LeBron und Bronny James werden mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit das erste Vater-Sohn-Duo sein, das in einem NBA-Spiel gemeinsam auf dem Court steht. Doch die Los Angeles Lakers haben mit dem Zweitrunden-Draft des 20-jährigen Sprösslings der Basketball-Legende auch eine Menge Kredit verspielt.
Zahlreiche Fans und Kritiker meinen, dass der einst so stolze Club sich ganz der Ego-Show des alternden „King James“ ausgeliefert habe und mit solchen Eskapaden seine Seele verkaufe.
„Bedeutet alles“
Am kommenden Dienstag (Ortszeit) startet mit der Partie von Titelverteidiger Boston Celtics gegen die New York Knicks die 79. Saison der NBA-Geschichte. Noch viel mehr Augenpaare werden ein paar Stunden später auf das erste Spiel der LA Lakers gegen die Minnesota Timberwolves gerichtet sein – in Erwartung des ersten NBA-Auftritts von LeBron James junior. Der Sohn des viermaligen Champions LeBron James, genannt Bronny, war am 27. Juni 2024 an der 55. Stelle im NBA-Draft ausgewählt worden. Nun stehen die beiden James-Männer davor, Sportgeschichte zu schreiben. „Für einen Vater bedeutet das alles“, sagte der bald 40-jährige LeBron James.
Für einen 20-Jährigen, der schon jetzt keinen Schritt unbeobachtet tun kann, ist das gewiss eine außergewöhnliche Situation und mit gehörig Druck verbunden. „Ich bin schon mein ganzes Leben mit solchen Dingen konfrontiert. Es hat sich jetzt sicher noch verstärkt, aber ich halte das aus“, versicherte Bronny James bei einem Medientermin jedoch. „Ich hätte auch nie gedacht, dass ich einmal mit meinem Vater zusammenspielen würde.“
Nachdem er im Sommer 2023 einen Herzstillstand erlitten hatte, hatte Bronny nur eine Saison an der University of Southern California gespielt, ehe er sich für den Draft anmeldete. Seine Leistungen waren alles andere als glänzend. Dennoch versammelten sich bei der offiziellen Präsentation des 1,88 Meter großen Guards im Juli Heerscharen von Medienleuten.
Die Vater-Sohn-Konstellation ist im Spitzensport zwar kein Präzedenzfall, kommt jedoch nur in Ausnahmefällen vor. Eishockey-Ikone Gordie Howe war als Mittvierziger Teamkollege seiner beiden Söhne Marty und Mark bei den Houston Aeros, in der Major League Baseball spielten Ken Griffey senior und Ken Griffey junior Anfang der 1990er-Jahre zeitweise gemeinsam für die Seattle Mariners. Der isländische Fußballer Eidur Gudjohnsen wurde 1996 in einem Länderspiel gegen Estland für seinen Vater Arnor Gudjohnsen eingewechselt. In Österreich gewann Mykola Bilyk mit seinem Papa Serhij im Tor der Fivers Margareten 2016 sogar den Handball-Meistertitel, ehe er sich dem THW Kiel anschloss.
Erpresserisch?
LeBron James hat den Lakers früh genug verdeutlicht, dass es sein letzter großer Traum in der NBA sei, mit seinem Sohn gemeinsam zu spielen. Dass vor einem Jahr Bronnys Herz zu schlagen aufgehört hat, mag die innerfamiliäre Dynamik noch einmal geändert und diesen Wunsch verstärkt haben. Ob es aber aus Sicht des Klubs eine kluge und nachvollziehbare Entscheidung war, James junior zu draften, wird seit Wochen heiß diskutiert. Von Vetternwirtschaft und erpresserischem Vorgehen von LeBron James und Agent Rich Paul ist da vor allem in den sozialen Medien die Rede.
Was ist schon gegen ein Draft-Experiment einzuwenden, könnte man aus Sicht des Lakers-Managements einwerfen. Doch da der NBA-Draft nur über zwei Runden läuft, will jeder Pick wohlüberlegt sein. Und Bronny James hat bisher nicht das Talent offenbart, das ihn für eine lange und erfolgreiche NBA-Karriere prädestinieren würde. In den Preseason-Spielen zeigte er gute Ansätze in der Defensiv-Arbeit, offenbarte aber Effizienzprobleme bei seinen Würfen. Ein anderer mit den identen Maßen und Skills, aber einem anderen Nachnamen wäre wohl nicht gedraftet worden, sind sich nahezu alle Experten einig.
„Es wird viel Lärm von außen um Bronny sein“, prophezeite der langjährige NBA-Coach Stan Van Gundy den Lakers eine schwierige Saison. „Wenn er nicht spielt, werden die Leute fordern, dass er mit LeBron spielt. Wenn er spielt, werden die Leute sagen, dass er es nicht verdient hat, zu spielen.“ Eine weitere Facette: Der im Sommer installierte neue Lakers-Coach J.J. Reddick ist ein Kumpel von James. Gemeinsam haben die beiden im März 2024 den Podcast „Mind The Game“ gestartet. Dass Reddick bei diesem Naheverhältnis wichtige Entscheidungen objektiv treffen kann, wird schon jetzt vielfach angezweifelt.
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