Auftakt in Südamerika?

„Nur Kaffeesudlesen“: Sölden will Startort bleiben

Ski Alpin
21.10.2024 10:46

Im Gegensatz zu 2023 ist das Klima-Thema rund um Ski-Weltcup-Auftakt in Sölden dieses Jahr kaum ein Thema. Das liegt an der günstigen Wetterlage im Vorfeld und dicken Schneedecke, laut dem Veranstalter auch an den Baggerarbeiten im Vorjahr. Zum anderen zeigt sich der ÖSV bemüht, sein Engagement für klimafreundlichere Events sukzessive auszuweiten und bindet dabei Umwelt-NGOs ein. Doch Debatten über einen möglichen Saisonstart in Südamerika bleiben.

„Es wäre schön, wenn in der gleichen Intensität wie letztes Jahr heuer positiv über das Thema Sölden berichtet würde. Das würde dem Skisport guttun. Man sollte realitätsgetreu sagen, dass es heuer schon toll in Sölden ist und nicht immer nur ‘bad news are good news‘ machen“, betonte ÖSV-Geschäftsführer Christian Scherer vor den beiden Riesentorläufen am Samstag und Sonntag.

Christian Scherer (Bild: GEPA pictures)
Christian Scherer

Letztes Jahr hatten im Vorfeld des Weltcup-Starts Bilder von Baggerarbeiten auf dem Rettenbachgletscher für großen medialen Wirbel gesorgt. Die Bergbahnen Sölden sprachen von normalen Sanierungsarbeiten und Geländekorrekturen. Gerade diese heftig kritisierten Maßnahmen hätten die Vorbereitung heuer wesentlich vereinfacht. Nun könne man viel effizienter und mit weniger Energiebedarf arbeiten, heißt es vom Sölden-Team. Durch zusätzliches Snowfarming und reichlich Niederschlag sieht man dieses Jahr eine weiße Winterlandschaft – statt einer Baustelle im Hochgebirge.

Mehr Engagement für Klimaschutz
„Bad news“ produzierte im Vorjahr auch die Söldener Nachbargemeinde Gurgl, da die „Letzte Generation“ den Weltcup-Slalom der Männer im November als Bühne für eine Protestaktion nutzte. Für den ÖSV war das der Anstoß, sein Bemühen um mehr Nachhaltigkeit im Schneesport zu intensivieren und eine Vorbildrolle zu reklamieren. So wurde unter anderem die Ski-WM 2025 in Saalbach-Hinterglemm unter hohem finanziellen Mehraufwand als Green Event konzipiert.

Nicht im Kompetenzbereich des ÖSV liegt die Gestaltung des Weltcup-Kalenders, über den das FIS-Management wacht. Doch auch dieser soll künftig ressourcenschonender gestaltet sein, etwa durch die weitgehende Vermeidung von Zickzack-Routen. Es geht buchstäblich um kleine Schritte. Unlogisch ist beim aktuellen Kalender etwa, dass bis zum nächsten Rennen nach Sölden im finnischen Levi fast drei Wochen Pause vergehen und es anschließend nach Gurgl und damit wieder zurück ins Ötztal geht.

Pläne in der Schublade
Im wahrsten Sinne naheliegend wäre es, die beiden Ötztal-Events terminlich zusammenzuziehen – diesbezügliche Pläne stecken bereits in der Schublade. Bei einem Ötztal-Doppelpack könnten etwa Tribünen, Werbebanden und andere Ziel-Infrastruktur doppelt genutzt werden und weitere Synergien entstehen. Die Teams könnten in der Region bleiben und sich Reisewege ersparen. Den gleichen Effekt hätten mehr Wettbewerbe für beide Geschlechter am selben Standort.

Ein großer Kritikpunkt war auch der frühe Weltcup-Start im Oktober, unzählige Stimmen forderten im Vorjahr einen späteren Auftakt. Auch die FIS möchte den Sölden-Termin zumindest eine Woche nach hinten legen, wenngleich es unzählige Parameter zu berücksichtigen gilt.

„Wir wollen weiterhin der Start sein, das Aushängeschild. Das dritte, vierte Rennen interessiert uns sicherlich nicht. Wenn wir Erster bleiben, sind wir sicherlich bereit, eine Woche zurückzurücken“, verdeutlichte Philipp Falkner, Prokurist der Bergbahnen Sölden. Im November sei das Wetter außerdem zunehmend unsicher, ergänzte er. „Wir haben im Oktober um 50 Prozent weniger Ausfalltage am Gletscher“, verwies Falkner auf Zahlen der Geosphere Austria. Es wird also noch Gespräche geben.

Saisonbeginn in Südamerika?
Noch unausgegoren ist die Idee, die Weltcup-Saison noch früher, nämlich im Spätsommer, aber auf der südlichen Hemisphäre zu beginnen. Auch diese Möglichkeit wurde mit dem Klima-Gedanken im Hinterkopf ins Spiel gebracht, da sich 90 Prozent der Athletinnen und Athleten ohnehin um die Zeit zwecks Training entweder in Südamerika oder in Neuseeland aufhalten. Das könnte man gleich für Rennen nutzen, so das Kalkül, und dafür später in der Saison Reisen streichen.

Nina Ortlieb (Bild: Stian Lysberg Solum)
Nina Ortlieb

„Prinzipiell ist es gut, wenn man Optionen andenkt“, sagte Abfahrerin Nina Ortlieb. „Skisport ist in den Anden ein großes Thema, wenn man mehr Aufmerksamkeit möchte, muss man in andere Länder gehen.“ Die ÖSV-Spitze versperrt sich nicht kategorisch dagegen, betont jedoch, dass es eine durchdachte Strategie dahinter brauche. Den aktuellen Stand der Diskussion bezeichnete Präsidentin Roswitha Stadlober unlängst als „Kaffeesudlesen“.

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(Bild: KMM)



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