Komponist mit Aktion

Halloween: „Wir machen Anton Bruckner lebendig“

Oberösterreich
25.10.2024 17:00

Das Bruckner-Jubiläum in Oberösterreich geht ins Finale: Komponist Peter Androsch bahrt Bruckner in einer Kapelle mitten in Linz auf und lädt in der Halloween-Nacht zu einem „Dead Man Walk“ ein. Dafür kann man sich Bruckner-Totenmasken kaufen. 

„Mir ist etwas Ähnliches wie dem Anton Bruckner passiert“, sagt der Linzer Peter Androsch und tippt einen Engel an. „Ich habe mich auf ein Geschwisterl gefreut – das ist aber nie gekommen.“

Der Engel hängt in der Ölkapelle der Stadtpfarrkirche am Linzer Pfarrplatz. Darunter liegt eine Figur – das ist Bruckner. Die Mutter des großen Komponisten, dem man heuer die KulturEXPO widmet, hatte einst elf Kinder geboren. „Sechs davon sind gestorben, das hat er natürlich alles mitbekommen“, so Androsch.

Totenschrein und mehrere Engel
Nicht nur diese „ähnliche Erfahrung“, sondern auch seine Liebe für Bruckners Musik hat Androsch, der ebenfalls Komponist ist, dazu bewogen, für das Jubiläumsjahr mehrere beeindruckende Projekte zu realisieren.

Der Höhepunkt ist nun der „Bruckner Schrein“ in der Kapelle: Androsch bahrt Bruckner, der bekanntlich im Stift St. Florian in einem Sarkophag liegt, im Zentrum der Stadt Linz neu auf – eine Inszenierung. Aber der Totenschrein wirkt perfekt, wie der „Krone“-Lokalaugenschein zeigt. Denn tatsächlich: Da liegt ein schneeweißer Bruckner, sechs Schutzengel – die toten Geschwister – bewachen ihn. Fünfmal am Tag wird der Schrein beleuchtet.

Ein gruseliger Spaziergang im Finstern
Weil es ein wenig gruselig wirkt, passt es gut zu Halloween am 31. Oktober und einer Aktion: Androsch lädt ab 20.24 Uhr zum „Dead Man Walk“ ein, alle sollten Bruckner-Masken tragen. Ein Bläser-Ensemble wird den Umzug begleiten.

Es geht um die Ehrung des Komponisten, um die Würdigung des Werks – und: „Wir denken so stark an ihn, das macht ihn lebendig!“ Es geht sogar um ein geselliges Miteinander, denn auch Lustiges und Glühwein wird es geben. Tod und Humor haben sich ja noch nie ausgeschlossen!

Wer dabei sein will, kann sich vorab mit einer Bruckner-Maske aus Karton mit Gummiband ausstatten, die man in Androschs Devotionalien-Shop bestellen kann.

„Er hätte sicher Netflix im Auge“ – Interview mit Peter Androsch
Der 200. Geburtstag von Anton Bruckner regte die KulturEXPO mit zahlreichen Veranstaltungen an. Weil Bruckner so präsent ist, hat man das Gefühl, dass er wieder auferstehen könnte, meint der Komponist Peter Androsch. Diesen Gedanken hatte er bereits in seiner Oper „Geschnitzte Heiligkeit – Bruckner und die Frauen“ (1996) durchgedacht, wie er der „Krone“ erzählt.

„Krone“: Sie haben die Idee, Bruckner kommt wieder zur Erde?
Peter Androsch: Ja, das hat jetzt auch den „Dead Man Walk“ für Halloween angeregt.

Wenn wir das Gedankenexperiment weiterspinnen: Würde Bruckner jetzt wiederauferstehen, würde er dann wieder Komponist werden oder was würde er machen?
Gute Frage. Er lebte in einer Zeit ohne Computer oder Radio, Konzertsäle hatten früher daher eine völlig andere Bedeutung. Jetzt würde Bruckner vielleicht etwas für Netflix machen oder großes Kino. Er hat ja in Wahrheit filmische Kompositionsmethoden entwickelt. Etwas Großes, das die Gesellschaft bewegt. Das würde er künstlerisch ansteuern! 

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