Prozess nach Liftpanne

Panikattacke löste fraglichen Polizeieinsatz aus

Gericht
18.10.2024 14:50

Seit seiner Kindheit hat ein 28-Jähriger Angst vor engen Räumen. Als er im April 2023 mit seiner Mutter in einem Aufzug stecken blieb, löste das eine Panikattacke aus. Die Polizei schritt mit 30 Mann, Pfefferspray und Diensthunden ein – weil der junge Wiener enormen Widerstand geleistet hätte. Vor Gericht gehen die Versionen nun deutlich auseinander.

Den ganzen Prozess rinnen dem Angeklagten Tränen herunter. Vor allem, als er erzählt, was am 26. April 2023 passiert ist: Nach einer Geburtstagsfeier blieb er zusammen mit seiner Mutter und einer Freundin im Aufzug in ihrem Wohnhaus in Wien-Floridsdorf stecken. Im Wiener Landesgericht erklärt die Mutter: „Er verträgt keine engen Räume oder Menschenmassen.“

„Ich hatte Todesangst“
Und auch der 28-Jährige schluchzt: „Als der im zweiten Stock hängen geblieben ist, hab‘ ich Todesangst bekommen. Ich wollte unbedingt raus. Mir kam das so vor, als würde er immer weiter runterrutschen“ – der junge Wiener leide nämlich an Klaustrophobie, wurde von einer schlimmen Panikattacke heimgesucht. Ein Nachbar hörte Lärm und rief die Polizei.

Polizeihunde und Pfefferspray eingesetzt
Hier gehen die Schilderungen nun stark auseinander. Während die Beamten – am Ende waren es knapp 30 Mann inklusive Hundestaffel vor Ort – ihn als „aufgebracht und aggressiv“ beschreiben, schildern seine Schwester und Mutter im Wiener Landl die typischen Symptome einer Panikattacke. Der 28-Jährige hätte mit den Armen gefuchtelt und seinen Freiraum gefordert. Als er schließlich seine Schwester gewürgt haben soll – sie streitet das im Zeugenstand vehement ab – brachten die Polizisten den jungen Mann mit Pfefferspray und Diensthund zu Boden.

Zitat Icon

Eigentlich hatte ich bis dato sehr viel Respekt vor der Polizei. Das war eine Eskalation, die ich bis jetzt nur im Fernsehen gesehen habe.

Angeklagte Mutter kritisiert das Vorgehen der Beamten

Auf der Anklagebank sitzt der aufgelöste 28-Jährige aber nicht alleine – neben ihm muss auch seine Mutter Platz nehmen. Denn sie hätte ebenfalls gegen die Polizisten Widerstand geleistet, als sie ihrem Sohn zu Hilfe eilen wollte. Die Frau, die an mehreren körperlichen Gebrechen leidet, wurde überwältigt und zu Boden gedrückt – so stark, dass sie sogar das Bewusstsein verlor ...

Verteidiger Mathias Burger. (Bild: Andi Schiel)
Verteidiger Mathias Burger.


Ob man die Situation auch hätte anders handhaben können, möchte Verteidiger Mathias Burger von einem der Polizisten wissen – „Nein. Ich bin vier Jahre im Außendienst und habe noch nie jemanden so aufgebracht gesehen.“ Für zwei Schürfwunden am Knie fordert der Beamte 1000 Euro Schmerzensgeld.

Platzwunde, Hundebisse und Co.
Deutlich mehr Verletzungen trug der Angeklagte davon: eine Platzwunde, Abschürfungen und zwei Hundebisse an Hand und Hüfte. Ihm wird von der Staatsanwaltschaft Wien aber nicht nur Widerstand gegen die Staatsgewalt vorgeworfen, auch soll er seine Schwester durch das mutmaßliche Würgen verletzt und den Polizeihund durch seine Gegenwehr gequält haben. Für weitere Zeugen des fraglichen Einsatzes wird der Prozess vertagt.

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