Explosionen im Iran

Vier Soldaten bei israelischem Angriff getötet

Ausland
26.10.2024 10:47

Bei dem israelischen Luftangriff auf den Iran in der Nacht auf Samstag sind vier iranische Armeeangehörige – ursprünglich war von zwei Toten berichtet worden – ums Leben gekommen. Sie seien im Rahmen der Verteidigung gefallen, teilten die iranischen Streitkräfte mit.

Israel hatte seinen seit Wochen erwarteten Vergeltungsschlag auf den Iran durchgeführt und nach eigenen Angaben Produktionsstätten iranischer Raketen und Stellungen von Flugabwehrraketen angegriffen. Der Iran bestätigte Angriffe im Umkreis von Teheran und in zwei weiteren Provinzen des Landes. Iranische Medien berichteten von Explosionen im Westen der Hauptstadt Teheran. 

Die Identität eines der getöteten Soldaten wurde bereits bekannt: Es soll sich dabei um den Major Hamzah Jahandideh handeln, der in der Stadt Mahschahr sein Leben verlor.

Hamzah Jahandideh (Bild: Krone KREATIV/APA/AP, x.com/kurdishblogger)
Hamzah Jahandideh

Wie das iranische Staatsfernsehen meldete, sei die Luftabwehr aktiviert worden. Das iranische Kommando für Luftverteidigung erklärte, die Angriffe hätten auf Militärstützpunkte in den Provinzen Teheran, Khuzestan und Ilam abgezielt. Die Luftabwehr habe die Angriffe erfolgreich abgewehrt, die Schäden seien „begrenzt“. Genauere Informationen gab es zunächst nicht.

„Unmittelbare Bedrohungen für Israel abgewehrt“
Israel erklärte seine Angriffe später für beendet. Die Mission sei erfüllt, teilte das israelische Militär am frühen Samstagmorgen mit. „Unsere Flugzeuge sind sicher nach Hause zurückgekehrt.“ Der Vergeltungsschlag habe Produktionsstätten von Raketen und Raketenabschussanlagen im Iran gegolten. „Wir haben gezielte und präzise Angriffe auf militärische Ziele im Iran durchgeführt und damit unmittelbare Bedrohungen für den Staat Israel abgewehrt“, erklärte Militärsprecher Daniel Hagari in einem Video. „Sollte das iranische Regime den Fehler begehen, eine neue Runde der Eskalation einzuleiten, sind wir gezwungen zu reagieren“, fügte er hinzu.

Die USA forderten den Iran auf, „seine Angriffe auf Israel einzustellen, damit dieser Zyklus der Kämpfe ohne weitere Eskalation beendet werden kann“, wie der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates in Washington, Sean Savett, sagte.

Militärsprecher Daniel Hagari äußerte sich in einem Video auf X zu den Luftangriffen: 

Das israelische Militär teilte während der Angriffe mit, das iranische Regime und seine Stellvertreter in der Region griffen Israel seit dem 7. Oktober vergangenen Jahres unerbittlich an – an sieben Fronten – einschließlich direkter Angriffe von iranischem Boden aus. „Wie jedes andere souveräne Land der Welt hat der Staat Israel das Recht und die Pflicht zu reagieren.“ Die defensiven und offensiven Fähigkeiten seien voll mobilisiert. „Wir werden alles Notwendige tun, um den Staat Israel und das israelische Volk zu verteidigen.“

Iranischer Raketenhagel über Israel am 1. Oktober 2024 (Bild: APA/AFP/Ahmad GHARABLI)
Iranischer Raketenhagel über Israel am 1. Oktober 2024

Vergeltungsschlag nach Irans Angriff am 1. Oktober
Der Gegenschlag folgte auf die jüngste iranische Raketenattacke. Am 1. Oktober hatten die Revolutionsgarden, Irans Elitestreitmacht, rund 200 ballistische Raketen auf Israel abgefeuert. Der Angriff erfolgte nach einer Reihe von gezielten Tötungen auf iranischem Territorium durch Israel, die sich gegen zentrale Akteure in Irans Netzwerk nicht-staatlicher Verbündeter richteten. Irans Revolutionsgarden hatten in den vergangenen Tagen immer wieder betont, entschieden auf einen israelischen Angriff reagieren zu wollen.

Keine Opfer gemeldet, Flugraum gesperrt
Die staatliche Nachrichtenagentur IRNA berichtete unterdessen unter Berufung auf Kreise im Rettungsdienst, dass keine Opfer in Teheran gemeldet wurden. Das Internet in der Hauptstadt war stark gedrosselt. Der Iran sperrte laut Staatsmedien seinen Luftraum komplett. Alle Flüge seien gestrichen worden, berichtete IRNA unter Berufung auf einen Sprecher der zivilen Luftfahrtbehörde.

Der Flugraum über dem Iran nach dem israelischen Angriff am 26. Oktober (Bild: APA/AFP )
Der Flugraum über dem Iran nach dem israelischen Angriff am 26. Oktober

Raketenalarm im Norden Israels
Nach Beginn des israelischen Vergeltungsschlags gab es im Norden Israels erneut Raketenalarm. Die israelische Armee teilte mit, in der Küstenstadt Nahariya und umliegenden Gebieten heulten die Warnsirenen. Es gab zunächst keine Berichte über mögliche Opfer. Die mit dem Iran verbündete libanesische Hisbollah-Miliz beschießt Israel seit Beginn des Gaza-Krieges vor einem Jahr. Israel antwortete mit massiven Luftangriffen und inzwischen auch einer Bodenoffensive. In Nahariya waren am Donnerstag zwei Männer durch Raketentrümmer verletzt worden.

Der Angriff auf den Iran begann während des jüdischen Ruhetags Sabbat. Zuvor waren am Donnerstagabend hohe jüdische Feiertage zu Ende gegangen.

USA sieht „Manöver zur Selbstverteidigung“
Die USA waren nach Angaben eines Sprechers des Weißen Hauses über Israels Vorgehen informiert, aber nicht an der Operation beteiligt. Washington bezeichnete die Angriffe Israels auf Ziele im Iran als „Manöver zur Selbstverteidigung“. US-Außenminister Antony Blinken hatte am Mittwoch gewarnt, Israels Vergeltungsmaßnahmen dürften nicht zu einer weiteren Eskalation im Nahen Osten führen.

Die israelischen Angriffe auf den Iran zielen laut US-Medienberichten nicht auf iranische Atomanlagen oder Ölfelder. Die Attacke konzentriere sich tatsächlich auf militärische Ziele, berichteten die Sender ABC und NBC. Die USA hatten Israel in den vergangenen Wochen eindringlich aufgefordert, keine iranischen Öl-und Atomanlagen anzugreifen. Laut „New York Times“ hatten sich Beamte des Weißen Hauses und des Pentagon in den vergangenen Tagen eng mit Israel über den Umfang und die Art der Ziele beraten, die Israel im Iran angreifen könnten.

Auch Ziele im Süden Syriens angegriffen
Israel hat nach Angaben der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur SANA in der Nacht auf Samstag auch militärische Einrichtungen im Zentrum und im Süden Syriens unter Beschuss genommen. Die Raketen seien aus Richtung der von Israel besetzten Golanhöhen und dem Libanon gekommen und hätten zum Teil abgefangen werden können, berichtete die Agentur. Zuvor hatte es laut SANA auch Explosionen in der Nähe der Hauptstadt Damaskus gegeben. Das syrische Regime ist mit Israels Erzfeind Iran verbündet.

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