Dass für die geplante Verlängerung der Salzburger Lokalbahn – genannt S-Link – unter historischen Gebäuden der Salzburger Altstadt zwei Tunnel gegraben werden, versetzt die Hauseigentümer in Alarmbereitschaft. Ein von ihnen beauftragter Gutachter warnt vor Rissen. Das Denkmalamt vertraut auf strenge Auflagen.
„Der geplante Bau des S-Links gefährdet den Bestand der historischen Altstadt; zumindest sind erhebliche, irreparable Schäden an der Bausubstanz unausweichlich“, führt Wolfgang Zipperer, Zivilingenieur für Bauwesen, in seiner gutachterlichen Stellungnahme aus. Den Auftrag dazu bekam er von 22 Hausbesitzern der rechten Altstadt.
Grabungen im berüchtigten Salzburger Seeton
Zwar ist die finale Trasse der teils unterirdischen Lokalbahn-Verlängerung noch nicht metergenau fix, doch aktuellen Plänen zufolge sollen unter den Gebäuden im Bereich der Lederergasse zwei Tunnelröhren in circa 15 Metern Tiefe im berüchtigten Salzburger Seeton gegraben werden. Die betroffenen Häuser sind teils 800 Jahre alt, haben keine Keller, keine Fundamente. Die Tramdecken liegen lose auf den Mauern.
„Selbst mit modernen Baumethoden sind diese historischen Gebäude nicht sicherbar. Es wird durch die Tunnelröhren zu Setzungen kommen, wodurch es unweigerlich zu Schäden kommt“, warnt Zipperer. Auch Sicherungsmaßnahmen würden die Häuser gefährden.
S-Link-Gesellschaft setzt auf modernste Technik
Die S-Link-Gesellschaft sieht das naturgemäß anders und verweist auf modernste Technik. Bisher wurden vom Mirabellplatz bis Salzburg-Süd 103 Drucksondierungen und 81 Probebohrungen durchgeführt. Derzeit werden die Baugrunderkundungen abgeschlossen. Mit den Einreichplänen für den zweiten, betroffenen Abschnitt wird voraussichtlich Anfang nächsten Jahres begonnen. 200 Fachplaner sind beim S-Link am Werk.
„Oberste Priorität ist die Minimierung von Setzungen und Bodenverformungen und die Stabilität und Sicherheit der bestehenden Bebauung“, erklärt S-Link-Fachplaner Manfred Eder. Die Projektgesellschaft verweist auf das bevorstehende Verfahren zur Umweltverträglichkeitsprüfung, bei dem auch der Denkmalschutz berücksichtigt wird.
Die Altstadthäuser sind zu erhalten und ich gehe davon aus, dass die S-Link-Gesellschaft so plant, dass das Risiko minimiert wird, beziehungsweise nicht mehr gegeben ist.
Landeskonservatorin Eva Hody
Bild: Gerhard Schiel/GERHARD SCHIEL
Strenge Auflagen zum Schutz der Altstadt
Landeskonservatorin Eva Hody vertraut auf besonders strenge Auflagen zum Altstadtschutz. „Von der Bestandsvermessung, über die Dokumentation bis hin zur statischen Sicherheit – das muss alles mit der Denkmalbehörde abgestimmt werden. Die Altstadthäuser sind zu erhalten und ich gehe davon aus, dass die S-Link-Gesellschaft so plant, dass das Risiko minimiert wird, beziehungsweise nicht mehr gegeben ist“, sagt Hody.
Wenn historische Häuser tatsächlich gefährdet sind, werde die Gesellschaft reagieren müssen. Die Anrainer beruhigt das nicht. Sie fordern eine geologisch-geotechnische Machbarkeitsstudie samt Risikoanalyse.
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