Kampf gegen Tauben

Raubvögel als Mitbewohner in Seniorenheim gesucht

Wien
25.10.2024 11:00

Eine Tauben-Invasion macht den Bewohnern im Haus zum Leben beim Wiener Prater das Leben schwer. Die Leitung des Seniorenheims hat schon manches versucht – mit nur begrenztem Erfolg. Nun ergreifen die Bewohner die Initiative: Sie wollen ein Falkenpärchen als Verbündete und Mitbewohner gewinnen.

Das Gegenteil von „gut“ ist manchmal eben doch „gut gemeint“: Seit der Dachsanierung in Wiens „Haus zum Leben Prater“ werden die Bewohner dort von einer Taubenplage heimgesucht. Offenbar bot das frühere, in die Jahre gekommene Dach den Tieren reichlich Unterschlupf, den sie sich nun anderswo im Seniorenheim zurückholen – vor allem auf den Balkonen der Appartements. Sie sind von Federn und Kot übersäht, was neben Gestank auch gesundheitliche Gefahren bedeutet.

Erfolglose Rückzugsgefechte
Viele Bewohner greifen zur Selbsthilfe und verhängen ihre Balkone mit Netzen, bringen Windspiele an oder hoffen auf die abschreckende Wirkung von glitzernden Gegenständen auf den Balkonen. Manche haben schon aufgegeben und den Platz den Tauben überlassen. Auch Direktor Claudio May kämpft seit Sommer gegen das Problem an: Stachel wurden an allen möglichen Stellen montiert, doch die Tauben finden immer noch reichlich Platz – auch, weil manche Bewohner nicht aufhören, sie zu füttern.

Die Verschmutzung durch Taubenkot ist kaum mehr in den Griff zu bekommen. (Bild: Zwefo)
Die Verschmutzung durch Taubenkot ist kaum mehr in den Griff zu bekommen.

Die Balkone werden auch regelmäßig gesäubert, doch die Senioren finden, das sei dem Personal nicht zuzumuten. „Zwei Minuten, nachdem die fertig sind, schaut‘s schon wieder aus wie davor“, zuckt Frau B. mit den Schultern. Sie will ihren Balkon nicht mit einem Netz verhängen – „da komm‘ ich mir ja vor wie im Kerker“ – , denn sie liebt die Aussicht auf genau jene Gegend, in der sie vor über 80 Jahren groß geworden ist, damals freilich noch mit vielen Kleingärten, aus denen sie als Mädchen heimlich Obst stibitzt hat.

Ihre Appartement-Nachbarin hat es mit Vogelattrappen aus Plastik versucht. „Die und die Tauben, das sind die besten Freunde! Die sitzen gleich daneben am Balkongeländer“, schildert Frau B. die Erfolglosigkeit auch dieses Versuchs, der Plage Herr zu werden. Doch dann erinnerte sich Frau B. an ihre frühere Wohnung in einem Wiener Zinshaus, wo es nie Probleme mit Tauben gegeben habe – weil zwei Häuser weiter ein Turmfalkenpärchen nistete. Eine Idee war geboren.

Geheimwaffe gegen Tauben

Turmfalken können Tauben tatsächlich langfristig vertreiben. Auch Wiener Wohnen setzt auf die „biologische Geheimwaffe“ und baut ihnen  Nistkästen. Die Wirkung besteht in bloßer Abschreckung: Turmfalken fressen keine Tauben, doch die Tauben können nicht zwischen Turmfalken und Wanderfalken unterscheiden, die für sie tatsächlich eine Gefahr wären.

Gemeinsam mit ihrem Gangnachbarn, dem umtriebigen Herrn W., und anderen Verbündeten drängte Frau B. Direktor May zur Adoption eines Turmfalkenpaars. Der hofft nun, dass diese Idee der Senioren endlich den gewünschten Erfolg gegen die Taubenplage bringt. Er hat sich schon mit dem Zoo in Schönbrunn für Rat und Hilfestellung in Verbindung gesetzt. Überzeugungsarbeit muss die Falken-Fraktion unter den Senioren freilich auch noch bei den Mitbewohnern leisten: Einige fürchten, dass die jungen Falken durch ihre Schreie ihnen die Ruhe rauben könnten.

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