Extreme Regenfälle haben in Nepal die verheerendsten Überschwemmungen seit 50 Jahren angerichtet. Die Vorarlberger Sabine Klotz und Wolfgang Bartl versuchen, mit ihren Hilfsorganisationen bis in die abgelegensten Gebiete zu gelangen, wo tausende Menschen auf Hilfe warten.
Der Monsunregen Ende September in Nepal hat eine unglaubliche Zerstörung hinterlassen. Die Menschen sind seither auf internationale Hilfe angewiesen. Sabine Klotz und ihre Hilfsorganisation „Chay Ya Austria“ sowie Wolfgang Bartl von „Let the children walk“ begeben sich dabei immer wieder selbst in Gefahr. Aktuell werden fast täglich bereits früh am Morgen Lkw und Jeeps mit Hilfsgütern beladen. Dann geht es stundenlang über gefährliche, teils weggespülte Straßen zu den Flutopfern. „Immer wieder gingen zu Beginn Schlamm- oder Steinlawinen auf die Straßen ab“, berichtet Klotz. Auch wenn der Regen mittlerweile nachgelassen hat, sind die entlegenen Gebiete noch immer schwer zu erreichen. „Die Menschen kämpfen jeden Tag ums Überleben. Familien kauern sich unter Zeltplanen zusammen. Essen, geschweige denn sauberes Wasser zu organisieren, ist eine Herausforderung.“
Über 2500 Menschen bekamen schon Hilfe
Lehmhäuser wurden einfach weggespült. Viele Menschen haben ihr ganzes Hab und Gut verloren – auch Saatgut und Nutztiere wurden von den Fluten mitgerissen. Die Infrastruktur ist schwer beschädigt oder nicht mehr existent. Besonders betroffen waren das Kathmandu-Tal und der Osten des Landes. Von den 77 Distrikten erlitten 44 schwere Schäden. Schätzungen zufolge starben über 250 Menschen, darunter 55 Kinder – und viele weitere wurden verletzt oder sind vermisst.
Die beiden Ländle-Hilfsorganisationen haben bereits viele Menschen erreicht. Über 2500 Personen, darunter viele schwangere Frauen und stillende Mütter, haben bereits Notpakete erhalten. „Unsere Schwesterorganisation in Nepal, Chay Ya Nepal, hat ein starkes Netzwerk. Wir haben dadurch gute Beziehungen zur lokalen Regierung, von der wir die Listen der Betroffenen erhalten und nach denen wir dann einkaufen. So stellen wir sicher, dass alles gerecht verteilt wird. Die Großhändler, bei denen wir einkaufen, kennen uns und wir erhalten faire Preise“, berichtet Klotz.
Trotz der dramatischen Lage gibt es Momente der Hoffnung: „Die schwangeren Frauen und stillenden Mütter, unsere Zielgruppe, kommen völlig erschöpft zu uns. Am Ende gehen sie dann mit einem Lächeln, weil sie das Allernötigsten zum Überleben bekommen haben. Diese kleinen Lichtblicke motivieren uns.“
Katastrophe eine Folge des Klimawandels
„Wir beobachten hier in Nepal schon seit Jahren, dass das Wetter verrücktspielt. Es regnet mitten in der Trockenzeit, in manchen Jahren ist es viel zu trocken, in anderen alles überschwemmt. Dazu kommen die Probleme, die die Menschen verursachen: Der illegale Abbau von Sand und Steinen führt zu großen Umweltschäden. Flussufer erodieren, wichtige Rohstoffe gehen verloren und die Natur wird zerstört.“ Es gebe kaum Kontrollen, zudem seien die Menschen wirtschaftlich vom Abbau abhängig. „Die Regierung müsste endlich strengere Gesetze erlassen“, fordert Klotz. Leider hat der kleine Bergstaat mit so vielen Problemen zu kämpfen, dass der Klimaschutz keine Priorität genießt. „Es mangelt an soliden Straßen, viele Dörfer haben keine Gesundheitsversorgung oder Schulen. Die Jungen wandern in die arabischen Länder ab, wo sie unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten müssen, nur um zumindest ein bisschen Geld zu verdienen. Die harte Wahrheit ist, dass wir auch in den nächsten Jahren mit Umweltkatastrophen dieser Art in Nepal rechnen müssen.“
Chay Ya Austria ist ein gemeinnütziger Verein zur nachhaltigen Armutsbekämpfung, der sich mit seinen Projekten vor allem auf entlegene, schwer erreichbare Gebiete im nepalesischen Himalaya konzentriert. „Chay ya“ kommt aus dem Tibetischen und bedeutet so viel wie „let’s do it“. Der Fokus der Hilfsprojekte liegt auf Bildung, medizinischer Versorgung, Mülltrennung, Permakultur-Schulgärten, Bio-Anbauprojekten, Empowerment von Frauen und dem Wiederaufbau nach den tragischen Erdbeben von 2015 und 2023 sowie auf der akuten Katastrophenhilfe.
Für Klotz und Bartl bleibt noch viel zu tun. Die Zeit drängt, denn der Winter naht. „Wir brauchen finanzielle Unterstützung, um weiter helfen zu können. Wir können täglich nur das einkaufen und verteilen, was wir an Spenden erhalten. Jede Spende hilft, damit die Menschen vor Ort den harten Winter überstehen und die zerstörten Gebiete wieder aufbauen können.“ Der Wiederaufbau wird schwer genug und lange dauern. Die Regierung hat nicht das nötige Geld, um die Infrastruktur rasch wieder instand zu setzen. Klotz und Bartl appellieren an die Menschen in Österreich, ihre Arbeit zu unterstützen. „Es ist wichtig, dass wir handeln, bevor es zu spät ist.“
So können Sie helfen:
Spendenkonto Chay Ya Austria
IBAN: AT50 3743 1000 0032 2974
BIC: RVVGAT2B431
Betreff: Flut
Weitere Infos unter: chay-ya.org
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