Schwere Vorwürfe:
Israels Armee benutzt „menschliche Schutzschilde“
Die zahlreichen zivilen Todesopfer werden seitens der israelischen Armee im Kampf gegen die Hamas und die Hisbollah stets damit begründet, dass die beiden Terrormilizen „menschliche Schutzschilde“ benutzen würden. Nun bringen ein Soldat der IDF und mehrere ehemalige palästinensische Häftlinge selbst schwere Vorwürfe gegen die israelische Armee vor. Unter anderem seien die Verhafteten gezwungen worden, vermintes Gelände oder Gebäude als Erste zu betreten.
Der Infanterist trat über die Menschenrechtsorganisation „Breaking the Silence“ (Das Schweigen brechen), die als anonyme Whistleblower-Plattform für Heeresangehörige dient, an den US-Sender CNN heran und berichtete über das sogenannte Moskito-Protokoll. So soll diese Vorgangsweise bei einigen Einheiten der IDF (Israelische Verteidigungsstreitkräfte) vor allem im Gazastreifen genannt werden.
Seien es früher Hunde gewesen, die vorgeschickt wurden, um potenzielle Gefahren im Häuserkampf „auszukundschaften“, seien ihm heuer während eines Einsatzes von einem Offizier des Militärgeheimdiensts plötzlich zwei in Handschellen vorgeführte palästinensische Häftlinge übergeben worden.
Die beiden sollten ihnen dabei helfen, durch gefährliches Hamas-Gebiet im nördlichen Gazastreifen zu gelangen. Er und seine Kameraden hätten anfangs die Anweisung hinterfragt, doch ein Vorgesetzter hätte ihnen befohlen, sich „keine Sorgen um das humanitäre Völkerrecht“ zu machen. Schließlich sei ihr Leben „wichtiger“. Doch offenbar fiel der Protest dann doch auf fruchtbaren Boden, denn die beiden Gefangenen (16 und 20 Jahre alt) seien schließlich freigelassen worden, berichtete der Soldat gegenüber CNN.
Das sagt die Armee zu den Vorwürfen
„Breaking the Silence“ stellte dem TV-Sender auch drei Aufnahmen zur Verfügung, in denen sich Palästinenser mit verbundenen Augen und Handschellen durch die Trümmerlandschaft bewegen. In einer Stellungnahme hielt die israelische Armee am Donnerstag fest, dass die Richtlinien und Direktiven die „Verwendung von Zivilisten für Militäroperationen strengstens untersagen“. Den eigenen Einheiten würden diese Regeln regelmäßig in Erinnerung gerufen.
Das israelische Höchstgericht hatte im Jahr 2005 hier eine Entscheidung gefällt, nachdem NGOs Klagen gegen die Praxis eingereicht hatten, palästinensische Gefangene für Razzien in Gebäuden heranzuziehen. Sie mussten damals an Türen klopfen, damit die Bewohner bzw. mutmaßlichen Hamas-Mitglieder keinen Verdacht schöpfen.
Palästinenser während Einsatz angeschossen
CNN sprach auch mit fünf ehemaligen palästinensischen Häftlingen, die von ihren Erfahrungen als „menschliche Schutzschilde“ erzählten. Einer von ihnen gab an, dass sie israelische Militäruniformen anziehen mussten und mit Kameras ausgestattet worden seien. Einmal, damals allerdings in Zivilkleidung unterwegs, sollte der Mann einen verlassenen israelischen Panzer filmen. Plötzlich sei auf ihn geschossen worden. Mit Schusswunden sei er in ein Krankenhaus gebracht worden.
Ein 59-jähriger Palästinenser erinnerte sich gegenüber dem US-Medium an seine Zeit als „Auskundschafter“. Sein Auftrag habe gelautet: Häuser und Wohnungen auf mögliche Hamas-Kämpfer zu überprüfen. „Ich habe immer an meine Familie gedacht“, erklärte er. Alle Gebäude, die er zu durchsuchen gehabt hätte, seien „zum Glück“ aber leer gewesen.
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