Nach dem Amoklauf in Oberösterreich gibt es weiterhin keine Spur vom tatverdächtigen Roland Drexler (56). Der Mühlviertler soll zwei Menschen erschossen haben. Der Mann ist noch immer auf der Flucht, er dürfte Waffen bei sich haben. Mittlerweile erhielten 50 Leute aus seinem Umfeld Personenschutz.
Das Wichtigste im Überblick:
Hier finden Sie die wichtigsten Entwicklungen vom Dienstag:
Auf dem Weg zur Massage regelrecht hingerichtet
Hochnebel lag noch über der Gemeinde Altenfelden, als die Irrsinnstat am Montag, um etwa 8.30 Uhr, ihr erstes Opfer forderte: Bis zu einem Massageinstitut neben der Rohrbacher Bundesstraße soll der ortsansässige Roland Drexler (56) den Bürgermeister von Kirchberg ob der Donau, Franz Hofer, verfolgt haben. Das Opfer dürfte die Gefahr erkannt haben und auf eine Wiese gelaufen sein. Hofer kam etwa 100 Meter weit, dann brach der Ortschef tödlich getroffen zusammen.
Eine Frau hatte einen Schuss gehört und den Notruf gewählt. Damit war der Wahnsinn aber noch nicht vorbei – wenig später krachten im drei Kilometer entfernten Arnreit Schüsse, und Josef H. (64), pensionierter Polizist und beliebter Verkehrserzieher, brach tot zusammen. Beide Opfer hatten eines gemeinsam: Sie waren Jagdleiter.
Streit unter Jägern eskalierte
„Er hat eine Todesliste“ – dieses Gerücht machte rasch die Runde, denn die Polizei wusste sofort, wen sie suchen musste: Roland Drexler. Und er machte Jagd auf Jäger. Denn Hintergrund des Amoklaufs waren langjährige Streitereien des 56-jährigen dreifachen Vaters, Elektrotechnikers und passionierten Waidmanns mit anderen Jägern. Es ging um „jagdliches Fehlverhalten“, fraglichen Umgang mit Hunden – diese züchtete er auch eine Weile – und ob Drexler überhaupt wieder eine Jagdpacht bekäme.
Während die Polizei zum größten je da gewesenen Einsatz ins Mühlviertel ausrückte, alarmierten sich die Jäger mit SMS und auf sozialen Medien: „Wer mit Roland Drexler Probleme hatte, bitte sehr vorsichtig sein und sofort bei der Polizei melden!“ Denn der gesuchte Amokschütze hatte „mit so ziemlich allen Jägern in der Gegend Probleme“, wie die Leute in der Region berichteten.
Da es während der langjährigen Streiterei auch wechselseitige Anzeigen gab und die zuständige Behörde die Bezirkshauptmannschaft ist, bezogen Cobra-Einheiten auch vor der BH Rohrbach Stellung. Der Bezirkshauptmann und die Belegschaft zogen sich in den ersten Stock zurück. Zahlreiche potenzielle Opfer aus der Jägerschaft, darunter der Bezirksjägermeister, bekamen Personenschutz, ebenso die Familie des ermordeten Bürgermeisters. Auch die Ex-Ehefrau des Mordverdächtigen, die in den Nachbarort gezogen war, galt als mögliches Ziel – gegen sie hegte Roland Drexler einen Groll, weil sie nach der Scheidung das Haus verkauft hatte.
„Wenn Roli nicht will, dass er gefunden wird, wird er das nicht“
Tagsüber lichtete sich der Nebel, und neben Hunderten Polizisten – sie kamen auch mit Panzerwagen – waren auch zwei Helikopter-Crews auf der Suche nach dem Verdächtigen und seinem grauen VW Caddy (Kennzeichen RO 231 EL). „Wenn Roli nicht will, dass er gefunden wird, dann wird er das auch nicht“, sagen Bekannte, denn der Gesuchte hatte im Bezirk Rohrbach schon mehrere Jagdreviere und kennt die Wälder und Donauschluchten wie kaum ein anderer. „Entweder liegt er schon wo tot, oder er hat noch etwas vor“, befürchtete man in Altenfelden und Kirchdorf ein Drama wie in Stiwoll (Stmk.), wo vor sieben Jahren Friedrich Felzmann (52) zwei Nachbarn erschossen hatte und seither verschwunden ist – die Angst blieb, dass er wieder auftaucht und zuschlägt.
Schütze soll drei Waffen bei sich haben
Bereits über 24 Stunden läuft bereits die Fahndung nach Roland D. Neue Erkenntnisse gab es schließlich Dienstagvormittag bei einer Pressekonferenz in Oberösterreich. Der Jäger gilt weiterhin als „sehr gefährlich“. Zudem soll er drei Waffen bei sich haben. Es werden zwei Langwaffen und eine Faustfeuerwaffe in seinem Besitz vermutet. Auch seine beiden Hunde wurden an seinem Wohnort gefunden.
Viele Personen hatten sich seit Montag bei der Polizei gemeldet, da sie Probleme mit dem Mordverdächtigen befürchten. Mittlerweile erhielten 50 Leute Personenschutz und wurden an sichere Orte gebracht. Ein Dienstfahrzeug des 56-Jährigen wurde von der Polizei beschlagnahmt. Zudem wurden alle Wohnsitze von D. durchsucht. Unter anderem sein Hauptwohnsitz in Altenfelden und mehrere Zweitwohnsitze.
Seit Montagnachmittag befanden sich rund 250 Organe im Einsatz.
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