Betrug in großem Stil

Opfern mit „Polizei-Trick“ Millionenbeute entlockt

Niederösterreich
18.10.2024 05:58

Sie waren kleine Fische in einem großen Netzwerk: Drei junge Männer standen nun in St. Pölten wegen schweren Betrugs vor Gericht. Sie hatten im Rahmen einer kriminellen Vereinigung als falsche Polizisten mitgeholfen, Unsummen zu ergaunern. Verurteilt!

„Oh, Sie erinnern sich an mich, das ist gut. Ich mich nämlich auch an Sie“, hält eines der Opfer bei der Begegnung im Gerichtssaal fest. Ihm ist es zu verdanken, dass für drei Betrüger in Tulln Anfang des Jahres die Handschellen klickten.

Denn der 79-Jährige ließ sich nicht täuschen und lockte die Täter in die Falle. Nachdem sich bei dem Pensionisten per Telefon ein „Adam Stern“ von Interpol gemeldet hatte, um wegen eines bevorstehenden Einbruchs dessen Wertsachen in Sicherheit zu bringen (eine festgenommene Räubersbande hätte Hinweise dafür geliefert), handelte der Mann goldrichtig.

Den Männern wurde am Landesgericht St. Pölten der Prozess gemacht.  (Bild: P. Huber)
Den Männern wurde am Landesgericht St. Pölten der Prozess gemacht. 

Um zu klären, ob er Opfer eines „Fake-Anrufs“ geworden war, ging der 79-Jährige mitsamt seinem Hab und Gut im Rucksack – Schmuck, Münzen und Geld im Wert von 100.000 Euro – zur nächsten Polizeistation. Und bewahrte damit sich und mögliche künftige Opfer vor noch mehr Unheil. Zuvor soll die Bande etwa auch schon in Klosterneuburg und Waidhofen an der Ybbs Senioren um zigtausende Euro erleichtert haben.

„Call-Center“ in der Türkei eingerichtet
Das festgenommene Trio hatte als falsche Polizisten getarnt geholfen, Pensionisten auch in NÖ um ihr Vermögen zu bringen. Als Teil einer im großen Stil agierenden kriminellen Vereinigung. Die Bande hatte von der Türkei aus europaweit in Summe 105 Millionen Euro ergaunert. Die „dicken Fische“ wurden in ihrem Heimatland bereits zu Haftstrafen von insgesamt 1128 Jahren verurteilt. So fasste ein Schwerverbrecher alleine dort 400 Jahre Gefängnis aus. „Das sind ganz andere Urteile, als hierzulande“, hält Herr Rat fest.

Die Betrüger geben sich als vermeintliche Polizisten aus. (Symbolbild) (Bild: Markus Tschepp)
Die Betrüger geben sich als vermeintliche Polizisten aus. (Symbolbild)

In St. Pölten mussten sich die jungen Männer (22, 24, 27) – zwei davon vorbestraft – wegen schweren Betrugs und Verbrechens der kriminellen Vereinigung sowie Geldwäscherei vor Gericht verantworten. Alle drei bekannten sich schuldig, wenngleich sie laut Verteidigung nur als „kleine Rädchen in einem riesigen Netzwerk“ fungiert haben sollen: als Geldboten, als Vermittler und eben als falsche Polizisten. 

Der jüngste von ihnen hatte etwa bei einer 88-Jährigen als Zivilbeamter getarnt 20.000 Euro aus dem Safe in ihrem Haus „in Sicherheit“ gebracht, während ein anderer sie per Telefon in ein Gespräch verwickelte. Der 24-Jährige verdiente sich hingegen sein Geld als Aufpasser – stets auf der Hut vor der echten Polizei.

Trio zu Haftstrafen verurteilt
Beim 27-Jährigen ortete der Richter die meiste kriminelle Energie: Denn der vorbestrafte Wiederholungstäter agierte aus dem Gefängnis heraus als Vermittler und warb neue „Mitglieder“ an. Dafür fassten die drei nun rechtskräftig zwischen 15 Monaten und drei Jahren (teils bedingte) Haftstrafen aus. 

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Niederösterreich



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt