Gerhard Berger:

„Da dachte ich, der liebe Gott ist fein zu mir“

Formel 1
17.10.2024 20:04

In Austin beginnt am Sonntag der „Königssprint“ um die WM-Kronen! Österreichs zehnfacher GP-Sieger Gerhard Berger spricht über das Phänomen McLaren und erinnert sich an den legendären Tag vor 33 Jahren.

Mit dem sonntägigen Spektakel auf dem Circuit of The Americas in Austin biegt die „Königsklasse“ auf die Saison-Zielgerade – und McLaren ist drauf und dran, den ersten Konstrukteurs-WM-Titel seit 1998 einzufahren.

„Aufgrund des starken Fahrer-Duos Lando Norris und Oscar Piastri haben sie da einen großen Vorteil gegenüber Red Bull“, glaubt auch Gerhard Berger, der zwischen 1990 und 1992 insgesamt 48-mal für den Traditionsrennstall aus Woking in der Startaufstellung stand.

Ron Dennis (Bild: AP)
Ron Dennis

„Damals war der Erfolg unmittelbar mit dem Namen Ron Dennis verbunden. Er, der davor als junger Mechaniker bei Cooper für Jochen Rindt gearbeitet hat, bewies in seiner Zeit als Geschäftsführer und Besitzer, dass er einer der besten Manager im Zirkus ist. Ron war stets erfolgsorientiert, strebte in jedem Augenblick nach Perfektion“, erzählt Berger. „Er hat immer nach den besten Leuten gesucht, egal, ob’s sich um Fahrer, Ingenieure oder anderes Personal gehandelt hat.“

Der größte Coup gelang Dennis freilich mit der Verpflichtung von Ayrton Senna im Jahr 1988. Nach einem inzwischen legendären Münzwurf wurde ein Dreijahresvertrag unterschrieben. „Wettkönig“ Dennis meinte später mit spitzbübischem Lächeln: „Wir taten dies, weil wir uns puncto Gehalt nicht einig werden konnten. Am Ende hat sich McLaren eineinhalb Millionen Dollar erspart“

Ayrton Senna und Gerhard Berger (Bild: AFP or licensors)
Ayrton Senna und Gerhard Berger

„Hab’s nicht überrissen“
Einen möglichen 36. überließ Senna am 20. Oktober 1991 in Suzuka seinem Teamkollegen Gerhard Berger. „Ich stand auf Poleposition, hatte im Rennen schon zehn Sekunden Vorsprung“, erinnert sich der Tiroler, „dann ist am Auto aber der Auspuff gebrochen, was einen großen Leistungsverlust mit sich brachte.“ Senna kam näher, konnte Berger locker überholen.

„Für mich war’s damit gelaufen, ich wollte nur noch den zweiten Platz ins Ziel bringen. Als Ayrton vor mir immer größer wurde, hab ich erst nicht gewusst, was da jetzt passiert. In diesem Moment dachte ich nur, der liebe Gott ist heute fein zu mir. Er muss auch mit Problemen kämpfen – und ich hab’s nicht überrissen“, schmunzelt Berger. „Dann wusste ich aber: Nachdem Mansell ausgefallen war, stand Senna vorzeitig als Champion fest und überließ mir diesen Sieg, auch als Dankeschön, dass ich ihm zuvor auch einige Male geholfen habe.“

McLaren-CEO Zak Brown (Bild: APA/Getty Images via AFP/GETTY IMAGES/Michael M. Santiago)
McLaren-CEO Zak Brown

Zurück in die Jetzt-Zeit. „Mit Zak Brown und Andrea Stella hat sich McLaren nach einigen schwierigen und mühsamen Jahren wieder zurück an die Spitze gekämpft, sie haben die Hausaufgaben toll gemeistert“, sagt Berger. Trotzdem stehen die „Papayas“ vor den letzten sechs Saisonrennen vor einem Luxusproblem.

„Max rettet das Ding über die Ziellinie“
„Mit Norris und Piastri haben sie zwei Nummer-1-Fahrer, die sich in der Meisterschaft gegenseitig die Punkte wegnahmen. Wenn sie Max Verstappen noch an der erfolgreichen Titelverteidigung hindern wollen, dann müssen sie ab Austin alles auf die Karte Norris setzen“, so Berger, der zwar an den Red-Bull-Superstar glaubt („Max rettet das Ding über die Ziellinie“), aber prophezeit: „McLaren kämpft wie ein Löwe, es wird sehr eng ...“

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(Bild: KMM)



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