Sie gehören zu Halloween einfach dazu: Fledermäuse. So mancher gruselt sich vor ihnen. Dabei sollte man sich eher vor einer Welt ohne sie fürchten, denn sie sind extrem nützlich. Ohne Fledermäuse könnten wir z. B. nicht unsere Schokolade genießen. Warum? Das erklärt Biologin Rym Nouioua im Halloween-Special des ÖAW-Projekts „FÄKT!”.
Die Märchen von in Haaren verfangenen Fledermäusen, die nur so nach Menschenblut gieren, halten sich hartnäckig. Doch von wegen blutrünstig: Es gibt weltweit nur drei Fledermausarten, die Blut saugen, und diese kommen nur in Mittel- und Südamerika vor. Sie ernähren sich vorwiegend vom Blut von Vögeln oder Nutztieren wie Rindern. Vielmehr schützen uns Fledermäuse vor „Vampiren”: Sie fressen nämlich Schädlinge und Insekten wie lästige Gelsen weg.
„Ohne Fledermäuse würde unser Ökosystem einfach nicht funktionieren“, weiß Biologin Rym Nouioua vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung an der Wien. „Denn Fledermäuse haben sich mit ihrem Fraßverhalten über die Evolution sehr viele Nischen eingenommen.”
„Je nach Art tragen dadurch zu sehr vielen Ökosystemleistungen bei, wie z. B. Schädlingsbekämpfung, Samenverbreitung und auch bei der Befruchtung von Pflanzen, indem sie Samen und Pollen verteilen“, erklärt die Expertin.
Fledermäuse haben sich mit ihrem Fraßverhalten über die Evolution sehr viele Nischen eingenommen. Sie sind Schädlingsbekämpfer, können Samen verbreiten und Bestäuber sein.
Biologin Rym Nouioua, Department für Botanik und Biodiversitätsforschung, Uni Wien
Bild: LUKAS_SCHRAMM
Ohne Fledermäuse gäbe es also vieles nicht, etwa Kakao, aber auch Kaffee, Mangos – und Tequila. „Sie verschlingen z. B. die Gelsen, die uns alle nerven, sie essen die Zecken weg, die uns alle nerven“, erklärt Nouioua. „Aber auch, wenn wir an Wein oder Oliven denken, auch da fressen sie die Schädlinge weg wie die Olivenmotte oder die Olivenfliege.“
So helfen sie der Natur, im Gleichgewicht zu bleiben. Übrigens: Fledermäuse sind auch die einzigen bisher bekannten flugfähigen Säugetiere auf der Welt.
Vom Aussterben bedroht
Allerdings sind sie vom Aussterben bedroht. Gründe gibt es mehrere, weiß die Biologin aus ihren Forschungen zu berichten.
Der Klimawandel spielt natürlich eine Rolle – aber auch der Mensch: Der Einsatz von Pestiziden reduziert ihre Nahrungsquellen, Windkraftanlagen und Hauskatzen bedrohen sie direkt, und Lebensraumverlust durch Abrisse und Umbauten alter Gebäude nimmt ihnen wichtige Unterschlupfmöglichkeiten.
Neben Maßnahmen für den Klimaschutz bzw. gegen den Klimawandel: Was kann jeder einzelne für unsere Helfer aus der Dunkelheit tun? Nistkästen anbringen etwa. Wobei viele Kästen aus dem Baumarkt ungeeignet sind.
„Es ist wichtig, unbehandeltes, witterungsbeständiges Holz zu verwenden und auf die richtige Bauweise zu achten“, appelliert Nouioua. Geeignete Modelle findet man oft über Naturschutzorganisationen oder spezialisierte Anbieter.
Auch hilfreich: Wenn man Wasserschalen für die Tiere in den Garten stellt, vor allem wichtig an heißen Tagen.
Und: Aufhören, Märchen von blutrünstigen Saugern erzählen, vor denen sich Menschen fürchten müssten. Auch nicht zu Halloween.
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Wer mehr über Fledermäuse wissen möchte: Demnächst stellen wir im Zuge des Wissenschaftsvermittlungsprojekts „FÄKT!“ der ÖAW einen ganz besonderen Teil von Nouiouas Arbeit vor: Fledermäuse können auch Kunst!
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