Der Gegenentwurf

Mazda CX-80: Nur ungewöhnlich oder auch gut?

Nachrichten
06.11.2024 08:00

Mazda stemmt sich mit Händen und Füßen gegen den Mainstream und hat mit dem CX-80 nun ein Auto im Programm, das es so nirgendwo anders gibt. Schon gar nicht zu dem Preis. Antrieb, Format, Design, Bedienung – alles ist ungewöhnlich. Zu sehen hier im Video-Fahrbericht!

Das Format
Mazda erobert für sich mit dem CX-60 eine neue Fahrzeugklasse. Fünf Meter lang, aber nur 1,89 Meter breit, wenn man die Außenspiegel nicht mitrechnet. Das hat zwar seltsame Proportionen zur Folge, aber auch ein leichtes Leben auf der Überholspur in Autobahnbaustellen. Der Radstand ist mit 3,12 Meter so groß wie beim VW Multivan, was gut ist fürs Platzangebot, aber schlecht für den Wendekreis: 12,40 Meter.

(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)

Im Innenraum ist so viel Platz, dass die dritte Sitzreihe serienmäßig ist und auch nicht abgewählt werden kann. Auch nicht abgewählt werden müsste (wie etwa beim Renault Espace), weil sie ernsthaft nutzbar und das Kofferraumvolumen mit 258/566/1971 Liter ausreichend bemessen ist. Andererseits wäre es schon wünschenswert, dass Mazda eine Option ohne dritte Reihe, dafür mit noch größerem Kofferraum anbietet. Es gibt ja bereits drei Optionen für die zweite Reihe.

(Bild: Stephan Schätzl)

Der Antrieb
Für die neue Plattform, die bisher CX-60 und CX-80 trägt, haben sie einen 48-Volt-Mildhybrid-Sechszylinder-Turbodiesel neu entwickelt. Mit 3,3 Liter Hubraum ungewöhnlich groß. Im Realbetrieb mit sieben Litern sparsam. Weder Leisetreter noch Sporttriebwerk, aber mit 254 PS und ab 1500/min. 550 Nm geht er kräftig zu Werke. Standardsprint in 8,4 Sekunden, Vmax 219 km/h. Der 17-PS-E-Motor sitzt am Getriebe, wo er im Niedriglastbereich unterstützt. Deshalb kann sich der Dieselmotor während der Fahrt oft ausruhen, während man dahinsegelt.

Alternativ gibt es einen Plug-in-Hybriden, der aus einem mit 2,5 Liter ebenso ungewöhnlich großen Vierzylinderbenziner und einem 129 kW/175 PS starken Elektromotor besteht. 327 PS Systemleistung und 500 Nm -drehmoment schieben mächtig an (0-100=6,8, 195 km/h). Allerdings ist der E-Motor relativ laut. Der Verbrenner ist angenehm kernig. Die elektrische Reichweite ist mit 61 Kilometer nicht zeitgemäß. Der 17,8 kWh große Akku wird mit 11 kW AC aufgeladen. Achtgangautomatik und Rekuperationsbremse arbeiten ohne Fehl und Tadel, Allradantrieb ist serienmäßig.

(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)

Bedienkonzept/Innenraum
Im Cockpit sucht man umsonst nach überdimensionalen Tablets, die man phantasielos and Armaturenbrett geschraubt hat. Stattdessen sind die beiden Displays angenehm stimmig in eine wohnliche Konsolenlandschaft integriert. Tacho- und Zentralbildschirm messen je 12,3 Zoll. Der Touchscreen erlaubt die Touchbedienung nur im Stand – für Apple CarPlay und AndroidAuto kann man die Funktion aber im Menü dauerhaft aktivieren. Gut so.

Ansonsten wird wie einst bei BMW ausschließlich per Drehdrücksteller bedient (und über echte Lenkradtasten). Das wirkt vielleicht ein wenig wie von gestern, ist aber tatsächlich, funktioniert aber gut und ablenkungsarm. Hat Vorteile gegenüber vielen Touchscreens. Wirklich von gestern ist aber die umständliche Sprachbedienung.

Fürs Abschalten des Tempolimitwarners gibt es einen eigenen Knopf, der Spurhalteassistent ist jedoch nur unglaublich umständlich im Menü zu deaktivieren (siehe Video, sehenswert!).

Das Fahrgefühl
Lenkungen sind heutzutage oft gefühllos und direkt. Im Mazda CX-80 ist das Gegenteil der Fall. Die Lenkung ist indirekt übersetzt, weshalb man mehr „kurbeln“ muss als bei anderen Autos, aber dafür ist sie gefühlvoll. So kann man trotz der „Mehrarbeit“ sehr entspannt fahren.

Das Fahrwerk ist etwas unausgewogen. Die Dämpfung spricht auf leichten Unebenheiten spröde an, es entwickelt sich ein ruppiges Fahrgefühl. Andererseits wankt das Auto deutlich, man hat in Wechselkurven also eine deutliche Schaukelbewegung.

(Bild: Stephan Schätzl)

Der Motor ist bei beiden Varianten akustisch präsent, ab 120/130 km/h mischt sich vernehmlich der Wind dazu.

Die Preise
Bei 60.000 Euro beginnt die Preisliste für den Plug-in-Hybrid in der Basisausstattung Exclusive Line, der Diesel ist ab gut 63.000 Euro zu haben. Zur Basisausstattung gehören bereits Head-up-Display, Dreizonen-Klima, Navi, Parksensoren, Rückfahrkamera und auch sonst eine ganze Menge. Wesentliche Elemente wie Tempomat oder Sitzheizung findet man aber nur in Paketen oder höheren Ausstattungen. Der Testwagen hier oben im Video kommt auf 74.000 Euro. In der sehr kompletten Ausstattung Homura Plus, also praktisch Vollausstattung. Einziges Extra: Der Lack in der neuen Farbe Artisan Red um 1150 Euro.

So ist der Mazda also größer als etwa ein BMW X5, aber billiger als ein BMW X3. Die Anmutung ist Premium.

Das Fahrzit
Der größte Feingeist unter der Sonne ist er nicht, der Mazda CX-80. Aber er ist ein angenehmer Gegenentwurf zum aktuellen Modernismus und zu einer gewissen Nüchternheit in aktuellen Autos. Auf angenehme Art ein Auto, wie es viele kennen und lieben, kein fahrbarer Tablet-Halter ohne Ausstrahlung, sondern ein Charakterstück auf Rädern. Ein sympathischer Ansatz, der über Kleinigkeiten locker hinwegsehen lässt. Das kann für Mazda aufgehen, weil sie damit ziemlich einzigartig sind, und sich viele heute so etwas wünschen. Das ist aber auch nicht ganz ungefährlich. Weil: Morgen ist heute schon gestern.

Warum?
Weil er nicht so modernistisch ist
Weil er sehr viel Auto fürs Geld bietet

Warum nicht?
Weil man sich manche Details vielleicht doch moderner wünscht

Oder vielleicht …
… von Skoda Kodiaq bis BMW X5 und Mercedes GLE kann man vieles nennen, was dann irgendwie doch nicht passt, weil zu klein, zu schwach oder zu teuer.

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