Die neue Jahres-Ausstellung „In aller Freundschaft“ (bis 24. August 2025) nimmt im Dom Museum Wien auf dem Stephansplatz die ganze, große Vielfalt menschlicher Bindungsmöglichkeiten kunstvoll unter die Lupe.
Spätestens wenn die in Pink gehüllte Marilyn ihr glitzerndes Dekolleté reckt – um „Diamonds are a girl’s best friend“ zu gurren, weiß man, dass „Freundschaft“ viel, sehr viel mehr sein kann, als man glaubt.
Das zu beweisen, hat sich das Dom Museum Wien für seine aktuelle Jahresausstellung vorgenommen. Direktorin Johanna Schwanberg hat die Vorgabe gemeinsam mit Co-Kurator Klaus Speidel wunderbar geist- und bezugsreich, dazu mit viel Witz, anregendem Augenzwinkern und mancher Überraschung umgesetzt.
Auch diesmal mischen sich dafür Zeitalter und Epochen, gibt es eigens für die Schau geschaffene Kunstwerke, beweist sich das Dom Museum Wien als weltoffener, sehr zeitgenössischer Denk- und Kunstraum.
Freundinnen in der Bibel, Freunde unter einer Decke
Marilyn kann man hier sogar in die Tasche stecken. Als Postkarte, die Robin Waart aus Filmstills generiert. Die Szenen bringen Freund- wie Feindschaft ins Spiel. So zitiert Tim Robbins Nietzsches „In seinem Freunde soll man seinen besten Feind haben“, oder meinen drei nackte Bettgenossen „with benefits“ in Derek Jarmans „Jubilee“: „That’s what I call friendship.“
Mit einer biblischen Freundschaft hebt die in Kapitel gegliederte Ausstellung an: „Die Heimsuchung Mariens“ berichtet vom Treffen Elisabeths mit Maria. Beide gesegnet, die eine mit Jesus, die andere mit Johannes. Wobei hier eine zweite Freundschaft mitschwingt. Evangelist Lukas berichtet, dass Johannes dabei freudig hüpfte, als ob er den kommenden Heiland im Bauch gegenüber begrüßen wollte.
Gemeinsam gegen die Gauchos
Wenn Elisabeth ihre Verwandte besucht, verweist das auch darauf, dass in manchem Kulturkreis Freundschaft zwischen Frauen eher innerfamiliär stattfindet. So wie zwischen zwei Mädchen, Cousinen, die sich als Ziegenhirtinnen unter argentinischen Gauchos im Doppel besser behaupten. Alessandra Sanguinetti dokumentiert in ihrer Fotoarbeit diese innige Verbundenheit.
Was, wenn die Beziehung toxisch wird? Anders Krisár findet ein faszinierendes Bild dafür, wenn er einen bronzenen Hitzkopf sein Gegenüber aus Wachs schmelzen lässt. Im Kapitel „Gemeinsam tun – gemeinsam sein“ malt Helene Funke „Opernfreundinnen“, während Thomas Lévy-Lasne auf fotorealistischen Aquarellen Party macht.
Politische Seilschaften, Allianzen der Mächtigen fehlen nicht, genauso wie Künstlerfreundschaften. In den 1970er-Jahren zeichneten Attersee, Brus, Rainer, Nitsch, Roth, Rühm und Wiener gemeinsam auf ein Blatt, bevor jeder für sich berühmt wurde.
An der Trennwand zum letzten Raum fragt Juliette Green nach den größten Differenzen zwischen besten Freunden, während auf der Rückseite Disneys Mogli mit Balu durch den Dschungel blödelt. Das Kind spricht Spanisch, der Bär Hebräisch, doch ihre Freundschaft überwindet auch die Sprachbarriere.
Wie vergänglich Freundschaft sein kann, erfährt man beim Abgang. Dort hängen bunte Bildgedichte, wie Votivtafeln. Mit ihnen hat sich Heribert Friedl von seinem verstorbenen Freund verabschiedet. „Danke“, „Vertrauen“, „Du bist meine Erinnerung“ steht auf ihnen, oder: „Wenn es vorbei ist“.
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