Österreich befindet sich in einer Rezession, wie die „Krone“ mehrfach berichtete. Wie Tirol die vergangenen Jahre wirtschaftlich aufgestellt war, zeigen aktuelle Daten, die die Tiroler Wirtschaftskammer erhoben hat. Beim Bruttoinlandsprodukt belegt das „Heilige Land“ den zweiten Platz.
Wie ist Tirols Wirtschaft im Vergleich zu den anderen Bundesländern aufgestellt? Welcher Sektor hat den größten Anteil an der Wirtschaftsleistung? Und wo gibt es noch Aufholpotenzial? Die Antwort auf diese und andere Fragen liefert eine aktuelle Analyse der Wirtschaftskammer (WK).
„Im Jahr 2022 lag das regionale Bruttoinlandsprodukt in Tirol bei 39,3 Milliarden Euro, das ist ein nomineller Anstieg seit dem Jahr 2000 um 118,8 Prozent“, rechnet Stefan Garbislander, Abteilungsleiter für Wirtschaftspolitik, Innovation und Nachhaltigkeit in der WK, vor. Zum Vergleich: Den höchsten Anstieg gab es im selben Zeitraum in Vorarlberg. Das Ländle verzeichnete ein Plus von 147,3 Prozent von 9,5 auf 23,6 Milliarden Euro. Indes gab es in der Bundeshauptstadt Wien mit einem Plus von 92,4 Prozent (57,7 auf 110,9 Milliarden Euro) den niedrigsten Anstieg. Österreichweit belegt Tirol den zweiten Platz.
Dienstleistungssektor hat den größten Anteil in Tirol
Betrachtet man das regionale Bruttoinlandsprodukt je Einwohner, zeigt sich von 2000 bis 2022 ein Anstieg um exakt 91 Prozent von 26.800 auf 51.200 Euro. Auch dabei führt Vorarlberg die Liste mit einem Anstieg von 113,6 Prozent von 27.300 auf 58.300 Euro an. Hier liegt Tirol im Bundesländervergleich auf dem achten Platz. Schlusslicht bildet abermals Wien mit einem Anstieg von „nur“ 52,2 Prozent.
2022 lag das regionale Bruttoinlandsprodukt in Tirol bei 39,3 Milliarden Euro, das ist ein nomineller Anstieg seit dem Jahr 2000 um 118,8 Prozent.
Stefan Garbislander, Leiter Wirtschaftspolitik, Innovation und Nachhaltigkeit
Auch spannend: Im „Heiligen Land“ macht der tertiäre Sektor – also der Dienstleistungssektor – 70,1 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung aus. „Einen höheren Anteil gibt es nur in Wien mit 85,3 Prozent und in Salzburg mit 71,7 Prozent“, verdeutlicht Garbislander. Das Bundesland mit dem höchsten Anteil am primären Sektor (Land- und Forstwirtschaft) ist das Burgenland mit 4,2 Prozent. Und den höchsten Anteil am Sekundärsektor (Produktion) hat Oberösterreich mit insgesamt 39,2 Prozent.
… gab es im Vorjahr gegenüber 2022. In ganz Tirol wurden 3339 Betriebe neu eröffnet. Verglichen mit dem Jahr 2014 ist das ein Plus von 38,4 Prozent.
3339 Firmen gegründet, 323 schlitterten in Pleite
Sehen lassen kann sich Tirol bei den Unternehmensgründungen. Derer gab es im Vorjahr 3339. „Das ist ein Plus von 38,4 Prozent gegenüber dem Jahr 2014. In keinem anderen Bundesland stieg die Anzahl der Neugründungen in diesem Zeitraum so stark wie in Tirol“, sagt der Experte dazu. Auch im Vergleich mit dem Jahr 2022 gab es hierzulande 2023 um 177 Neugründungen mehr.
Unterdessen zählte man im Vorjahr in Tirol 323 Unternehmensinsolvenzen. „Das sind um 11,5 Prozent weniger als im Jahr 2014, jedoch um 21 Fälle mehr als 2022.“ Österreichweit gab es 5380 Firmenpleiten.
Gut ist auch die Bilanz bei der Arbeitslosenquote. Diese lag im Vorjahr österreichweit bei 6,4 Prozent, in Tirol lediglich bei 3,9 Prozent. „Eine geringere Arbeitslosenquote gab es nur in Salzburg – und zwar mit 3,8 Prozent.“
Apropos Arbeitsmarkt: 2023 gab es insgesamt 4.483.000 Erwerbstätige in Österreich. Der Anteil in Tirol liegt bei neun Prozent, genauer gesagt 401.500.
Bei Patentverteilungen gibt es Luft nach oben
Abschließend ortet Garbislander ein Aufholpotenzial bei den Patenterteilungen. „Österreichweit wurden im Jahr 2023 insgesamt 861 Patente erteilt, nur 40 Patenterteilungen bzw. 4,6 Prozent entfielen dabei auf Tirol.“ Die Nase vorn hat bei den Patenten Oberösterreich mit 221, gefolgt von der Steiermark mit 213. Österreichweit wurde übrigens ein Rückgang verzeichnet. 2022 waren es nämlich noch 1012. „Dieser Rückgang ist auf die Konjunkturschwäche zurückzuführen.“
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