Alles auf Trump!

Irre Wetteinsätze heizen den US-Wahlkampf an

US-Wahl 2024
18.10.2024 06:00

Sogenannte Prognosenmärkte sagen einen Erdrutschsieg von Donald Trump bei der US-Wahl im November voraus. Wettplattformen wie Polymarket finden in der medialen Berichterstattung als ernstzunehmende Quellen Erwähnung. Dabei gibt es erhebliche Zweifel an deren Aussagekraft.

Klassische Umfragen zeigen, dass das Rennen um die US-Präsidentschaft knapp ist. Die meisten Institute sehen einen hauchzarten Vorsprung für die demokratische Kandidatin Kamala Harris. Vor allem in sogenannten Swing States, die den Ausgang der Wahl entscheidend beeinflussen werden, ist das Rennen besonders eng.

Doch eine beliebte Methode, das Rennen zu verfolgen – und darauf zu wetten – zeigt einen komplett anderen Verlauf. Polymarket, eine der führenden politischen Wettbörsen mit Sitz im Ausland, gab Trump am Donnerstag eine 61-prozentige Chance, die Wahl zu gewinnen. Gleich mehrere Faktoren ziehen die Seriosität dieser Zahlen in Zweifel.

Wer setzt hier Geld?
Bei den Prognosen der Wettanbieter handelt es sich nicht um eine wissenschaftlich durchgeführte Umfrage. Das Prinzip ist ein gänzliches anderes und einfaches: Auf welchen Kandidaten mehr Geld gewettet wird, desto bessere Chancen werden ihm eingeräumt.

Die CTFC, eine unabhängige US-Aufsichtsbehörde, warnte jüngst vor geheimen Absprachen und Fehlinformationen, um diese Wettmärkte zu manipulieren. Denn wer hier Geld in die Hand nimmt und tippt, ist meist nicht bekannt. Die Nutzer verbergen sich mehrheitlich hinter Pseudonymen. Solche Handlungen könnten die Integrität der Wahlen ernsthaft beeinträchtigen, insbesondere in einer Zeit, in der das Vertrauen der Öffentlichkeit ohnehin gering sei, urteilte die CTFC.

Und: Anders als bei Umfragen kann jeder mit wetten. Auch ausländische Akteure können auf den Ausgang der Wahl setzen – und so Trends und damit die öffentliche Wahrnehmung manipulieren. 

Umfragen zeigen ausgeglichenes Bild:

Elon Musk wurde aktiv
Twitter-Eigentümer und Trump-Unterstützer Elon Musk machte am 7. Oktober Werbung für diese eigentümliche Art der politischen Teilhabe. Seither ist der republikanische Kandidat seiner Konkurrentin Harris an den Wettbörsen enteilt. Das Wettvolumen bei Polymarket allein hat die 2-Milliarden-Marke geknackt. Einzelne User pumpen dabei Millionenbeträge für einen Trump-Sieg ins System.

Das Pseudonym „Fredi9999“ hält dabei eine Position im Wert von mehr als 15 Millionen Dollar. Ob sich hinter dem Account eine oder mehrere Personen befinden, ist nicht bekannt. Diese irren Summen verfälschen das Ergebnis und damit die propagierten Gewinnchancen. 

Der renommierte Meinungsforscher Nate Silver hat die Diskrepanz zwischen Umfragen und Wettanbietern wiederholt festgestellt und bereits vor Jahren erklärt, dass die Wettmärkte „so dumm geworden sind, dass sie an diesem Punkt vielleicht ein Kontraindikator sind“. Übrigens: Die Chance, dass Trump gewinnt, lag bei einigen Wettanbietern im Jahr 2020 bei 89 Prozent – und zwar am Wahlabend. Was dann passiert ist, dürfte bekannt sein.

„Polymarket macht aus dem, was sonst ein Internet-Schreiwettbewerb wäre, einen Markt, bei dem derjenige gewinnt, der recht hat“, erklärte Polymarket-Gründer Shayne Coplan im Juli gegenüber Forbes.

Trump und seine „Bookies“
Politische Beobachter sehen in dem Phänomen einen Mitgrund, warum es vielen Amerikanern mittlerweile derart schwerfällt, politische Niederlagen an der Urne zu akzeptieren. Die Wähler sehen sich in ihren Echokammern durch hohe Gewinnchancen bestätigt, selbst wenn sie falsch liegen. Bereits vor vier Jahren zweifelte Trump das Wahlergebnis auch deshalb an, weil er bei den „Bookies“ vorne gewesen ist.

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