Beim Start der KV-Verhandlungen für rund 445.000 Angestellte und Lehrlinge im Handel lagen die Positionen am Mittwoch noch weit auseinander. Die Gewerkschaft GPA fordert eine Erhöhung der Gehälter ab Jänner um 4,8 Prozent sowie mehr Freizeit, für die Arbeitgeber aber kommt das nicht infrage. Die nächste Verhandlungsrunde steigt am 5. November.
Mit dem Angebot sei die Arbeitgeberseite „noch weit von dem entfernt, was die Beschäftigten im Handel erwarten und auch dringend benötigen“, so die Chefverhandlerin der GPA, Veronika Arnost.
Man sei aber bereit, „den Weg der konstruktiven Verhandlungen fortzusetzen“, ergänzte der Vorsitzende des GPA-Wirtschaftsbereichs Handel, Martin Müllauer.
Arbeitgeberseite: „Gute Gesprächsbasis“
Handelsobmann Rainer Trefelik sprach nach der ersten Runde von einer „guten Gesprächsbasis“, forderte angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage für die Betriebe von der Arbeitnehmerseite aber ein „Rendezvous mit der Realität“. Denn die Konsequenz der Krise, in der der Handel steckt, könne nur sein, „dass Lohnsteigerungen in dieser Höhe schlicht und einfach wirtschaftlich nicht darstellbar sind“, betonte der Arbeitgeber-Chefverhandler.
Die Forderung von 4,8 Prozent mehr Gehalt entspricht einem Prozent mehr als die rollierende Inflation sowie dem Abschluss der Metallindustrie. Die Arbeitgeber hatten eine Erhöhung über die Jahresinflation von 3,8 Prozent jedenfalls ausgeschlossen.
Gewerkschaft fordert mehr Lohn UND mehr Freizeit
Neben dem Lohnplus fordern die Arbeitnehmervertreter auch mehr Freizeit. Für Trefelik geht sich das nicht aus. Einen Abschluss über der Teuerung der vergangenen zwölf Monate „halte ich für ausgeschlossen“, sagte er vor Verhandlungsbeginn in der Wirtschaftskammer Österreich. Zu sagen, die Mitarbeiter brauchen mehr Einkommen, aber gleichzeitig auch mehr Freizeit zu fordern, da „fehlt mir die Brücke“.
Trefelik verwies auf die allgemeine Rezession und die geringe Kauflust der Konsumenten. „Uns laufen die Kosten davon“, betonte er und rechnete vor, dass die Umsätze zuletzt um 9,8 Prozent zulegten, die Personalkosten aber um 21,3 Prozent. „Und der Ausblick ist nicht prickelnd“, so Trefelik.
Veronika Arnost wiederum verwies darauf, wie wichtig ordentliche Abschlüsse für den Inlandskonsum seien – und dass die Branche ohnehin nicht zu den Hochlohnsektoren gehöre. Dazu käme der ständig steigende Arbeitsdruck. Ein Abschluss über der rollierenden Inflation von 3,8 Prozent und mehr Freizeit sei daher mehr als begründet. So sollen ab fünf Dienstjahren drei Freizeittage dazukommen, ab sieben Dienstjahren weitere zwei Tage und ab zehn Jahren ein zusätzlicher freier Tag.
Schon vier Verhandlungstermine ausgemacht
Nachdem im Vorjahr die Kollektivvertragsverhandlungen im Handel ungewöhnlich lange dauerten und auch von Kampfmaßnahmen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer begleitet waren, haben sich die Sozialpartner für heuer schon vorsorglich vier Verhandlungstermine ausgemacht, der letzte davon wäre der 21. November – womit bei einer Einigung das Weihnachtsgeschäft ungestört laufen könnte. Der Handel ist in Österreich nach der öffentlichen Hand der größte Arbeitgeber, er erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von 314 Mrd. Euro.
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