17.10.2024 16:15

Für mehr Verständnis

Schuldirektor fordert Islam-Ausbildung für Lehrer

„Lehrer und Lehrerinnen sind oft nicht ausreichend auf den Umgang mit Schülern aus verschiedenen Kulturen und Religionen vorbereitet, insbesondere was den Islam betrifft“, so Christian Klar, Schuldirektor einer Neuen Mittelschule in Wien-Floridsdorf im Interview mit krone.tv. Sein Vorschlag: „Der Islam sollte unbedingt in der Lehrerausbildung verankert werden.“

Doch damit nicht genug: Er fordert, dass islamische Grundlagen auch in Fortbildungen für bereits praktizierende Lehrer angeboten werden. „Es sollte auch als Fortbildung angeboten werden, weil man muss ja wissen, wie die anderen denken. Sonst kann man es ja nicht verstehen“, erklärt der Direktor. Junge Lehrer und Lehrerinnen seien schlecht auf den Schulalltag vorbereitet und wüssten oft nicht, wie sie mit Konflikten umgehen sollen. „Es fehlt an Unterrichtspraxis“, kritisiert der Schuldirektor deutlich. Seit der Bildungsreform gäbe es deutlich weniger Schulbesuche während der Ausbildung, sodass viele Absolventen „überhaupt keine Ahnung haben, auf was sie sich einlassen“

Gewalt an Schulen steigt 
Doch nicht nur fehlende Konsequenzen machen ihm Sorgen. Er sieht auch kulturelle und religiöse Hintergründe als Mitursachen. „Ein großer Teil der Schüler und Schülerinnen an meiner Schule kommt aus einer anderen Kultur, wo der Umgang mit und der Zugang zu Gewalt ein ganz anderer ist. Das hat zum Teil mit der Kultur zu tun, aus der diese Neuankömmlinge kommen. Es hat aber auch zu einem großen Teil mit ihrem Religionsverständnis zu tun“, erklärt Klar. 

Strafen müssen abschreckend wirken
Für Klar ist es unerlässlich, dass die Strafmündigkeit auf zwölf Jahre herabgesetzt wird. „Es gibt Kinder, die genau wissen, dass sie nicht strafmündig sind, und deswegen keine Konsequenzen zu fürchten haben. Das ist ein großer Fehler“, betont er. Außerdem müsse es härtere Strafen für Gewalt an Schulen geben. „Unsere Schüler müssen wissen, dass es Konsequenzen gibt. Wer schlägt, hat ein Problem. Und wer dauerhaft schlägt, gehört nicht in diese Gruppe.“

„Wer schlägt, hat ein Problem. Und wer dauerhaft schlägt, gehört nicht in diese Gruppe“, so Christian Klar über Gewalt an Schulen. (Bild: krone.tv )
„Wer schlägt, hat ein Problem. Und wer dauerhaft schlägt, gehört nicht in diese Gruppe“, so Christian Klar über Gewalt an Schulen.

Seine Lösung: Härtere Strafen, aber auch psychologische Unterstützung. „Wer schlägt, hat ein Problem. Wer dauernd schlägt, passt nicht in diese Gruppe. Gleichzeitig brauchen wir Psychologen, Sozialarbeiter und Therapeuten, aber nicht, um Verständnis für Täter zu haben, sondern um das Problem anzugehen. Wenn ich falsch parke, kriege ich einen Strafzettel. Wenn ich in der Schule jemanden verprügle, muss ich wissen, dass es Konsequenzen gibt. Prävention ist gut, aber ohne Strafen funktioniert es nicht“, appeliert der Schuldirektor.

Angst um den Ruf der Schule
Ein zentrales Thema ist die steigende Gewalt an Schulen. „Es gibt klare Probleme und es wird Zeit, dass diese laut ausgesprochen werden. Wir müssen aufschreien“, fordert Klar. Viele Schulen würden aufgrund von Angst vor negativen Schlagzeilen und dem Ruf der Institution schweigen. „Man möchte nicht Probleme mit seinen Vorgesetzten bekommen“, erklärt er. Die Sorge um den Ruf der Schule führt dazu, dass viele Schulleiter nicht offen über ihre Schwierigkeiten sprechen.

„Solange jeder für sich in seinem kleinen Spektrum versucht, nach außen eine heile Welt zu präsentieren, wird es keine Lösungen geben“, warnt der Schuldirektor. Er kritisiert zudem die mangelnde Bereitschaft, sich den Herausforderungen zu stellen: „Ich kenne Fälle, in denen Schulleiter aus Angst vor Bedrohungen von Communitys nicht öffentlich über gewalttätige Schüler sprechen wollten.“ Die Angst vor Repressionen und der Verlust von Schülerzahlen hindert ist zu groß.

„Junge Lehrer und Lehrerinnen seien schlecht auf den Schulalltag vorbereitet und wüssten oft nicht, wie sie mit Konflikten umgehen sollen“, sagt Schuldirektor Christian Klar (Bild: APA/dpa/Armin Weigel)
„Junge Lehrer und Lehrerinnen seien schlecht auf den Schulalltag vorbereitet und wüssten oft nicht, wie sie mit Konflikten umgehen sollen“, sagt Schuldirektor Christian Klar

Klar fordert zudem, dass Integration klare Regeln braucht: „Wir wollen alle Menschen in unsere Kultur integrieren, aber das geht nicht nur mit Streicheln. Es braucht klare Vorgaben“, sagt er. Besonders kritisiert er die unzureichenden Maßnahmen gegen Mobbing und Gewalt. „Die Politik muss erkennen, dass wir nicht nur Sicherheitsmaßnahmen, sondern auch klare Werte brauchen“, fordert Klar.

„Ich bin hoffnungsvoll, dass die Politik irgendwann reagiert und wir die notwendigen Maßnahmen ergreifen werden“, schließt Klar. „Es geht um die Zukunft unserer Schüler und die Sicherheit in unseren Schulen.“

Das gesamte Interview sehen Sie oben im Video!

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