Die LIVA-Affäre ist noch lange nicht vom Tisch: Nun soll Dietmar Kerschbaum selbst die Rekonstruktion der Chats durch eine Kanzlei in Auftrag gegeben haben. „Aufklärer“ Meinhard Lukas fördert neue Facetten zu Tage. Indes brodelt die Gerüchteküche um weitere Mitwisser. Und: Schon in den nächsten Tagen könnte es eine künstlerische Leitung geben – vorübergehend!
Die Linzer Veranstaltungsgesellschaft LIVA – und damit auch das Brucknerhaus – steht seit gestern endgültig ohne Führung da: Mit Dietmar Kerschbaum wurde im Juli der künstlerische Direktor entlassen, gestern wurde bekannt, dass nach einer Freistellung des kaufmännischen Leiters René Esterbauer nun die (einvernehmliche) Auflösung des Dienstverhältnisses mit 31.Mai 2025 erfolgt, wir berichteten bereits darüber.
Nicht Esterbauer alleine wusste von Chats
Sein „falscher Umgang“ mit den Chats hat zum Dienstende geführt. Aber wie kam er zu den Chats?
Heute hat der Aufsichtsrat der LIVA eine außerordentliche Sitzung abgehalten, an der auch der geschäftsführende Vizebürgermeister Dietmar Prammer als Eigentümervertreter teilgenommen hat. Dabei wurde rekonstruiert, wie der besagte Chatverlauf im Juli aufgetaucht ist.
Anwaltskanzlei im Hintergrund
Am 16. Juli wurde die LIVA telefonisch von einer Anwaltskanzlei kontaktiert, die bis Mitte März 2024 für die LIVA tätig war. Seitens der Kanzlei wurde nachgefragt, ob im Bereich der LIVA noch ein Zugriff auf die LIVA-Mailadresse des damals bereits entlassenen Kerschbaum bestehe.
Chats wurden rekonstruiert
Nach dem Telefonat zeigte eine Nachschau, dass im Bereich der LIVA tatsächlich noch ein Zugriff auf die Mailadresse bestand. Dabei ist auch die fragliche Nachricht der Anwaltskanzlei aufgefallen. Diese Nachricht enthielt im Anhang die Chatnachrichten zwischen Luger und Kerschbaum. Offensichtlich hat sie die Anwaltskanzlei im Auftrag von Kerschbaum auf dessen Mobiltelefon rekonstruieren lassen.
Keine Handlungsanweisung von Luger
Ein Ausdruck dieser Nachricht der Anwaltskanzlei (samt Anhang mit den Chats) wurde René Esterbauer LIVA-intern noch am 16.7.2024 in seiner Funktion als Geschäftsführer ausgehändigt. Er kontaktierte daraufhin den damaligen Bürgermeister Klaus Luger telefonisch. Nach der Schilderung von René Esterbauer bekam er von Luger in diesem Zusammenhang keine Handlungsanweisung.
Aber: Esterbauer hat in der Folge als Geschäftsführer soweit ersichtlich keine Schritte zur Klärung dieses Sachverhalts gesetzt. Das sind die neuesten Details, die der neue LIVA-Aufsichtsratsvorsitzende Meinhard Lukas, der die Causa durchleuchtet, berichten kann. Seine Recherchen werden aber noch weitergehen.
Rasch neue künstlerische Leitung – vorübergehend
Die beiden Geschäftsführerpositionen sollen möglichst noch dieses Jahr international ausgeschrieben werden. Ein Ausschuss des Aufsichtsrats arbeitet intensiv an einer Empfehlung für den Prozess. Die Auswahl der Geschäftsführer wird erst nach der Bürgermeisterwahl erfolgen.
Für die interimistische künstlerische Leitung könnte es eine Lösung in den nächsten Tagen geben.
Gerüchte um Chat-Mitwisser
Indes brodelt die Gerüchteküche um weitere Chat-Mitwisser, darunter soll ein Spitzenbeamter/eine Spitzenbeamtin des Magistrats sein. Der geschäftsführende Vizebürgermeister und amtierende LIVA-Eigentümervertreter Dietmar Prammer (SPÖ) erklärt, dass die betreffende Person laut Esterbauer über den Eingang des Mails, aber nicht über konkrete Inhalte informiert gewesen sein soll. Zudem hätte die Person keine Funktion in der LIVA, könne also gar nicht belangt werden. Er ortet hier vor allem „Wahlkampf auf dem Rücken der Mitarbeiter“.
Immerhin sei am 12. Jänner in Linz die Bürgermeisterwahl zu schlagen. „Dabei versuchen wir nur, die LIVA und das Brucknerhaus mit der korrekten Abarbeitung der Causa endlich in ruhige Fahrwasser zu bringen!“
Handshakes und Kontrollausschuss
Die Reaktionen der anderen Parteien ließen nicht lange auf sich warten. VP-Gemeinderat und Kontrollausschussmitglied Michael Obrovsky kritisiert zum einen den „Golden Handshake mit Verschwiegenheitspflicht“ für Esterbauer. Er verlangt außerdem: „Im nächsten Kontrollausschuss muss die Magistratsspitze jedenfalls Rede und Antwort stehen.“
Dem kann auch Michael Svoboda, Gemeinderat Grüne und Mitglied im LIVA-Aufsichtsrat, etwas abgewinnen. Für FP-Stadtrat Michael Raml konnte einiges geklärt werden, aber: „Insgesamt zeige sich ein untragbares Sittenbild der politischen Unkultur, das weiterhin nach umfassender Aufklärung verlangt.“
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