Horror in Urlaubsorten
Spanien: Flut ist noch nie dagewesene Katastrophe
Nachdem Italien und Frankreich in den vergangenen Wochen von heftigen Unwettern heimgesucht wurden, kommt es nun in Spanien zu schweren Überschwemmungen. Es gibt bereits mehr als 60 Todesopfer, die Regierung spricht von einer noch nie dagewesenen Katastrophe. Besonders schwer betroffen sind die Urlaubsregionen Andalusien, Murcia und Valencia.
Alleine in der Region Valencia sind mindestens 51 Menschen ums Leben gekommen, berichtete der spanische Staatssender RTVE unter Berufung auf die Regionalregierung. „Es wurden Tote gefunden, aber aus Respekt vor den Angehörigen werden wir keine weiteren Angaben machen“, hatte der Regierungschef der Region, Carlos Mazón, bereits zuvor bekannt gegeben. Mehrere werden Menschen vermisst.
Fast 500 Milliliter Regen in nur acht Stunden
Vielerorts liefen die Rettungsarbeiten weiter. Besonders schlimm war die Lage in den bei Urlaubern sehr beliebten Mittelmeerregionen Andalusien, Murcia und Valencia. Dort wurden vielerorts Straßen, Häuser und Felder überschwemmt sowie Autos und Bäume von den Wassermassen mitgerissen. In einigen Orten wie Turis und Utiel wurden Niederschlagsmengen von bis zu 200 Millimetern gemessen.
Eine Station bei Valencia hat laut UWZ in einem Zeitraum von nur acht Stunden knapp 500 Millimeter Niederschlag pro Quadratmeter aufgezeichnet. Das entspricht etwa einem halben Jahresniederschlag der Stadt Klagenfurt – aber eben in dieser enorm kurzen Zeitspanne.
Noch keine Entspannung am Himmel
Mazón, rief Einwohner dazu auf, sich in höhergelegene Gebiete zu begeben. In einigen Gebieten waren Anrainerinnen und Anrainer in ihren Häusern eingeschlossen und setzten in sozialen Medien Notrufe ab, wie die Zeitung „El País“ berichtete. Das Regengebiet, über das schon seit Tagen viel berichtet worden war, soll am heutigen Mittwoch gen Nordosten weiterziehen.
Für große Teile des Landes gilt aber weiter eine Unwetterwarnung. Erst am Donnerstag werde sich die Lage in ganz Spanien wieder komplett entspannen, teilte der Wetterdienst Aemet mit.
Straßen wurden zu reißenden Flüssen
Der Wetterdienst Aemet berichtete auch von Hagel und starken Windböen. Flüsse traten über die Ufer, vielerorts wurden Straßen, Häuser und Felder überschwemmt, Autos und Bäume von den Wassermassen mitgerissen. Straßen verwandelten sich in reißende Flüsse, im Süden und im Osten Spaniens mussten zahlreiche Autobahnen und Landstraßen gesperrt werden. Auch der Flug- und der Bahnverkehr wurde beeinträchtigt. An vielen Schulen und Universitäten fiel der Unterricht aus.
Wegen eines Steinrutsches geriet ein AVE-Hochgeschwindigkeitszug auf dem Weg von Málaga nach Madrid kurz nach Beginn der Fahrt mit 291 Passagieren an Bord nahe der Gemeinde Álora aus den Gleisen. Dabei habe es aber keine Verletzten gegeben, teilte die spanische Bahngesellschaft Renfe mit.
Klimawandel flutet Urlaubsregionen
Der Klimawandel verstärkt im Herbst die Häufigkeit und Intensität schwerer Überflutungen im Mittelmeerraum. Höhere Temperaturen führen zu einer stärkeren Verdunstung von Wasser aus dem Mittelmeer, was die Atmosphäre mit zusätzlicher Feuchtigkeit anreichert.
Wenn diese feuchten Luftmassen auf kühlere Luft treffen, entstehen extremere und länger andauernde Regenfälle, die in den bereits oft regenreichen Herbstmonaten zu Überschwemmungen führen können.
Zusätzlich tragen intensivere Hitzewellen im Sommer und veränderte Windmuster zur Verlagerung und Verstärkung von Stürmen bei, was das Überflutungsrisiko weiter erhöht und Menschen, Städte und die Landwirtschaft stark belastet.
Rettungskräfte kommen nicht in betroffene Gebiete
Radio- und Fernsehsender erhielten Hunderte von Hilferufen von Bürgern, die in überschwemmten Gebieten eingeschlossen waren oder nach Angehörigen suchten. „Wenn (die Rettungsdienste) nicht eingetroffen sind, liegt das nicht an fehlenden Mitteln oder mangelnder Bereitschaft, sondern an einem Zugangsproblem“, erklärte Mazón.
Es sei derzeit „absolut unmöglich“, bestimmte Gebiete zu erreichen. Die lokalen Rettungsdienste haben die UME, eine auf Rettungseinsätze spezialisierte Militäreinheit, um Unterstützung gebeten.
Entwarnung erst für Donnerstag erwartet
Über Mallorca und den anderen Balearen-Inseln war das Unwetter mit Starkregen bereits am Montag gezogen. Inzwischen hat sich die Situation dort wieder beruhigt, obwohl für einige Gebiete – darunter auch auf Mallorca – noch die Unwetterwarnung Gelb galt. Erst am Donnerstag soll sich laut Aemet die Lage in ganz Spanien wieder komplett entspannen.
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