Wenn es in den letzten Jahrzehnten darum ging, dass Österreichs SkisportlerInnen Zugang zum besten Material hatten, gab es an einem Mann kein Vorbeikommen: Reinhold Zitz. Der 64-jährige Steirer lenkt seit 1989 die Geschicke des Austria Ski Pools und ist damit unzertrennlich mit zahlreichen ÖSV-Sternstunden verbunden. Doch im Juni 2025 ist Schluss – Zeit für einen Rück- und Ausblick.
„Nie und nimmer hätte ich mir vorstellen können, solange in diesem Job zu bleiben“, gesteht Reinhold Zitz, Geschäftsführer des Austria Ski Pool (ASP). 1989 hatte ihn seine Frau auf ein Job-Inserat des ASP in einer Tageszeitung aufmerksam gemacht. „Austria Ski Pool, Skiverband? Bist du narrisch? Da brauch’ ich mich nicht bewerben. Da habe ich null Meter“, erinnert sich Zitz. Hatte er aber nicht, wie sich schnell herauskristallisieren sollte. „Nach dem Erstgespräch mit Walter Nettig von der Wirtschaftskammer, Österreichs damals höchstem Sportbeamten Baldur Preiml und Generalsekretär Klaus Leistner, hatte ich einen Termin mit dem Vorstandvorsitzenden des Ski Pools, Doktor Christian Poley. Da war von Anfang an eine sehr große Sympathie zwischen uns da.“ Nach zwei weiteren Gesprächsrunden hatte der damals 29-Jährige den Job und konnte sich gegen insgesamt 130 Bewerber, von denen es neben Zitz noch drei weitere in die Endauswahl geschafft hatten, durchsetzen.
Kammer und Industrie gegen sich
„Am Anfang habe ich noch die Jahre gezählt“, verrät der Steirer, der sich voller Energie in die neue Herausforderung stürzte. „Aber irgendwann denkst du nur mehr in Großevents. Ah, 1996 – da war die alpine Weltmeisterschaft in der Sierra Nevada, die eigentlich schon ein Jahr früher hätte stattfinden sollen, aber wegen Schneemangels abgesagt wurde. 1997 dann die WM in Sestriere, 1999 war ich bei der WM in Vail im Österreich-Haus. Wahnsinn, es war so eine lange Zeit, die dennoch so schnell vergangen ist, dass ich mir heute denke: ,Oida, das gibt’s ja gar nicht!‘“
Eine Zeit, in der sich die Rolle des ASP massiv veränderte. „Das war aber auch notwendig“, sagt der Pölser, der Sportwissenschaften und Englisch studiert hatte, später noch einen Finance MBA sowie einen Master of Science in Business Administration im kanadischen Vancouver absolvierte. „Als ich 1989 begann, saßen noch die Chefs der großen Skifirmen im Vorstand des Pools. Die haben damals mehr oder weniger noch die Aufstellungen für die Großveranstaltungen gemacht. Dann kündigte auch noch die Wirtschaftskammer den Vertrag – nur weil wir damals mit Skihersteller Rossignol Gespräche führten – und plötzlich hatten wir die österreichische Skiindustrie und die Wirtschaftskammer gegen uns.“
Damals hatten unsere Sportler nur vier Skischuhfirmen zur Auswahl. Mit deren Produkten mussten sie aber um zwei Klassen besser fahren, damit sie es überhaupt aufs Podest geschafft haben.
ASP-Geschäftsführer Reinhold Zitz
Bild: GEPA pictures
Poley und Schröcksnadel als Mentoren
Ein Moment, in dem Zitz auf die zwei wichtigsten Mentoren seiner Karriere zählen konnte. „Das war einerseits Christian Poley. Der Notar mit seiner ruhigen Art. Der sagte immer: ,Schauen Sie sich die Satzung an, haben Sie einen Vertrag, was steht da drinnen?‘“ Und auf der anderen Seite der langjährige ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel. „Er hat die Kündigung der Kammer akzeptiert und danach zu mir gemeint, ich solle jetzt mit ausländischen Firmen verhandeln, da die bislang ja gar keine Österreicher ausrüsten durften. Angefangen habe ich dann mit den Skischuhherstellern Raichle und Lange, da unsere Sportler damals nur vier Skischuhfirmen zur Auswahl hatten. Mit deren Produkten mussten sie aber um zwei Klassen besser fahren, damit sie es überhaupt aufs Podest schaffen.“ Ein genialer Schachzug des Duos Schröcksnadel/Zitz, der den rot-weiß-roten AthletInnen Erfolg und dem Ski Pool gutes Geld brachte.
Aber auch strukturell verändert sich vieles. „Der größte Schritt war sicher die Umstellung auf privatrechtliche Verträge“, blickt Zitz zurück. „Davor hat man ja alles im Vorstand besprochen. Dann ist Schröcksnadel gekommen und hat das aufgebrochen. Der Vorstand wurde behalten, aber die Skifirmen saßen da nicht mehr drinnen. Ich als Geschäftsführer sollte Verträge mit jeder einzelnen Firma machen. Das war am Anfang zach, weil es eine komplette Umstellung war – mittlerweile ist das aber gang und gäbe und eigentlich die größte Errungenschaft, weil wir so immer genug Geld hatten, um den SportlerInnen das beste Material und die besten Bedingungen zur Verfügung stellen konnten.“
Wir haben derzeit im Nachwuchs Schwächen und die Skifirmen können die Ergebnislisten genauso anschauen wie wir. Wir haben aktuell keinen Hirscher, keinen Maier mehr.
Reinhold Zitz
Etwas, das es für die Zukunft zu bewahren gilt. Keine leichte Aufgabe. „Es wird anders werden“, ist Zitz, der mit 1. Juni 2025 in Ruhestand geht, überzeugt. „Wir haben jetzt noch großteils Verträge bis nach den Olympischen Spielen 2026 in Mailand. Man muss allerdings jetzt schon beginnen, sich auf die Zeit danach vorzubereiten und geeignete Lösungen überlegen und entwickeln. Insbesondere, wie Leistungen und Gegenleistungen für die nationale und internationale Wintersportartikelindustrie zukünftig gestaltet werden könnten.“
Klar sei, dass seine Nachfolgerin oder Nachfolger, genauso wie Zitz vor 35 Jahren, vor neuen Herausforderungen stehen wird. „Vor allem im Nachwuchs, angefangen von den Vereinen bis hin zu den Landesverbänden und Schwerpunktschulen, gilt es neue Akzente zu setzen, um Kinder und Jugendliche für den Skisport zu begeistern und zu motivieren. Gerade in diesem Bereich muss man eng mit den hierfür Verantwortlichen im Verband zusammenzuarbeiten, um geeignete Strukturen und Strategien zu schaffen“.
Bewerbungen bis 20. November
Die Suche nach seiner „Erbin“ oder seines „Erben“ – hier geht es zur Bewerbung – läuft noch bis 20. November. „Ich bin ganz überrascht, dass bereits so viele Bewerbungen auf unser Online-Inserat eingegangen sind“, freut sich der passionierte Hobby-Eishockeyspieler, der zweimal wöchentlich dem Puck nachjagt. „Man muss dann jemand auswählen, der auch passt. Nicht nur von der Ausbildung her, sondern auch von der Motivation, diesen Job auszuüben. Jemand, der nur wissen will, wie viel man zahlt, welches Auto mit wie vielen Zylindern es gibt und am liebsten vier Tage die Woche Homeoffice machen will, wird nicht funktionieren. Gerade zu Beginn muss man enorm viel Zeit und Engagement investieren, so wie ich es damals auch gemacht habe.“ Angst davor, ins kalte Wasser geworfen zu werden, müsse man aber nicht haben. „Geplant ist, dass ich meinen Nachfolger im April und Mai einarbeite. Dann hat er oder sie zudem noch ein Jahr Zeit, sich für die Gespräche und Verhandlungen mit den bestehenden und eventuell neuen Partnern vorzubereiten.“
Briefmarken und Tauben müssen noch warten
Angst vor der Pension hat der umtriebige Zitz nicht. „Wir reisen sehr gerne, haben einen sehr sympathischen Freundeskreis und ich mache immer noch sehr viel Sport“, sagt er lächelnd. „Briefmarken sammeln und Taubenzüchten kann für mich noch warten.“ Und sein persönliches Resümee der bald 36 Jahre als ASP-Geschäftsführer? „Der Sport mit seinen Athletinnen und Athleten muss immer im Vordergrund stehen. Wir sind dafür da, die besten Rahmenbedingungen für unsere Athleten zu schaffen, der Industrie im gleichen Ausmaß aber auch eine optimale Plattform für eine attraktive und sympathische Werbung zu ermöglichen“.
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