Experten erklären

„Im Gesundheitswesen kostet KI keine Jobs“

Oberösterreich
24.10.2024 18:00

Wo die Maschinen helfen können, und was sie nie schaffen werden, erklärt die Forscherin Julia Amann der „Krone“. Momentan ist die großflächige Verwendung der lernenden Maschinen im Gesundheitswesen noch Zukunftsmusik, doch eine EU-Verordnung schafft die nötigen Voraussetzungen.

Medizinisches Personal entlasten, sodass mehr Zeit für die Patienten bleibt – so sähe für Julia Amann, Forscherin der Zürcher Careum-Stiftung die ideale Integration von Künstlicher Intelligenz in der Medizin aus. Aber wie weit will man gehen? Könnte das Gesundheitswesen von Computern übernommen werden?

Computer zeigt keine Nähe
„Ich glaube nicht, dass man sich diese Sorge machen muss“, so die 35-jährige Grazerin, die am Mittwoch am 22. Internationalen Kongress der OÖ Ordensspitäler im Linzer Design Center einen Vortrag hielt. „Die Jobs und Aufgaben werden sich verändern, und bestimmte Dinge wird die KI übernehmen.“ Menschliche Aspekte könnten aber nicht von einer Maschine ersetzt werden: „Im medizinischen Bereich sind Dinge wie das Zeigen von Nähe oder Anteilnahme, eine Berührung oder ein Lächeln von großer Bedeutung – der Computer kann das nicht!“

Julia Amann (35) forscht seit Jahren an der Integration und Auswirkung digitaler Gesundheitstechnologien (Bild: Constantin Handl)
Julia Amann (35) forscht seit Jahren an der Integration und Auswirkung digitaler Gesundheitstechnologien

Rasante Entwicklung, lebenslanges Lernen
Wichtig sei es laut Amann, dass der Umgang mit der künstlichen Intelligenz schon im Studium gelehrt wird, was aufgrund der rasanten Entwicklungen schwierig sei. Die Studenten müssten auf lebenslanges Lernen vorbereitet werden, das sei eine gute Voraussetzung.

Probleme der KI
Bis KI großflächig in der Branche zum Einsatz kommt, ist noch viel Arbeit nötig. Dass etwa Maschinen, die Hautkrebs erkennen, hauptsächlich mit Bildern von hellhäutigen Menschen trainiert worden wären, führe auch in ähnlichen Fällen zur Diskriminierung von Minderheiten. 
So seien auch in den USA von einer Künstlichen Intelligenz Corona-Patienten mit Asthma-Vergangenheit nicht für stationäre Behandlung vorgesehen worden, denn: Die Software erkannte, dass diese meist geheilt wurden. Dass das aber nur der Fall war, weil jene Patienten sofort in intensive Behandlung genommen wurden, sah die KI nicht.

Verordnung schafft Voraussetzung
Dem soll nun die KI-Verordnung der EU ein Ende setzen: „Medizinische Anwendungen von KI fallen in die Hochrisiko-Kategorie“, erklärt Rechtsanwalt Philipp Leitner den hochkomplexen Gesetzestext. „Für diese gelten eine Reihe strenger Verpflichtungen – etwa müssen sie mit repräsentativen Daten trainiert werden.“ Die Verordnung zur KI der Europäischen Union sei zwar am 1. August in Kraft getreten. Bis aber alle undefinierten Begriffe „ausjudiziert“ sind, kann es noch Jahre dauern. 

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