Kuscheln mit Autokraten? UNO-Generalsekretär António Guterres hat bei einem Besuch in Russland wegen eines Händedrucks mit Kremlchef Wladimir Putin und einer herzlichen Umarmung mit dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko scharfe Kritik auf sich gezogen.
„Es ist das dritte Jahr des Kriegs, und der UNO-Generalsekretär hat einem Mörder die Hand geschüttelt“, schrieb Putin-Gegnerin Julia Nawalnaja am Donnerstag im Kurznachrichtendienst X. Sie macht Putin nicht nur für den Tod ihres Mannes Alexej Nawalny in einem russischen Straflager verantwortlich, sondern auch für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Guterres schüttelte Hände von Autokraten
Putin ist wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag mit einem Haftbefehl belegt. Guterres traf bei dem von Moskau ausgerichteten Gipfel aufstrebender Wirtschaftsnationen (BRICS) auch den als letzten Diktator Europas verschrienen Lukaschenko. Bei einem Treffen kam es zu einer scheinbar herzlichen Umarmung mit dem 70-Jährigen, wie auf Aufnahmen des Treffens zu sehen war.
Lukaschenko überreichte dem 75-Jährigen offenbar auch eine Skulptur aus Störchen, die in Belarus als Friedenssymbol gelten. Der Osteuropa-Experte Janis Kluge von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin schrieb dazu über Guterres bei X: „Schlafwandelnd in die Arme des Diktators. Man darf nicht vergessen, dass Lukaschenko russischen Truppen erlaubte, die Ukraine von Norden her anzugreifen, und so die Gräueltaten in Bucha und Irpin ermöglichte.“
Sleepwalking into the dictator's embrace. Remember that Lukashenko allowed Russian troops to attack Ukraine from the North, enabling the atrocities that happened in Bucha and Irpin. pic.twitter.com/PFVKnIAAr8
— Janis Kluge (@jakluge) October 24, 2024
Die geopolitische Strategin Velina Tchakaova befand: „Putin hat vom BRICS-Gipfel in Kazan mehr bekommen, als er sich erträumen konnte.“ Die Teilnahme des UNO-Chefs komme einer „Kapitulation“ gleich.
Der ukrainische Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk kritisierte den Besuch von Guterres beim BRICS-Gipfel. Die Ukraine als ein Gründungsmitglied der Vereinten Nationen verstehe nicht, was den UNO-Generalsekretär zu einem Gipfeltreffen führe, der von einem „internationalen Verbrecher“ abgehalten werde, sagte Stefantschuk in Hinblick auf Gastgeber Wladimir Putin.
🤢🤢🤢🤮🤮🤮🤮🤮 pic.twitter.com/0drq6QDZek
— Klitschko (@Klitschko) October 24, 2024
Auch verstehe das von Russland angegriffene Land nicht, warum Guterres keine Zeit habe, an den von der Ukraine abgehaltenen Friedensgipfeln teilzunehmen. „Ich würde also zumindest auf diese Fragen gern Antworten erhalten.“
Guterres' bemerkenswerter Auftritt sorgte auch für internationale Schlagzeilen. Die britische „The Times“ erklärte in einem Meinungsbeitrag: „Durch seine bloße Anwesenheit stärkt Guterres einen Staatschef, der es aufgrund seiner fortgesetzten Verstöße gegen das Völkerrecht verdient hätte, von den UNO-Mitgliedsstaaten geächtet zu werden.“
Putin verspottet den UNO-Chef
In einer Erklärung der Vereinten Nationen hieß es, Guterres habe in einem Gespräch mit Putin betont, dass der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine ein Verstoß gegen die UNO-Charta und das Völkerrecht sei. Die Vereinten Nationen setzten sich für einen gerechten Frieden ein, hieß es weiter.
Kremlchef Putin zeigte sich von den Worten des UNO-Generalsekretärs unbeeindruckt. Dessen Formulierung, die Welt könne nur als eine „globale Familie“ gemeinsam die Probleme lösen, konterte er spöttisch: „In Familien gibt es leider oft Zerwürfnisse, Skandale und Streit ums Eigentum. Mitunter kommt es dabei zur Prügelei“, sagte Putin spöttisch.
Der Autokrat feierte den Gipfel mit Vertretern aus mehr als 30 Staaten als historisches Ereignis auf dem Weg zu einer neuen multipolaren Weltordnung ohne eine Dominanz des Westens. Neben Guterres riefen aber auch andere Gäste bei dem Gipfel zu einem gerechten Frieden in der Ukraine auf.
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