Angst oder Überforderung im Schulsystem beginnt oft schon im jungen Alter. Das Präventionsteam Schultüte setzt genau hier an und schafft positive Zugänge zum Thema Lernen. Bei ihrem Workshop in der Volksschule Ligist greift Roswitha Hafen dafür zu Walnüssen und Lavendelöl.
Es ist 9.45 Uhr an einem nebeligen Donnerstagvormittag, und Roswitha Hafen steht im Klassenzimmer der 4A-Klasse der Volksschule Ligist. „Was haben wir das letzte Mal gemacht?“, fragt sie in die Runde. Ein Bursche in der ersten Reihe hebt eifrig seine Hand: „Über das Hören, Schauen und Bewegen gelernt.“ Das Ziel des Workshops „Lernen lernen“: Schulkindern einen positiven Zugang zum Lernen zu zeigen, indem sie selbst herausfinden, was ihnen dabei hilft.
Marvie, Rosalie und Jana wissen das schon ziemlich genau. Ihr Lerntyp scheint recht ähnlich zu sein: „Ich lese mir alles durch, dann merke ich es mir“, sagt Jana. „Ich schreibe zuerst alles auf, dann übe ich mit Mama und Papa“, meint Rosalie. Hafen nennt diese Tricks einen „Werkzeugkasten“, den sie den Kindern mit auf den Weg geben möchte.
Und dieser soll auch in der zweiten Einheit ordentlich befüllt werden. Hafen stellt eine Schüssel mit Walnüssen, einen Krug Wasser und einige Becher vor sich auf den Tisch. „Das Gehirn ist ziemlich frech“, erklärt sie. So braucht es bei einer Größe von zwei bis drei Prozent unseres Körpers 20 Prozent unserer Nahrungsaufnahme und sogar 40 Prozent des Sauerstoffs. Die Kinder kommen alle nach vorne, um eine „Gerhirn-Nuss“ zu ergattern.
Seit 2013 investiert die 52-jährige Pädagogin viel Zeit und Liebe mit ihrem „Verein Präventionsteam Schultüte“ in die Förderung der Kleinsten. Mit ihrem sechsköpfigen multiprofessionellen Team ist sie vorrangig in der Weststeiermark in Häusern, Kindergärten und Schulen unterwegs. Besonders wichtig ist ihr die präventive Arbeit: Drückt sich ein Kind beispielsweise schon im Kindergartenalter vor dem Memory-Spielen, solle man dem auf den Grund gehen.
Mindestens genauso heikel ist die Sache mit der Mathematik. So zählen auch bei der frühen mathematischen Bildung die positiven Erfahrungen. Dieses Bestreben hat auch den Rotary-Club Voitsberg-Köflach dazu motiviert, den spendenfinanzierten Verein mit 11.000 Euro zu unterstützen. „Es war mir ein Anliegen, weil ich selbst Legasthenie und Dyskalkulie hatte“, erzählt der mittlerweile abgelöste Rotary-Präsident Thomas Jaklitsch.
Zurück im Klassenzimmer, wo es mittlerweile nach Zitrone, Lavendel und Pfefferminze duftet. Auch das soll den Kindern dabei helfen, beim Lernen angeregt zu werden. Marvie hat sich etwas Zitronenduft auf ein Stück Papier geträufelt und Jana ein paar Tropfen ätherisches Lavendelöl. „Zuhause habe ich auch ein Duftöl und eine Lavendelduftkerze“, erzählt sie. Ihr Plan, wenn sie das nächste Mal für einen Test lernen muss: Vom selbstgeschriebenen Zettel lernen, die Duftkerze neben sich aufstellen und ein paar Walnüsse zum Naschen holen.
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