„Gleich“ heißt das aktuelle Programm von Alfred Dorfer. Jetzt feierte er damit Wien-Premiere und zeigt, dass er in der Champions League der deutschsprachigen Kabarettisten ganz vorne spielt.
Gute Bordeaux- und Burgunder-Jahrgänge ähneln Alfred Dorfer: Sie werden auch immer besser. Was der Kabarettist in seinem neuen Programm „Gleich“ leistet, parodiert, imitiert, grimassiert, schauspielert, hüpft und tanzt, kann sonst wohl keiner in dem kleinen Land. Dorfer bietet ein Pointen-Feuerwerk, das mal laut den Schenkel klopft, mal still sickert, mal nachdenklich macht.
„Solo-Programm“ nimmt er nicht ganz wörtlich, er spielt mehrere Charaktere mit verschiedensten Blicken, Stimmen und Geschichten: die böhmische Oma, den deutschen Kunstkurator, den arroganten Jungarzt, den ungarischen Orbán-Versteher und Theaterbeleuchter, den Seniorenghetto-CEO, den 60er-Jahre-SPÖ-Funktionär. Dorfer kann sie alle.
Nierensteine gegen Elternsprechtag
Zu Beginn humpelt er mit Prothese auf die Bühne, meint, „Sport ist gefährlich“. „Also das Duschen.“ Er wird das Ding wieder los: „Spontanheilung. Aber mal ganz ehrlich: Mit Verletzung war ich Ihnen sympathischer.“ Die Humor-Dichte bleibt den ganzen Abend hoch: „Nierensteine sind ja fast so schlimm wie eine Geburt, nur dass man sich dann später Elternsprechtag erspart.“
Kabarettisten-Alltag klingt durch, wenn er Hotels beschreibt, aus Sicht des Hoteliers: „Tripadvisor ist wie Karl May, schreiben, ohne dort gewesen zu sein.“ Der abendliche Roomservice-Herr, der Mannerschnitten auf die Hotelbetten legen will, fragt im Dorfer-Zwiegespräch auf die Antwort „Ich mag nichts Süßes“: „Soll ich Ihnen lieber Gulaschsuppe auf den Polster leeren?“
Ein Stöhnen aus Neubau
Im Gegensatz zu manchen seiner Artgenossen schätzt Dorfer die Zwischentöne, lässt Raum zu eigenem Nachdenken, er bleibt in der Politik zu allen auf Distanz, witzelt auch über die vermeintlich „Guten“: „Man sagt etwas, meint es aber nicht: Ironie. Man kann auch nichts meinen und dennoch etwas sagen. Das heißt dann Twitter.“
Und wenn er am Schluss für die Demokratie predigt, dann quälte ihn zuletzt die Wahl zwischen „Hetzern und Versagern“. Das einzelne Aufstöhnen aus dem Publikum darauf interpretiert er als klassische Reaktion aus dem grünen Nachbarbezirk Neubau. Dorfer spielt einfach in der deutschsprachigen Champions League. Ganz oben.
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