Viele Alpinisten schätzen die aktuellen Verhältnisse auf Deutschlands höchstem Berg an der Grenze zu Tirol falsch ein und stecken fest. Die Bergrettung Ehrwald (Bezirk Reutte) muss sie dann in langen Nachteinsätzen bergen. Ein Experte gibt Tipps, was derzeit in den Bergen besonders zu beachten ist.
Die Bergrettung Ehrwald hatte in den vergangen zwei Wochen fast täglich Einsätze im Bereich der „Stopselzieherroute“ zur Zugspitze. „Wir mussten, unterstützt von unseren Kollegen aus Lermoos und der bayrischen Bergwacht Grainau, rund zehn Personen am Abend bzw. in der Nacht bergen“, schildert Einsatzleiter Robin Lutnig von der Bergrettung Ehrwald.
Im Schnee kamen sie nur sehr langsam nach oben und mussten dann meist gegen 17 Uhr unverletzt wegen der einbrechenden Dunkelheit Alarm schlagen.
Robin Lutnig, Einatzleiter Bergrettung Ehrwald
Schnee überrascht viele Alpinisten
Die Alpinisten hatten nicht damit gerechnet, dass nach wie vor viel Schnee auf der „Stopselzieherroute“ liegt. „Im Schnee kamen sie nur sehr langsam nach oben und mussten dann meist gegen 17 Uhr unverletzt wegen der einbrechenden Dunkelheit Alarm schlagen“, sagt Lutnig. Sie steckten in rund 2500 Metern teilweise hüfthoch im Schnee fest.
„Dank der Unterstützung durch die Zugspitzbahn konnten wir zum Gipfel fahren und von dort zu den Alpinisten absteigen“, schildert Lutnig, „wir haben sie gesichert abgeseilt und nach unten gebracht.“
Mutprobe bei Stütze 2
Anschließend gab es eine Mutprobe für die verhinderten Zugspitzbesteiger: Sie mussten – gesichert – mit den Bergrettern rund 40 Meter die Stütze 2 hinaufklettern, um dann mit der Gondel ins Tal zu fahren. Vier Stunden dauerte jeweils ein Einsatz.
Zeitumstellung: Unbedingt früh am Morgen starten
Ein früher Start am Morgen ist derzeit wegen der inzwischen sehr kurzen Tage grundsätzlich notwendig. „Wenn die Dämmerung einsetzt, sollte man zumindest schon in Talnähe sein“, betont Christian Eder, Ausbildungsleiter der Tiroler Bergrettung. Mit der Winterzeit verschärft sich ab dem Wochenende die Situation noch einmal.
Viele Brücken wurden abgebaut. Man muss sich im Vorhinein über die Situation erkundigen.
Christian Eder, Ausbildungsleiter Alpin, Bergrettung Tirol
Vorsicht – Vereisungen!
„Aufpassen heißt es zudem auf Vereisungen – vor allem nordseitig“, warnt der Experte. Und weil die Hütten im hochalpinen Bereich geschlossen haben, wurden Brücken abgebaut. Eder: „Man muss sich im Vorhinein über die Situation erkundigen.“ Wichtig ist zudem: Nur noch mit warmer Kleidung, Mütze und Handschuhen in die Berge aufbrechen.
Keinen Fehlalarm auslösen
Und wer in der Dämmerung bzw. Nacht mit Stirnlampe absteigt, sollte vorher die Leitstelle Tirol informieren. Sonst wird ein Notfall vermutet und ein unnötiger Bergrettungseinsatz startet.
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