Scientology hatte bereits vor dem aktuellen Verfahren versucht, die Veröffentlichungen der E-Mails per Unterlassungsklage zu verhindern. Eine gleichzeitig eingereichte sofortige Verfügung wurde jedoch in zwei Instanzen abgelehnt. Mit dem am Donnerstag erreichten Vergleich stehe nun endgültig fest, dass der Mann weiterhin kritisch über Scientology berichten und die internen E-Mails verwenden dürfe, teilte sein Anwalt Johannes Öhlböck mit.
"Ein Kritiker konnte nicht mundtot gemacht werden"
Sein Mandant habe sich allerdings dazu bereit erklärt, die in den Mails vorkommenden Namen vollständig zu schwärzen - freiwillig, wie der Anwalt betonte. Die Prozesskosten müsse Scientology zur Gänze übernehmen. Die Akte sei damit geschlossen. "Ein Kritiker konnte nicht mundtot gemacht werden", fasste Öhlböck das Ergebnis der Verhandlung zusammen.
Auch Scientology Österreich kann dem Vergleich Positives abgewinnen. "Für die Zukunft ist dadurch die Wahrung der religiösen Privatsphäre unserer Mitglieder wiederhergestellt", meinte die Pressesprecherin der Kirche in einer Aussendung.
Die Hackergruppe "Anonymous" hat Scientology schon länger im Visier. 2008 trat das Kollektiv mit der Aktion "Projekt Chanology" erstmals gegen die Religionsbewegung in Erscheinung. Im Juni des Vorjahres veröffentlichte der Österreich-Ableger "AnonAustria" mutmaßliche Scientology-Mails aus den Jahren 2010 und 2011 - darunter offenbar auch jene, die der nun freigesprochene Aussteiger weiterverbreitete.
Auch Lugner-Mail geleakt
Unter den geleakten Dokumenten findet sich auch ein Link zu einer E-Mail von Baumeister Richard Lugner, in der der 80-Jährige einer Scientology-nahen Stiftung zum 100. Geburtstag von Gründer L. Ron Hubbard gratuliert. "Vor allem auch die von vielen Neidern immer wieder erhobenen Anfeindungen mögen von den guten Taten überstrahlt und damit ad absurdum geführt werden", heißt es darin. Lugner bestätigte später die Echtheit des Schreibens, betonte aber: "Ich bin weder Scientologe noch habe ich derzeit Kontakt zu ihnen." Gleichzeitig gab er an, bisher keine schlechten Erfahrungen mit Scientology gemacht zu haben.
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