Wenn die Pariser Klimaziele keine Utopie bleiben sollen, muss schnell gehandelt werden – mit viel Geld und noch mehr Maßnahmen. Während die Zeit drängt, steht den G20-Staaten Schwerstarbeit bevor.
Um das Ziel einer Erderwärmung von 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu erreichen, müssten die Treibhausgas-Emissionen bis 2030 um 42 Prozent gegenüber dem Stand von 2019 sinken, betonte die Exekutivdirektorin Inger Andersen vom UNO-Umweltprogramms UNEP bei der Vorstellung des sogenannten Emission Gap Reports.
Den Berechnungen zufolge wurden 2023 weltweit Treibhausgase mit einer Klimawirkung von 57,1 Gigatonnen Kohlendioxid (Kohlendioxidäquivalenten) ausgestoßen – ein Höchststand. Bereits im vergangenen Jahr war ein Rekordwert an Emissionen verzeichnet worden. Nun sei der Wert noch einmal um 1,3 Prozent gestiegen, heißt es. Zum Vergleich: In der Dekade vor der Corona-Pandemie stiegen die weltweiten Treibhausgasemissionen noch jährlich durchschnittlich um 0,8 Prozent.
Meiste Emissionen entstehen im Energiesektor
Wie schon in den Vorjahren entstanden die meisten Emissionen mit einem Anteil von 26 Prozent im Energiesektor, etwa bei der Stromerzeugung, gefolgt vom Bereich Transport mit 15 Prozent sowie Landwirtschaft und Industrie mit einem Anteil von jeweils elf Prozent.
In der alljährlichen Bestandsaufnahme, die wenige Wochen vor der Weltklimakonferenz in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku veröffentlicht wird, geht es um die Lücke zwischen den real zu erwartenden Emissionen von Treibhausgasen in den kommenden Jahren und den Werten, die für ein Erreichen der Pariser Klimaziele notwendig wären. Treibhausgase in der Atmosphäre, insbesondere Kohlendioxid, spielen eine Rolle beim weltweiten Temperaturanstieg.
Mehr Extremwetter, Meeresspiegel steigen
Wegen der Erderwärmung gibt es in vielen Regionen häufiger und öfter extremes Wetter, also Hitzewellen und Dürren, Stürme und Überflutungen. Dies kann ganze Regionen unbewohnbar machen, Ernten zerstören und damit Hungerkrisen verschärfen. Außerdem steigt der Meeresspiegel, was Küstenregionen und kleine Inselstaaten bedroht.
Gefordert sind vor allem die großen Industriestaaten, die den größten Beitrag zum Ausstoß von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen in die Atmosphäre und damit zum globalen Temperaturanstieg leisten. „Im Wesentlichen bräuchten wir eine globale Mobilisierung in einem noch nie da gewesenen Ausmaß und Tempo“, fordert UNEP-Chefin Inger Andersen.
Dem Bericht zufolge drängt die Zeit: Um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, müssten sich die Staaten der Welt gemeinsam dazu verpflichten, die jährlichen Treibhausgasemissionen bis 2030 um 42 Prozent und bis 2035 um 57 Prozent im Vergleich zu 2019 zu senken. Derzeit liegen die Zusagen weit darunter.
UN-Klimakonferenz in Baku
Der Bericht nimmt die G20-Staaten wenige Wochen vor der UN-Klimakonferenz im aserbaidschanischen Baku in die Pflicht, Maßnahmen zu ergreifen und zu investieren, um Emissionen zu senken: Diese Gruppe sei noch nicht einmal auf Kurs, um die aktuellen nationalen Beitragsziele zu erfüllen, heißt es. Die Mitglieder mit den höchsten Emissionen müssten „die Führung übernehmen, indem sie jetzt und in den neuen Zusagen ihre Maßnahmen und Ambitionen drastisch erhöhen.“
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