Nachdem er in seiner Funktion als Nationalratspräsident vor zwei Jahren einen goldenen Flügel um viel Geld mieten ließ, drückt Wolfgang Sobotka nun als eine Art Abschiedsgeschenk dem Hohen Haus erneut den künstlerischen Stempel auf. Und der kostet wieder ordentlich.
Dem scheidenden Nationalratspräsidenten Wolfgang Sobotka wird eine gewisse künstlerische Leidenschaft nachgesagt. In diesem Falle handelt es sich jedoch weniger um einen musikalischen Genuss, sondern Sobotka begibt sich mit einer seiner letzten prägenden Entscheidungen dieses Mal in die Sphären der bildenden Künste.
Abschied kostet 240.000 Euro
Wie die Parlamentsdirektion gegenüber krone.at bestätigte, hat Sobotka erst am Dienstag in seiner Funktion zwei Skulpturen des bekannten österreichischen Künstlers Erwin Wurm aus der Serie „Skins“ anschaffen lassen. Was das kostet? 120.000 Euro pro Skulptur, also in Summe 240.000 Euro – exklusive Umsatzsteuer natürlich.Getragen vom Parlament und damit von den Steuerzahlern.
Wie zuerst „Newsflix“ berichtete, handelte es sich dabei um einen Alleingang Sobotkas. „Der Ankauf dieser Skulpturen ist vom formalen Entscheidungsrahmen eines Nationalratspräsidenten umfasst“, erklärt die Parlamentsdirektion dazu. Sobotka hat dazu weder einen Kurator beigezogen, noch die Präsidiale damit befasst. Einen Rückzug kann man dabei auch nicht mehr machen: „Der Ankauf ist vertraglich erfolgt und rechtswirksam.“
Mit Erwin Wurm hat sich Sobotka immerhin für einen sehr namhaften Künstler entschieden. Dessen „Skins“-Serie stellt eine spannende Entwicklung in seinem ohnehin schon vielseitigen Werk dar. Wurm, bekannt für seine humorvollen und provokanten Skulpturen, die oft den menschlichen Körper in den Mittelpunkt stellen, wendet sich in dieser Serie einem neuen Aspekt zu: der Haut als Oberfläche und Begrenzung.
Die Serie thematisiert also die Grenzen zwischen Körper und Kleidung, Innen und Außen, Verformung und Identität und fordert die Betrachter auf, über ihre eigene Körperlichkeit und Selbstwahrnehmung nachzudenken.
Fraglich, wie lange Kunstwerke im Parlament bleiben
Ab sofort zieren „Bein-Bein“ und „Arm-Bein“, wie der Schöpfer seine Werke genannt hat, damit die Eingänge vor der Säulenhalle. Wie lange, steht aber wohl in den Sternen, denn der weitere Umgang mit den Kunstwerken in den kommenden Legislaturperioden ist dem jeweiligen Nationalratspräsidenten oder -präsidentin vorbehalten.
Mit Sobotkas Nachfolger – aller Wahrscheinlichkeit nach wird das wohl Walter Rosenkranz – könnte nämlich ein anderer Kunstgeschmack einhergehen; und die Skulpturen recht rasch wieder verschwinden.
Erinnerungen an goldenen Flügel
Es ist nicht das erste Mal, dass Sobotka seinen persönlichen Geschmack ins Hohe Haus getragen hat. Erst 2022 war die Aufregung groß, als er einen goldenen Bösendorfer-Flügel mit einem Wert von rund 200.000 Euro mieten ließ – auch dieser war besucherwirksam in der neu renovierten Säulenhalle zu sehen. Der Vertrag wurde mittlerweile aber gekündigt und das Klavier auch wieder entfernt.
Kritiker sahen in der Investition damals angesichts knapper Budgets und öffentlicher Sparmaßnahmen eine Verschwendung von Steuergeldern. Sobotka selbst verteidigte die Anschaffung als kulturelle Investition, um das Parlament auch als Veranstaltungsort zu nutzen. Zu seiner neuen Anschaffung gibt es hingegen noch keine offizielle Stellungnahme.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.