Erschlagen, zerstückelt, im Marchfeld-Kanal entsorgt – das tragische Schicksal des 45-jährigen Peyman N. sorgte weit über die Grenzen Österreichs hinweg für Schlagzeilen. Ein Landsmann des iranischen Opfers gestand Ende Jänner die Tat, zog es zuletzt aber wieder zurück. Nun wurde Mordanklage gegen den Verdächtigen eingebracht.
Bei den – zuerst durch einen Angler und dann durch Polizei-Taucher – gefundenen Leichenteilen im Marchfeldkanal Ende Jänner nahe der Wiener Freizeitoase Donauinsel handelte es sich um ein Tötungsdelikt. Zwei Wochen nach der Tat legte ein Landsmann des iranischen Opfers ein Geständnis ab. Nun wurde eine Mordanklage gegen den Tatverdächtigen erhoben.
Die Geschehnisse im Schnelldurchlauf: Mitte Jänner, an einem ruhigen Samstagnachmittag, beschloss ein erfahrener Petrijünger, sein Glück in der Schwarzlackenau im Bezirk Floridsdorf zu versuchen.
Erschlagen, zersägt und wie Müll entsorgt
Bereits nach kurzer Zeit zog der Mann einen abgetrennten und stark verwesten Unterschenkel aus dem Wasser. Geschockt schlug der Angler bei der Polizei Alarm, die Ermittlungen kamen ins Rollen.
In den darauffolgenden Stunden und Tagen wurden aus dem Bereich des Marchfeldkanals mehr und mehr Leichenteile geborgen. Eine DNA-Analyse brachte dann rasch Klarheit: Bei dem Opfer handelte es sich um einen 45-jährigen Iraner, der im November von seiner Ex-Frau als vermisst gemeldet wurde.
Die Obduktion bestätigte schließlich die Gewalttat – Peyman N. wurde erschlagen, auf bestialische Weise zersägt und im eiskalten Kanal wie Müll entsorgt.
Tötungsgrund war finanzielles Motiv
Die Spur der Kriminalisten führte unter anderem in den 13. Wiener Gemeindebezirk, wo der Vater einer Tochter bis zu seinem Verschwinden wohnte. Später dehnten sich die Ermittlungen auf das private und berufliche Umfeld des Opfers aus. Sie fanden im niederösterreichischen Bezirk Mistelbach, nördlich der Bundeshauptstadt, schließlich ihr erfolgreiches Ende.
Danach klickten für einen 38-jährigen Landsmann des Getöteten die Handschellen. Bei dem mutmaßlichen Täter soll es sich um einen Kompagnon von Peyman N. handeln. Dieser stand von Anfang an im Visier der Mordermittler.
Auf die Spur des 39-Jährigen kam man nach Kontenöffnungen und der Auswertung von Handydaten. Dabei zeigte sich, dass dieser sich nach dem Verschwinden des 45-Jährigen mehrfach in dessen Wohnung aufgehalten haben dürfte – er soll dort die Leiche zerteilt und stückweise in einem Koffer abtransportiert haben.
SMS von Handy des Toten versendet
Besonders perfide: der Angeklagte soll die Angehörigen des Getöteten beschwichtigt haben, die sich nicht erklären konnte, wohin der 45-Jährige verschwunden war. Er dürfte sogar mit dem Handy des Toten Nachrichten an dessen Familie verschickt haben, um den Eindruck zu erwecken, der Vermisste wäre noch am Leben.
Zur Tötung soll es im vergangenen November gekommen sein, wobei laut Anklage ein finanzielles Motiv ausschlaggebend war. Der Angeklagte – mit dem 45-Jährigen befreundet und geschäftlich verbunden – soll diesem 21.000 Euro geschuldet haben. Als der Gläubiger dafür keine Gegenleistung erhielt bzw. das Geld nicht zurückbekam, soll der 45-Jährige mit Konsequenzen gedroht haben.
Aus Sicht der Staatsanwaltschaft besorgte sich der 39-Jährige darauf einen Latthammer und schlug damit dem älteren Mann bei einem Treffen in dessen Wohnung die Schädeldecke ein. Letzteres steht insofern als Todesursache fest, weil auch der abgetrennte Kopf des Getöteten gefunden wurde, nachdem am 13. Jänner der Angler zwischen der Schwarzlackenau und Strebersdorf den abgetrennten linken Fuß aus dem Marchfeldkanal gefischt und die Polizei alarmiert hatte.
Geständnis zurückgezogen
Nach seiner Festnahme im Jänner wurde der 38-Jährige stundenlang von Ermittlern des Landeskriminalamtes verhört. Sie konnten ihm letztlich ein Geständnis entlocken. So gab der Iraner zu, seinen Landsmann und Geschäftspartner getötet und zerstückelt zu haben.
Von dem Geständnis dürfte inzwischen keine Rede mehr sein. Zuletzt behauptete der Angeklagte, die „albanische Mafia“ sei im Spiel gewesen und ein gewisser „Mike“ habe die todesursächlichen strafbaren Handlungen ausgeführt. Er selbst sei nur beim Verbringen der Leichenteile dabei gewesen.
Die Staatsanwaltschaft Wien hat im Zusammenhang mit einem schlagzeilenträchtigen Tötungsdelikt eine Mordanklage beim Landesgericht für Strafsachen eingebracht. Einem psychiatrischen Gutachten zufolge ist beim 39-Jährigen Tatverdächtigen Zurechnungsfähigkeit gegeben. Ein Schuldausschließungsgrund liegt somit nicht vor.
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