „Für einen EU-Beitritt muss zwar noch einiges getan werden, aber es ist enorm wichtig, dass der gesamte Balkan mit Europa verbunden ist – wirtschaftlich und politisch.“
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