Das Salzburger Marionettentheater schenkt sich zum Jubiläum ein neues Festival, feiert aber auch die reiche Geschichte, wie Geschäftsführerin Susanne Tiefenbacher und ihr Künstlerischer Direktor Philippe Brunner der „Krone“ erzählt haben.
„Krone“: Herr Brunner, wie geht man ein 111-jähriges Jubiläum an einem Haus mit so besonderer Geschichte an?
Brunner: Natürlich wollen wir die reiche Geschichte präsentieren, aber auch zeigen, was aktuell am Theater passiert und was wir für die Zukunft planen. Mit dem neuen PUPPETS!-Festival (24.-27.10.) laden wir zum ersten Mal verschiedene Compagnien ein, die sich, so wie wir, dem Marionettenspiel widmen, um das Jubiläum mit uns und den Salzburgern zu feiern.
Das Festival soll zukünftig alle 2 Jahre stattfinden?
Brunner: Ja, wir wollten vorerst keine inhaltlichen Themen setzen, sondern alle zwei Jahre eine andere Form des Puppenspiels präsentieren. Wir beginnen mit der Königsdisziplin, der Fadenmarionette. Das Puppenspiel mit Fäden ist mittlerweile eine eher seltene Kunstform. In Zukunft kann die Thematik dann auch mal dem Handpuppenspiel oder zum Beispiel dem Schattenspiel gewidmet sein.
Besitzen Sie eigentlich noch Figuren aus der Zeit von Anton Aicher, dem Gründervater des Salzburger Marionettentheaters?
Brunner: Ja, die ersten Figuren, mit denen er 1913 „Bastien und Bastienne“ gezeigt hat, haben wir alle noch im Haus. Die alten Figuren sind kleiner, als wir sie heute haben. Vieles ist sicherlich durch die Weltkriege verloren oder zerstört worden, aber wir haben zum Glück einen chronologischen Faden durch diese lange Geschichte, und wir besitzen neben den Figuren auch Bühnenbilder, Entwürfe, Fotos, Programmhefte und so weiter.
Gab es für Sie ein Highlight der letzten Jahre?
Brunner: Viele. Ganz besonders war sicherlich 2007 „The Sound of Music“. Das war wirklich das erste Mal, dass ein Musical hier im Theater auf die Bühne kam. Bis dahin waren es vorwiegend Opern, Schauspiele und Märchen. Es war eine wichtige, große Produktion, bei der wir mit internationalen Künstlern, amerikanischen Kreativteams, Sängern und Musikern zusammengearbeitet haben. Es war das erste Mal, dass „The Sound of Music“ überhaupt auf einer Bühne hier in Salzburg zu sehen war.
Frau Tiefenbacher, Sie betonen immer wieder, wie wichtig Ihnen die Öffnung des Hauses nach außen und die Gastspielreisen für das Theater sind. Kommen Sie da auch an Grenzen?
Tiefenbacher: Naja, die Grenzen haben sich vor allem in den Pandemiejahren gezeigt, da gab es einen sehr harten Einschnitt. An die Tournee- und Reisetätigkeit konnten wir bis jetzt noch nicht wieder in dem Ausmaß anknüpfen, wir freuen uns aber sehr, dass wir 2025 seit langem wieder in Japan spielen dürfen, nämlich auf der EXPO 2025 in Osaka. Und zur Öffnung des Hauses, da gibt es wunderbare Kooperationen wie z.B. mit der Mozartwoche, die wir ständig weiterentwickeln.
Haben Sie dazu schon Vorstellungen?
Tiefenbacher: Erfreulicherweise hat sich die Auslastung in den letzten Jahren positiv entwickelt und bestärkt uns sehr. Wir sind auf der kulturellen Landkarte wieder sehr viel präsenter, und dank der Unterstützung der öffentlichen Hand sind wir auch für die Wirtschaft wieder ein attraktiver Partner geworden. Abgesehen von der finanziellen Absicherung, ist es essenziell, sich sowohl inhaltlich als auch programmatisch zu positionieren, neugierig und offen zu sein. Wir sind ein tolles Team, das Ensemble ist einzigartig, und trotzdem müssen wir dafür sorgen, dass auch hier junge Leute ausgebildet und eingebunden werden. Es gibt viel zu tun, doch ich bin zuversichtlich und freue mich auf die Zukunft.
Interview: Larissa Schütz
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