Große Unterschiede

Gute Pflege darf nicht von Postleitzahl abhängen

Wien
17.10.2024 19:00

Bis zum Jahr 2030 braucht es landesweit laut Caritas 50.000 zusätzliche Pflegekräfte. Doch die Unterschiede nach Bundesland sind gravierend.

Neben der Teuerung und Migration ist vor allem Pflege das Thema, dass die Menschen beschäftigt. Und das zu recht, wie Irena Udric, Haus- und Pflegedienstleiterin im Senioren- und Pflegeheim St. Magdalena der Caritas im 17. Bezirk betont: „Das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht. Bevor wir jedoch überhaupt über die Qualität der Pflege sprechen, müssen wir die Personalnot in den Griff bekommen. Denn damit steht oder fällt das Thema.“

So viele, aber doch zu wenig
Obwohl noch nie so viele Menschen in dieser Sparte wie heute beschäftigt waren, fehlen mehr als je zuvor. Das liegt an der Demografie, aber auch an den Rahmenbedingungen, die je nach Bundesland verschieden sind. Vorweg: Wien ist österreichweit am Besten aufgestellt, was das Personal betrifft, wie das WIFO (Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung) in einer Studie der Caritas festgestellt hat. Diese hat sich den projizierten Personalbedarf bis 2050 angeschaut.

Wien ist anders
Während etwa Vorarlberg bis dahin 122,5 Prozent mehr mobile Pflegekräfte braucht, sind es in Wien 81,6 Prozent. Beim stationären Dienst benötigt Wien bis 2050 107,6 Prozent mehr, Salzburg fast 140 Prozent (siehe Grafik).

„Das liegt unter anderem an der jungen Demografie Wiens“, erklärt WIFO-Ökonomin Ulrike Famira-Mühlberger. Klar ist aber auch, dass die Stadt viel in Ausbildung, die auch entlohnt wird, investiert hat.

(Bild: Krone KREATIV)

Finanzielle Belastung
„Gravierende Unterschiede bestehen aber auch in Art und Umfang des geförderten Pflegeangebots mit deutlichen Unterschieden in den Tarifen und der individuellen finanziellen Belastung“, erklärt Caritas-Präsidentin Nora Tödtling-Musenbichler. Und nicht einmal der Personalschlüssel im stationären Bereich ist österreichweit derselbe.

Nehmen wir einen Patienten mit der Pflegestufe 7. In Wien kümmert sich eine mobile Vollzeitpflegekraft um einen Patienten dieser Stufe. Im Burgenland fallen auf eine Vollzeitpflegekraft 2,4 Personen. „Pflege und Betreuung darf kein Zufall sein. Wir müssen die Wohnlotterie beenden“, sagt Tödtling-Musenbichler.

Der Wiener Caritas-Geschäftsführer Klaus Schwertner, Haus- und Pflegedienstleiterin des Hauses St. Magdalena, Irena Udric und Österreichs Caritas Präsidentin Nora Tödtling-Musenbichler fordern eine Systemreform (v.li.). (Bild: Viktoria Graf)
Der Wiener Caritas-Geschäftsführer Klaus Schwertner, Haus- und Pflegedienstleiterin des Hauses St. Magdalena, Irena Udric und Österreichs Caritas Präsidentin Nora Tödtling-Musenbichler fordern eine Systemreform (v.li.).

Der internationale Vergleich
Doch es gibt auch Punkte, bei denen Wien schlechter gestellt ist. So sind die privaten Zuzahlungen für mobile Pflegedienste in Wien nach Niederösterreich am höchsten. Und im internationalen Vergleich hinkt Österreich bei der Anzahl der Pflegekräfte generell hinterher.

Wiens Caritas-Geschäftsführer Klaus Schwertner sieht die neue Bundesregierung in der Pflicht. Landesweit einheitliche Regeln etablieren, in punkto Pflegegeld mehr auf Prävention setzen, bessere Arbeitsbedingungen und mehr Gehalt für Pflegekräfte sowie die Digitalisierung zur Entlastung müsse in einer umfassenden Systemreform enthalten sein.

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