Mord im Weingarten

Frau erstochen: „Oleg hatte immer Waffe bei sich“

Niederösterreich
19.10.2024 16:42

Als „seelenruhiger Mensch“ wird Oleg M. von seinen Bekannten beschrieben. Trotz der Waffe, die er angeblich immer bei sich gehabt haben soll und mit der er schlussendlich zustach. Johann Huber ist Augenzeuge der Gräueltat. Wie er das Geschehene verarbeiten soll, weiß der Weinbauer nicht ...

Beinahe 24 Stunden ist es her, als Barbara R. (65) in Zistersdorf im Bezirk Gänserndorf (NÖ) mit einem Messer getötet wurde. Oleg M. heißt der Tatverdächtige. Ein Geständnis wird es jedoch nicht mehr geben: Der Mann – er stammt aus der Slowakei – soll sich Samstagvormittag in einem Weinkeller das Leben genommen haben. 

Freundin vor eigenen Augen getötet
Doch was bewegte den 59-Jährigen dazu, solch eine abscheuliche Tat zu begehen? In seinem Umfeld wird er als sehr ruhig beschrieben. „Oleg hat zuvor nie jemandem etwas zu Leide getan“, erzählt Augenzeuge und der Besitzer des Hauses, in dem sich der Verdächtige vor seinem Tod verschanzt hatte, Johann Huber. Der Weinbauer musste die Tat mit eigenen Augen mit ansehen. Barbara war seine Freundin, zuvor hatten sie noch miteinander gegessen. 

Huber kannte Oleg zehn Jahre lang. Laut dem Weinbauer sei der Slowake noch nie aggressiv gewesen. Selbst den Spinnen im Weinkeller hat er nie etwas zu Leide getan. (Bild: Josef Poyer)
Huber kannte Oleg zehn Jahre lang. Laut dem Weinbauer sei der Slowake noch nie aggressiv gewesen. Selbst den Spinnen im Weinkeller hat er nie etwas zu Leide getan.

„Barbara hatte mich angerufen. Mir gesagt, dass ich zum Essen kommen soll. Oleg wollte mit mir nicht mitfahren. Sie wollte aber mit ihm reden, also fuhren wir zu ihm“, erinnert sich Huber im Gespräch mit der „Krone“. Worum es sich in der Aussprache schließlich handelte, ist nicht bekannt. Jedenfalls eskalierte der Streit. „Oleg ist weggelaufen, Barbara hinterher – dann stach Oleg ihr das Messer in den Körper.“ 

In diesem Weingarten erstach er Barbara R. kaltblütig. (Bild: Josef Poyer)
In diesem Weingarten erstach er Barbara R. kaltblütig.

„Er wollte das ohne Behörden regeln“
Wie der Winzer das Geschehene verbreiten soll, weiß er nicht. „So etwas muss man einmal verkraften können“, so der Ex-Chef des Slowaken den Tränen nahe.

Völlig fassungslos ist auch Martin König. Er ist ein guter Freund des Weinbauers und war wohl der Letzte, der mit dem Mordverdächtigen gesprochen hatte. „Er hat mich angerufen und erzählt, er hat etwas Schlimmes getan. Er hat mich gebeten, ihn zu holen und ihm zu helfen. Ihn wegzubringen oder Barbara einzugraben.“ Doch dieser Bitte kam König nicht nach, er wartete auf die Polizei, sah währenddessen zu, wie sich die Rettung um die Leiche kümmerte. „Er bat mich, keine Polizei zu rufen. Er wolle das ohne Behörden regeln“, erzählt König. 

Martin König ist ein Freund des Weinbauers. Er war wohl der Letzte, der mit Oleg gesprochen hatte.  (Bild: Josef Poyer)
Martin König ist ein Freund des Weinbauers. Er war wohl der Letzte, der mit Oleg gesprochen hatte. 

Auch König beschreibt Oleg M. als ruhigen Menschen. „Aber stille Wasser sind bekanntlich tief“, fügt er hinzu. Der 59-Jährige soll auch immer eine Waffe bei sich gehabt haben. „Meistens in der Bauchtasche. Das war in der Ortschaft auch bekannt.“ 

Zitat Icon

Er hatte immer eine Waffe bei sich. Meistens in der Bauchtasche. Das war in der Ortschaft auch bekannt.

Martin König

Stundenlang in Keller verschanzt
Seit Freitagnachmittag standen Cobra, Bedienstete der Landespolizeidirektion und Sprengstoffexperten sowie Rotkreuz-Mitarbeiter im Einsatz. Nachdem die 65-Jährige erstochen worden war, verschanzte sich Oleg M. über Stunden hinweg in einem Objekt samt stollenartigem Keller in der Zistersdorfer Katastralgemeinde Gösting. Bei einem ersten Einschreiten hatte der Mann in den Morgenstunden offenbar einen Sprengsatz gezündet, ein Beamter wurde schwer verletzt.

Der Einsatz dauerte über 18 Stunden. Der Verdächtige ist tot – er hatte sich in einem Keller in die Luft gesprengt.  (Bild: Imre Antal, Krone KREATIV)
Der Einsatz dauerte über 18 Stunden. Der Verdächtige ist tot – er hatte sich in einem Keller in die Luft gesprengt. 
(Bild: Antal Imre/Imre Antal)

Gegen Mittag dann die Nachricht: Der Slowake soll sich im Keller selbst in die Luft gesprengt haben.

Wohl aggressiv und psychisch labil
Das Gebiet rund um das Presshaus, unter dem sich der Weinkeller befindet, in dem sich der Mordverdächtige verschanzt hatte, wurde schon am Freitagabend großräumig abgesperrt. Schwer bewaffnete Polizeieinheiten sicherten das Gelände. Bewohner mussten ihre Häuser verlassen. Der gesamte Ort steht unter Schock. Doch die Hintergründe zur Tat nimmt Oleg M. mit ins Grab – der gefährliche Schwerverbrecher dürfte aber seit Jahren aggressiv und psychisch labil gewesen sein. Freunde erzählen: „Sein Lieblingsspruch war ,Mein Vater war verflucht, und ich bin auch verflucht.‘“

Sehen Sie hier die Pressekonferenz der Polizei in St. Pölten: 

Noch am Samstagnachmittag hielt die Polizei eine Pressekonferenz zu dem schrecklichen Fall ab. Die Ermittler gaben bekannt, dass der Slowake vor seinem Tod mittels sogenannter Call-Outs mehrfach durch Lautsprecher zur Aufgabe aufgefordert wurde. Nachdem keine Reaktion erfolgt war, sei technisches Equipment in den Kellerbereich eingeführt worden, hieß es. Dabei seien die menschlichen Überreste entdeckt worden.

Raum auf Sprengfallen durchsuchen
Die Leiche identifizieren können die Ermittler allerdings noch nicht, der Körper verbleibt vorerst in dem Keller liegen. Die Räumlichkeiten müssen noch durch die Bombenspezialisten der Cobra auf weitere Sprengfallen durchsucht werden, erst danach kann die Spurensicherung mit der Tatortarbeit beginnen.

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