Jubiläums-Interview

25 Jahre Karlich Show: Ein Leben für die Menschen

TV
26.10.2024 06:00

Erst vor wenigen Tagen bekam sie eine Urkunde für die „meisten Talk-Show-Episoden einer Moderatorin“ im deutschsprachigen Raum – jetzt feiert Barbara Karlich 25 Jahre ihrer Erfolgsshow mit Jubiläumsausgaben und einem großen „Krone“-Talk, in dem sie ihre besondere Karriere noch einmal reflektiert.

Wer am 27. Oktober 1999 um 16 Uhr ORF 2 einschaltete, war mit der ersten Folge der „Barbara Karlich Show“ konfrontiert. Unter dem Titel „Jeder verdient eine zweite Chance“ wurde zwischen Talkgästen (u.a. Tony Wegas) und Publikum diskutiert, die im TV damals noch völlig unbekannte Wahl-Burgenländerin Barbara Karlich moderierte charmant. An den folgenden Tagen wurden die Themen „Ausländer raus“ und „Kampfhunde gehören eingeschläfert“ ausgestrahlt – damals konnte niemand damit rechnen, dass dieselbe Sendung sich nach einem Vierteljahrhundert noch immer größter Beliebtheit erfreut. „Ich erinnere mich so gut daran, als wäre es gestern gewesen“, erzählt Karlich zum Jubiläumsinterview mit der „Krone“, „am 18. Oktober begannen die Aufzeichnungen, alles ging so schnell wie bei einem Tornado. Ich war gar nicht nervös.“ Fernsehen war für Karlich damals Neuland. „Dort wollte ich gar nie hin. Ich wollte Schauspielerin am Theater werden. Heute frage ich mich, warum ich damals so eng gedacht habe.“

Zeitlose Themengestaltung
Die „Barbara Karlich Show“ trifft früh den Zahn der Zeit und wird schnell zum geliebten Publikumsrenner. „Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich 2001 zu einer Freundin sagte, jetzt mache ich vielleicht mal was anderes“, lacht Karlich, „jetzt sind 25 Jahre ins Land gezogen. Ich mache meinen Job offenbar sehr gerne.“ Ein Grund für den langwierigen Erfolg ist die Zeitlosigkeit von Themen. „Viele Themen können wir heute genauso auf den Tisch legen wie vor 25 Jahren. Der Mensch lernt scheinbar nichts aus der Geschichte.“ Die gesellschaftliche Entwicklung hat die Show natürlich verändert. „Einen Titel wie ,Kampfhunde gehören eingeschläfert‘ kann man nicht mehr machen, das müsste man umschreiben. Solange wir Menschen miteinander reden, wird es auch immer Themen geben, die es wert sind, diskutiert zu werden.“ Mit eiserner Disziplin fehlte Karlich laut eigenem Bekunden nur ein einziges Mal in 25 Jahren. „Ich habe mit Fieber und nach einer Fuß-OP moderiert. Ich werde aber prinzipiell selten krank und bin mental eine starke Person.“

Kai Pflaume, Barbara Karlich, Ricarda Pastuszek (dt. Rekordinstitut) (v.l.). (Bild: ORF)
Kai Pflaume, Barbara Karlich, Ricarda Pastuszek (dt. Rekordinstitut) (v.l.).

Karlich erzielte mit mittlerweile mehr als 4500 Folgen den Rekord im deutschen Sprachraum für die „meisten Talk-Show-Episoden einer Moderatorin“, wie vom Deutschen Rekordinstitut bestätigt und mit einer Urkunde offiziell beglaubigt. Der 16-Uhr-Fernsehtermin hat sich für mehrere Generationen an Zusehern fest eingebrannt. „Für viele Menschen ist die Sendung fast wie ein Ritual. So wie der Bauer, der bei seiner Arbeit von 16 bis 17 Uhr Pause macht, um die ,Karlich-Show‘ zu schauen. Ich finde das schön, weil es gerade für die heute so schnelllebige Medienwelt ein positiv gesehen sicherer Pol ist, der immer da ist.“ Den letzten Relaunch gab es Anfang Jänner 2024, seitdem heißt die Sendung „Barbara Karlich – Talk um 4“. Seit Corona gibt es auch kein Saalpublikum mehr, ansonsten ist man seitens der Sendungsredaktion sehr bemüht, nicht zu stark an den Stellschrauben zu drehen. So hat die Show auch jegliche Medien-Modernisierungen scheinbar mühelos überlebt.

Sorge um die gesellschaftliche Entwicklung
„Ich bin neugierig, was Hirnforscher in ein paar Jahrzehnten über uns sagen werden. Es ist ein Wahnsinn, mit welchem Overflow an Informationen wir Menschen im Alltag zu tun haben. Bei mir ist das aber nicht anders. Wenn ich aufwache, nehme ich das Handy in die Hand und schaue, was so alles passiert ist. Von mir gibt es keine Homestorys, aber über Instagram gebe ich manchmal Privates preis, obwohl ich mich immer frage, wen das interessieren soll. Du wärst früher doch auch nicht mit deinem gekochten Essen zum Nachbar gegangen, hättest geklopft und ihm die Speise gezeigt. Das ist aber genau das, was wir machen, wenn wir Essen fotografieren und posten.“ Karlich schockiert vielmehr die Verrohung in der Gesellschaft. „Man ist früher wirklich höflicher miteinander umgegangen. Heute sagt jeder jedem sofort ins Gesicht, was er denkt. Ich weiß nicht, ob das eine gute Entwicklung ist.“

Besonders stolz ist sie daher über das Gesprächsniveau in ihrer Dauerbrenner-Sendung. „Von Verrohung keine Spur. Wir laden Menschen ein, die höflich miteinander diskutieren, die eine Meinung und etwas zu sagen haben und gerne aus ihrem Leben erzählen. Manchmal ist das sehr persönlich und kommt aus dem Innersten. Wenn Klimaschützer auf Autofahrer treffen, findet man vielleicht keinen Konsens, aber man kann sich trotzdem auf einem normalen Niveau miteinander unterhalten.“ In 25 Jahren habe sich Karlich nie unwohl gefühlt, bei ihrer Wirkung auf die Gäste war sie sich nur einmal unsicher. „Am Anfang der Show hatten wir mal einen Kettenraucher, der ca. sechs Packerl am Tag rauchte. Mitten in der Sendung stand er auf und ging raus. Ich war mir erst nicht sicher, ob ich ihn beleidigt habe, aber er hat es einfach nicht mehr ohne Zigarette ausgehalten.“

Gallier unter Römern
Gerne erinnert sie sich an die frühen Jahre in den mittlerweile geschlossenen Rosenhügel-Studios zurück. „Wir waren wir die Gallier unter den Römern, das war ein eigenes Universum. Wir hatten mal ein Kamel im Studio und verschiedene Rekordversuche. Einmal wollte eine Frau in Schokolade baden, da haben wir dann flüssige Nutella mit Wasser eingefüllt, um das zu verrühren.“ Frei nach dem Motto „leben und leben lassen“ gibt es bei Karlich keine Tabus und keine Grenzen. Stolz ist sie nach all der Zeit vor allem auf die Teamleistung. „Es ist ein bisschen wie beim Fußball. Die Torschützen sind sichtbar und bleiben den Menschen am ehesten präsent, aber ohne die Mannschaft, die diese Tore ermöglicht, würde nichts funktionieren. Wir alle sind füreinander da, was mich sehr stolz macht. Das gilt auch für die Sendung. Man redet miteinander und versucht zu helfen. Würde die ganze Welt die , Barbara Karlich Show“ schauen, gäbe es wahrscheinlich weniger Kriege auf der Welt.“

Gerda Rogers gehört zu den Gästen bei den Feierlichkeiten zum Barbara-Karlich-Jubiläum. (Bild: ORF)
Gerda Rogers gehört zu den Gästen bei den Feierlichkeiten zum Barbara-Karlich-Jubiläum.

Kommende Woche wird das 25-Jahre-Jubiläum groß gefeiert. Von 28. bis 31. Oktober finden auf dem gewohnten Sendeplatz vier Jubiläumsausgaben mit zahlreichen Stargästen statt. Unter anderem begrüßt Karlich Kai Pflaume, Thomas Brezina, Gerda Rogers, Renate Götschl, Toni Polster oder Rock’n’Roll-Legende Peter Kraus. Ist Barbara Karlich bereit für weitere 25 Jahre? „Dann bin ich schon 80 … aber ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dann noch arbeiten werde. Menschen wie ich gehen nicht so schnell in Pension. Zu Hause zu sitzen, von A nach B Sachen wegzuputzen und ein bisschen im Wald spazieren zu gehen ist mir zu wenig. Zudem ist die gebürtige Wienerin noch immer populär. „Wenn ich in Eisenstadt unterwegs bin, überfallen mich oft auch junge Menschen und wollen Autogramme. Das finde ich immer skurril. Ich frage sie manchmal, ob sie mich auf Instagram gesehen haben und sie antworten meist mit ,Wir haben die Sendung immer mit der Oma schauen müssen‘.“

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