Auch wenn es zynisch klingen mag: Mit den jüngsten Zinssenkungen und der rückläufigen Inflation geht die Finanzwelt auf eine Normalisierung zu. Die Zeiten bleiben freilich höchst instabil, die Verunsicherung bei den steirischen „Spar-Hamstern“ ist groß. Einige Anregungen zum Weltspartag.
Ein Polster ist gut, das sprichwörtliche Kopfpolster weniger – so lassen sich die Empfehlungen zusammenfassen, die die „Krone“ bei steirischen Veranlagungsexperten gesammelt hat. Und das spiegelt auch das Sparverhalten der Steirerinnen und Steirer wider, das im heurigen Jahr tatsächlich wieder von einem Weltspartag sprechen lässt.
Sparquote hoch, Konsum entsprechend niedrig
So wurde heuer deutlich mehr Geld beiseitegelegt als in den Jahren zuvor, die Sparquote ist zweistellig. Das Wifo geht von 11,4 Prozent über das Gesamtjahr aus, nach 8,7 Prozent im Vorjahr. Damit einher geht eine rekordverdächtige Zurückhaltung beim privaten Konsum, die der Wirtschaft seit Längerem Kopfzerbrechen bereitet.
„Das Sparbuch wird immer modern bleiben“
„Die Steirer sind stark am Vergleichen“, gibt Steiermärkische-Vertriebsdirektor Peter Strohmaier einen Einblick in die Stimmung rund um den Weltspartag. Dabei kommt aufgrund der noch recht hohen Zinsen häufig das klassische Sparbuch als bevorzugte Veranlagungsform heraus. „Das Sparbuch wird immer modern bleiben“, ist Strohmaier überzeugt.
Auch der „Bausparer“ erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit, wie Thomas Zehetleitner, Bereichsleiter Privatkundengeschäft bei der Raiffeisen-Landesbank, ergänzt. Dagegen sei auch nichts einzuwenden, Hauptsache man hortet sein mühsam Erspartes nicht unter dem Kopfpolster.
Verkehrte Zins-Welt
Die Verunsicherung nach dem Krisen-Feuerwerk der vergangenen Jahre schlägt sich jedenfalls auf die Bindungsfreudigkeit nieder. Derzeit sind kurze Laufzeiten von sechs bis zwölf Monaten gefragt, auch bei den boomenden digitalen Produkten, also dem Online-Sparen. Dafür verantwortlich ist die „inverse Zinskurve“, die auf kurze Frist weit höhere Erträge verspricht als bei längeren Veranlagungen. Der Zwei-Monats-Euribor liegt bei 3,4 Prozent, der Indikator für zehnjährige Laufzeiten nur bei 2,4 Prozent – eine verkehrte Welt, die sich mit der Serie an Zinssenkungen erst langsam wieder einrenkt.
Trotz der wirtschaftlichen Achterbahnfahrt bleibt eine Faustregel in Stein gemeißelt: Drei Monatsgehälter sollte man als Basis der Anlagepyramide täglich fällig haben. Paradebeispiele: „Die Waschmaschine wird kaputt, beim Auto stehen Reparaturen oder eine Neuanschaffung an“, zählt Strohmaier auf. Darauf aufbauend, könne man bereits mit 100 Euro im Monat oder weniger vernünftig veranlagen. „Wenn ich das etwa mit einem Ansparplan auf zwei verschiedene Fonds aufteile, kann ich das Risiko streuen“, lautet der Tipp für sicherheitsbewusste Sparer.
Online-Sparen und der grüne Daumen
Zehetleitner sieht hier – neben dem Trend zum Online-Sparen, das das „Sparbuch Klassik“ bereits überholt hat – vor allem den Faktor Nachhaltigkeit als großes Zukunftsthema. Bei Neuabschlüssen im Fonds-Bereich liegen „grüne“ Investitionen bereits bei 80 bis 90 Prozent.
Auf der anderen Seite der Medaille, bei den seit Jahren schwächelnden Krediten, sehen die Experten langsam Licht am Ende des Tunnels. „Die Talsohle ist erreicht“, sagt Strohmaier. Zehetleitner pflichtet bei: Er ortet eine „Bodensatzbildung“ und ein „zartes Pflänzchen“ bei Investitionen in Objekte, „die leistbar sind“.
Verunsicherte Hamster
„Der Österreicher neigt dazu, zu hamstern und weniger zu investieren“, sagt Zehetleitner, der gleichzeitig eine „berechtigte Verunsicherung“ aufseiten der Konsumenten sieht. Diese dürfte auch nicht von heute auf morgen vom Tisch sein, nur weil die Leitzinsen sinken und sich die Inflation auch in Österreich schrittweise wieder gewohnten Werten annähert. Die allgegenwärtige Frage, „ob ich meinen Job in fünf oder zehn Jahren auch noch habe“, dürfte die Konsumlaune noch auf längere Sicht eintrüben.
„Es ist genug Speck da“
Wie hier die nächste Regierung gegensteuern kann? Dazu sind sich die Banker einig: „Reduzierung der Regulatorik, Wegfall der KIM-Verordnung, die es nur in Österreich gibt und die Bankkunden teils schon in Nachbarländer wie Deutschland treibt, und generell den Finanzplatz sichern“, führt Strohmaier an. Zehetleitner wird deutlich: „Die Banken sind sehr stabil aufgestellt, man kann wieder hinunterregulieren. Es ist genug Speck da.“
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