Mit bis zu 100 km/h donnerte am 26. Juni ein 41-Jähriger über die Wiener Ringstraße – ohne Rücksicht auf Verluste. Denn er fuhr nicht nur auf eine Menschenmenge zu und touchierte ein Auto, beim Parlament raste er einen Radfahrer um. Auf der Motorhaube festgeklammert, schleifte er ihn sogar noch meterlang mit. Dafür fasst der Angeklagte eine Haftstrafe aus.
„Der Angeklagte war mit einem Auto unterwegs und ist über den Wiener Ring gerast. Jeder in diesem Saal wird wissen, wie es dort um 18 Uhr ausschaut. Da sind zahlreiche Autofahrer und zahlreiche Passanten unterwegs“, so die Staatsanwältin im Landesgericht. Das war dem 41-Jährigen aber egal. Mit bis zu 100 km/h donnerte er über die Straßenbahnschienen.
Auf Menschenmenge zugefahren
Auf Höhe des Schmerlingplatz verlor er die Kontrolle, das Heck des Toyotas brach aus. Er schlitterte auf den Gehsteig auf eine Menschenmenge von 15 Personen zu – einige mussten sogar zur Seite springen. Wer weiß, was sonst passiert wäre ...
Der Angeklagte hat den Fahrradfahrer gesehen. Die beiden hatten Blickkontakt. Er hat aufgelacht und ist einfach weitergefahren.
Staatsanwältin im Wiener Landesgericht
Nachdem er auch noch ein anderes Auto an der Vorderseite touchiert hatte, kam es beim Parlament schließlich zum erschreckendsten Vorfall: „Der Angeklagte hat den Fahrradfahrer gesehen. Die beiden hatten Blickkontakt. Er hat aufgelacht und ist einfach weitergefahren“, plädiert die Staatsanwältin. Der Radler konnte sich gerade noch auf der Motorhaube festhalten, wurde so mehrere Meter mitgeschleift.
Radfahrer leidet noch immer
„Die körperlichen Verletzungen sind überschaubar und heilen“, die Opfervertreterin spricht von einem gebrochenen Arm und einer Hüftfraktur. „Was bei ihm das Problem ist, er ist psychisch am Ende.“ Er konnte lange nicht arbeiten gehen, traue sich nicht, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Immer wieder sehe der das Gesicht des Rasers vor sich.
Er sitzt jetzt im Wiener Landesgericht auf der Anklagebank. Sein Verteidiger Nikolaus Rast versucht den Schöffen eine Erklärung zu liefern, warum es am 24. Juni zu dieser Wahnsinnsfahrt kam: Seit jungen Jahren leidet der 41-Jährige an einem Alkoholproblem. Der Grund, warum sich seine Verlobte von ihm trennte. Auch als er eine Therapie machte, wollte sie die Beziehung nicht wieder aufnehmen. „Er hat dann wieder begonnen zu saufen – nicht zu trinken“, sagt sein Verteidiger Rast.
„Das war ein riesengroßer Fehler“
Und so setzte er sich ins Auto seines Bruders und raste über den Ring – ohne Rücksicht auf Verluste. „Ich schäme mich. Das war ein riesengroßer Fehler. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich‘s machen.“ Eine Alkoholtherapie stimmt er zu, begrüßt sie sogar. Zumal er auch im Juni weiter eine stationäre Behandlung in Anspruch nehmen wollte. Weil er keine Versicherung hatte, wurde das abgelehnt ...
Bei einem Strafrahmen von bis zu zehn Jahren, fällt das Urteil im Wiener Landesgericht recht mild aus: Zwei Jahre Haft, davon sechs Monate unbedingt wegen vorsätzlicher Gemeingefährdung, absichtlich schwerer Körperverletzung, versuchter schwerer Körperverletzung und schwerer Sachbeschädigung. Sowohl die Staatsanwältin, als auch der 41-jährige Raser nehmen das Urteil an.
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