Feenkreise kommen zu Hunderttausenden in dem extrem trockenen Landstrich nahe der südwestlichen Küste Afrikas vor. Jeder der wie mit einem Zirkel gezogenen Punkte ist bei näherem Blick von einem Kranz mit hohem Gras umwachsen. Aus der Vogelperspektive sind die roten Stellen (Bild) nahezu unzählbar. Mit einem Durchmesser von bis zu etwa 20 Metern vermitteln sie den Eindruck, als ob die Erde Sommersprossen bekommen hätte.
Solide Daten sprechen gegen Erdgas und Ameisen
Professor Norbert Jürgens vom Biozentrum Klein Flottbek an der Universität Hamburg hat die Feenkreise nun unter die Lupe genommen und berichtet im Fachmagazin "Science" über seine Erkenntnisse. In seiner Untersuchung habe er die Forschung zu diesem Phänomen auf ein solides Datenniveau gehoben, sagte Jürgens.
Seine Ergebnisse würden sich von früheren wissenschaftlichen Annahmen abgrenzen, wonach die Kahlstellen durch aufsteigendes Erdgas oder Ameisen entstehen sollen. Während seiner Studie zwischen 2006 und 2012 untersuchte der Biologe einen 2.000 Kilometer langen Wüstenabschnitt vom mittleren Angola bis ins nordwestliche Südafrika. An den Kahlstellen maß er den Anteil der Bodenfeuchte.
"Termiten liefern Meisterstück von Ökosystem-Gestaltung"
Seine Erkenntnis: Immer dann, wenn er auf Feenkreise stieß, spürte er in den kahlen Stellen und der umliegenden Vegetation auch Populationen von Psammotermes-Termiten auf. Jürgens fand heraus, dass die im Boden lebenden Insekten alle Gräser - die bei Regen für kurze Zeit ergrünen - durch die Vertilgung von Wurzeln vernichteten. Zurück blieben nur die leergefressenen und kreisrunden Flächen.
Der Studie zufolge kann wegen der fehlenden Vegetation das Regenwasser an Feenkreisen nicht verdunsten. Die Niederschläge fließen in die Tiefe des sandigen Erdbodens und lagern sich ab. Dieser Speicher in den Erdschichten ermöglicht Termiten, in der Trockenzeit zu überleben. Gleichzeitig versorgt das unterirdische Wasser auch Pflanzen mit genügend Feuchtigkeit, wodurch an den Rändern der Kahlstellen ein üppiger Vegetationsring wächst.
"Die Termiten liefern damit ein Meisterstück von Ökosystem-Gestaltung", betonte Jürgens. Es handle sich um ein beeindruckendes Beispiel für nachhaltige Nutzung knapper Ressourcen.
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