Nach goldenem Flügel

Sobotka hinterlässt teures „Abschiedsgeschenk“

Innenpolitik
24.10.2024 12:39

Nachdem er in seiner Funktion als Nationalratspräsident vor zwei Jahren einen goldenen Flügel um viel Geld mieten ließ, drückt Wolfgang Sobotka nun als eine Art Abschiedsgeschenk dem Hohen Haus erneut den künstlerischen Stempel auf. Und der kostet wieder ordentlich.

Dem scheidenden Nationalratspräsidenten Wolfgang Sobotka wird eine gewisse künstlerische Leidenschaft nachgesagt. In diesem Falle handelt es sich jedoch weniger um einen musikalischen Genuss, sondern Sobotka begibt sich mit einer seiner letzten prägenden Entscheidungen dieses Mal in die Sphären der bildenden Künste. 

Abschied kostet 240.000 Euro
Wie die Parlamentsdirektion gegenüber krone.at bestätigte, hat Sobotka erst am Dienstag in seiner Funktion zwei Skulpturen des bekannten österreichischen Künstlers Erwin Wurm aus der Serie „Skins“ anschaffen lassen. Was das kostet? 120.000 Euro pro Skulptur, also in Summe 240.000 Euro – exklusive Umsatzsteuer natürlich.Getragen vom Parlament und damit von den Steuerzahlern.

„Arm-Bein“ (links) und „Bein-Bein“ (rechts) begrüßen künftig die Besucher des Parlaments. (Bild: zVg, Krone KREATIV)
„Arm-Bein“ (links) und „Bein-Bein“ (rechts) begrüßen künftig die Besucher des Parlaments.
Sobotka zieht den Hut – und verabschiedet sich mit einem künstlerischem Knalleffekt. (Bild: picturedesk.com/helmut graf / Heute / picturedesk.com)
Sobotka zieht den Hut – und verabschiedet sich mit einem künstlerischem Knalleffekt.


Wie zuerst „Newsflix“ berichtete, handelte es sich dabei um einen Alleingang Sobotkas. „Der Ankauf dieser Skulpturen ist vom formalen Entscheidungsrahmen eines Nationalratspräsidenten umfasst“, erklärt die Parlamentsdirektion dazu. Sobotka hat dazu weder einen Kurator beigezogen, noch die Präsidiale damit befasst. Einen Rückzug kann man dabei auch nicht mehr machen: „Der Ankauf ist vertraglich erfolgt und rechtswirksam.“

Erwin Wurms „Skins“-Serie

Mit Erwin Wurm hat sich Sobotka immerhin für einen sehr namhaften Künstler entschieden. Dessen „Skins“-Serie stellt eine spannende Entwicklung in seinem ohnehin schon vielseitigen Werk dar. Wurm, bekannt für seine humorvollen und provokanten Skulpturen, die oft den menschlichen Körper in den Mittelpunkt stellen, wendet sich in dieser Serie einem neuen Aspekt zu: der Haut als Oberfläche und Begrenzung.

Die Serie thematisiert also die Grenzen zwischen Körper und Kleidung, Innen und Außen, Verformung und Identität und fordert die Betrachter auf, über ihre eigene Körperlichkeit und Selbstwahrnehmung nachzudenken.

Fraglich, wie lange Kunstwerke im Parlament bleiben
Ab sofort zieren „Bein-Bein“ und „Arm-Bein“, wie der Schöpfer seine Werke genannt hat, damit die Eingänge vor der Säulenhalle. Wie lange, steht aber wohl in den Sternen, denn der weitere Umgang mit den Kunstwerken in den kommenden Legislaturperioden ist dem jeweiligen Nationalratspräsidenten oder -präsidentin vorbehalten.

... 120.000 Euro (exklusive Umsatzsteuer) vor der Säulenhalle. (Bild: Leserreporter/Fabian)
... 120.000 Euro (exklusive Umsatzsteuer) vor der Säulenhalle.
120.000 Euro (exklusive Umsatzsteuer) gesellen sich zu weiteren ... (Bild: Leserreporter/Fabian)
120.000 Euro (exklusive Umsatzsteuer) gesellen sich zu weiteren ...

Mit Sobotkas Nachfolger – aller Wahrscheinlichkeit nach wird das wohl Walter Rosenkranz – könnte nämlich ein anderer Kunstgeschmack einhergehen; und die Skulpturen recht rasch wieder verschwinden.

Erinnerungen an goldenen Flügel
Es ist nicht das erste Mal, dass Sobotka seinen persönlichen Geschmack ins Hohe Haus getragen hat. Erst 2022 war die Aufregung groß, als er einen goldenen Bösendorfer-Flügel mit einem Wert von rund 200.000 Euro mieten ließ – auch dieser war besucherwirksam in der neu renovierten Säulenhalle zu sehen. Der Vertrag wurde mittlerweile aber gekündigt und das Klavier auch wieder entfernt.

Kritiker sahen in der Investition damals angesichts knapper Budgets und öffentlicher Sparmaßnahmen eine Verschwendung von Steuergeldern. Sobotka selbst verteidigte die Anschaffung als kulturelle Investition, um das Parlament auch als Veranstaltungsort zu nutzen. Zu seiner neuen Anschaffung gibt es hingegen noch keine offizielle Stellungnahme.

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