2. Winter ohne Dach

Der Denkmal-Krimi um das Weiße Rössl geht weiter

Das Weiße Rössl steht direkt neben der Kirche. „Prägend für das Ortsbild“, sagt dazu Gabriele Neumann vom Denkmalamt. 

(Bild: Birbaumer Christof)

Wieder steht ein Winter vor der Tür, in dem das Weiße Rössl an der Brennerstraße in Gries in Tirol wohl „oben ohne“ dastehen wird. Um das denkmalgeschützte ehemalige Gasthaus tobt ein Streit zwischen Besitzer und Denkmalamt. Die nächste Instanz ist eingeschaltet. 

Bei einem Brand im Mai 2023 war das Dach des jahrhundertealten und bis dahin gut erhaltenen Gebäudes zerstört worden. Danach konnten sich Besitzer und Denkmalamt nicht über eine Abdeckung einigen. Seither sind die historischen Mauern Regen und Schnee schutzlos ausgeliefert.

Beschwerde vor Bundesverwaltungsgericht
Der Denkmalstreit wird jetzt in der nächsten Instanz ausgetragen. Das Bundesverwaltungsgericht ist am Zug. An dieses hat sich Rössl-Besitzer Andreas Vogelsberger mit einer Beschwerde gewandt, weil das Denkmalamt den Schutzstatus fürs Weiße Rössl nicht aufhebt. Doch genau das möchte der Besitzer: er sieht mit Verweis auf Prüfungen das Gebäude zu sehr in Mitleidenschaft gezogen. Der finanzielle Aufwand für eine Sanierung sei zu groß. „Mit wirtschaftlichen Mitteln nicht mehr sanierbar“, heißt es wörtlich in einer Passage der Beschwerde, die der „Tiroler Krone“ vorliegt.

Bei dem Brand vor eineinhalb Jahren wurde das Dach zerstört. 

(Bild: Birbaumer Christof)

Anders sieht das Gabriele Neumann, neue Tiroler Landeskonservatorin. „Es gibt keine Veranlassung, den Denkmalschutz aufzuheben. Das Weiße Rössl ist so viel mehr, als die mittlerweile ausgebaute Prachensky-Stube“, betont sie. Letztlich sei das Gebäude an seinem Platz direkt neben der Kirche prägend für das Ortsbild von Gries.

Die Hoffnung schwindet
„Es ist bedauerlich, dass wegen des schwierigen Rechtsverfahrens noch keine Sicherungsmaßnahmen gesetzt wurden“, sagt Neumann. Ob sich das noch vor dem Winter ausgeht, daran zweifelt die Leiterin des Denkmalamtes in Tirol. Auch der Grieser Bürgermeister Karl Mühlsteiger ist wenig optimistisch. Er betont jedoch, dass die Gemeinde im Rahmen ihrer Möglichkeiten den Besitzer bei der Suche nach einer neuen Nutzung unterstützen würde.