Anschlag geplant

Terror-Prozess: Zwei Jahre Haft für 14-Jährige

Steiermark
22.10.2024 14:29

Mit gerade einmal 14 Jahren wurde im Mai in Graz ein Mädchen festgenommen. Weil es am Grazer Jakominiplatz ein Blutbad anrichten und Ungläubige mit einem Messer töten wollte. Heute wurde sie zu zwei Jahren unbedingter Haft verurteilt. Nicht rechtskräftig!

Gekleidet in einen weißen Pullover, Bluejeans mit Sportschuhen, eine Brille tragend, die dunklen langen Haare zu Zöpfen geflochten. So betritt ein erst 14 Jahre altes Mädchen starken Schrittes am Dienstagmorgen den Grazer Schwurgerichtssaal. Vor acht Jahren kam sie nach der Scheidung der Eltern mit ihrer Mutter von Montenegro in die steirische Landeshauptstadt und ging da in die Schule. Dort fand sie allerdings nur eine Freundin.

Fanatiker online kennengelernt
Ihre Freizeit verbrachte sie daher hauptsächlich am Handy, wie sie dem Gericht erzählt, schaute ständig Videos auf TikTok, Telegram, Instagram und sämtlichen weiteren Social-Media-Kanälen. Online lernte sie ein radikales Mädchen und einen fanatischen Burschen, Osman, kennen. Mit der Zeit braute sich im Kopf des damals noch 13 Jahre alten Mädchens Gedankengut der schlimmsten Sorte zusammen. Welches sie, so die Anklage, sogar in die Tat umsetzen wollte.

Am Grazer Jakominiplatz wollte das Mädchen laut Staatsanwaltschaft ein Blutbad anrichten. (Bild: Scherbichler Wulf)
Am Grazer Jakominiplatz wollte das Mädchen laut Staatsanwaltschaft ein Blutbad anrichten.

Laut Staatsanwältin schwelte die radikal-islamische Einstellung schon lange in ihrem Kopf. „Es gibt Chatverläufe, in denen zu lesen ist, dass sie mit den anderen ausreißen und für den IS kämpfen wolle. In einem anderen Chat schreibt sie mit einem Mädchen aus Deutschland, dass sie einen Messeranschlag am Jakominiplatz verüben und Ungläubige mit Messern töten wolle.“

Propagandavideos und Bomben-Anleitungen
Dass sie erwischt wurde, ist dem Kontakt zu den deutschen Behörden zu verdanken. Sie schlugen in Österreich Alarm, nachdem sie die Chat-Freundin der Angeklagten festgenommen hatten. Bei einer anschließenden Hausdurchsuchung 17 Tage nach ihrem 14. Geburtstag wurden ihre Datenträger beschlagnahmt und darauf erschütterndes Material gefunden. IS-Propagandavideos und Bilder, Anleitungen von Osman, wie man Bomben baut, Ankündigungen, dass sie auch Kirchen und eine Polizeiinspektion in die Luft sprengen möchte. Und ein Video von sich selbst, verschleiert, in dem sie dem IS die Treue schwört. Sogar dem Attentäter von Wien huldigte sie.

Als die Angeklagte damals mitbekam, dass ihre Freundin in Deutschland festgenommen wurde, bekam sie Stress, dass sich der Messeranschlag in Graz nicht mehr ausgehen würde, weil man sie ebenso festnehmen würde. Stattdessen fantasierte sie von einem Sprengstoffanschlag, das würde schneller gehen. Die genaue Anleitung für den Bombenbau erhielt sie von Osman.

„Jetzt will ich das nicht mehr ...“
Vor Gericht zeigt sich das Mädchen geläutert. Es sprudelt nur so aus ihr heraus, als würde sie ihr Gewissen erleichtern wollen: „Ich fühle mich schuldig für das, was ich geschrieben und gemacht habe. Das war vor fünf Monaten, jetzt will ich das nicht mehr. Ich will mit Bomben nichts mehr zu tun haben. Ich bin in der Schule gemobbt worden, weil ich nicht so gut Deutsch konnte, und wurde dann immer religiöser. Damals dachte ich, alles, was mit dem IS zu tun hat, ist richtig gewesen.“ „Vor einer Weile wollten Sie nichts sehnlicher, als Österreich endlich verlassen zu können“, wirft die vorsitzende Richterin ein. „Das will ich jetzt aber nicht mehr. Ich weiß, dass ich außer Landes gebracht werden soll. Dagegen läuft eine Beschwerde. Gott wollte, dass ich mich ändere, deswegen bin ich jetzt hier“, sagt das Mädchen, das später einmal Krankenschwester werden möchte. 

Ob dieser Wunsch in Erfüllung geht, wird sich weisen. Denn das Urteil ist gefallen: zwei Jahre unbedingte Haft, nicht rechtskräftig!

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